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Riesengroß und gestochen scharf

Rundfunktechnik. - Gestern Abend war die offizielle Eröffnung der Internationalen Funkausstellung Ifa in Berlin. Seit heute früh strömen die Massen und sie bekommen vor allem noch mehr und noch größere Bildschirme zu sehen. Ebenfalls in Berlin präsent ist die entsprechende Darstellungstechnologie, der so genannte HDTV, das hochauflösende Fernsehen. Der Wissenschaftsjournalist Gerd Pasch erläutert es im Gespräch mit Ralf Krauter.

    Krauter: Herr Pasch, wenn man den Vorberichten trauen darf, dann ist hochauflösende Fernsehen, das so genannte HDTV, dieses Jahr erneut eines der großen Themen der Ifa. Fünfmal höhere Auflösung als bisher und gestochen scharfes Bild, so lauten ja die Versprechen der Hersteller. Werden die neuesten Bildschirme, die in Berlin zu sehen sind, denn diesem Versprechen gerecht?

    Pasch: Absolut. Ich habe hier Fernsehbilder vor mir, die sind wirklich gestochen scharf. Die ARD sendet ja hier auf der Ifa nach 40 Jahren Farbfernsehen auch das Fernsehen der Zukunft in HDTV auf die Plasmaschirme und LCD-Schirme, in Diagonalen von 1,50 bis 2,50 Meter. Und es ist ein Testkanal des digitalen Angebots. Und generell kann man schon sagen, was bisher in den Geschäften zu kaufen war, das sind die Bildschirme mit der 2,5 mal besseren Auflösung, HDready, und die beste Qualität, HDTV, die wird jetzt auch unter dem Kürzel HDready, aber mit dem Zusatz 1080p vermarktet. Immerhin gibt es schon von dieser HDready-Technik 4 Millionen Flachbildschirme im Markt.

    Krauter: Klingt alles kompliziert mit diesen Kürzeln, die der Laie alle nicht so parat hat. Aber es ist de facto ein Quantensprung in der Bildqualität. Die Frage ist jetzt bloß, wie und wann komme ich denn jetzt zuhause an die passenden Bilder für solch einen tollen Fernseher? Über die Antenne ja bisher nicht, oder?

    Pasch: Das wird auch in Zukunft nicht so sein. Erst einmal werden diese Kinofilme in der HD-Qualität über Festplatten und DVDs, also HD-DVDs und BluRay-Discs verbreitet. Programme gibt es allerdings auch schon, aber das nur über den Satelliten. Und dafür braucht man eine HD-taugliche Set-Top-Box, die man neben den Fernseher stellt, die dann das Satellitensignal umwandelt und auf den Monitor bringt. Im Kabel wird es das etwas später geben. Und die Antenne, ja, das sagte ich ja gerade schon, schon gar nicht. Aber ein kabelgebundenes System steht am Horizont auch bereit, um HD-Programme zu verbreiten: das ist das Internet, unter dem Kürzel IPTV bekannt. Und die Telekom und andere Netzbetreiber bauen ja ganz heftig am DSL-Netz der Zukunft, das dann mehrere Fernsehkanäle in HDTV-Qualität ermöglicht.

    Krauter: Satellit, Kabel, Internet. Es gibt also mehrere konkurrierende Verfahren, um die Bilder zum Verbraucher zu bringen. Kann man denn heute schon absehen, welcher dieser Vertriebswege vielleicht am Ende sich durchsetzen wird?

    Pasch: Ich setze eigentlich ganz stark auf das Internet, weil das die größte Reichweite verspricht, auch in Zukunft mobil erreichbar wird. Über Technologien, die noch so am Horizont stehen, WiMax zum Beispiel ist ein Weg, mittlerweile. In der mittelfristigen Lage wird sicherlich der Satellit das HD-Signal verbreiten. Ich sagte eingangs, auf der Antenne wird es nicht möglich sein, so schnell HD in Deutschland verbreiten, dafür sind einfach auch die Netzkapazitäten nicht dar. In Frankreich hingegen wird das sehr stark ausgebaut und in Großbritannien auch. Da kann man über die Antenne dann HD-Fernsehen empfangen.

    Krauter: Wie läuft die Übertragung technisch? Braucht man dann neue Komprimierungsverfahren, um diese Fülle an Daten schneller ans Ziel zu bringen?

    Pasch: Ja, braucht man. In der Vergangenheit hat sich ja der DVB-Standard durchgesetzt, das ist ein Komprimierungsverfahren nach dem MPEG-Standard, nach dem MPEG-2, ich muss das Kürzel jetzt einfach nennen. Die ist nicht geeignet für HDTV in die Kapazitäten. Allerdings hat man das auch, haben die Forscher nicht geschlafen, sondern sie haben eine Ergänzung entwickelt, und die heißt jetzt MPEG-4. Und das ist um die Hälfte weniger Datenrate bei der gleichen Qualität. Und damit lässt sich dann auch HD TV über andere Vertriebswege wie zum Beispiel die Antenne und auch über das Internet sehr komfortabel verbreiten.

    Krauter: Wann genau plant denn die ARD den Einstieg in die schöne neue Fernsehwelt? Testprogramme gibt es ja offenbar bereit.

    Pasch: Genau. Das wird aber nach der Ifa wieder abgeschaltet, das Festivalprogramm. Es wird sicherlich noch ein paar Jahre dauern, bis 2010, so sagt man hier, werden wir noch warten müssen, bis die ARD HDTV sendet. Vor allem, sie hat ja auch nicht so viel Software, so viel Programme in dieser Qualität.