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''Riesenosterküken'' entdeckt

Paläontologie. - Dass kleine Dinosaurier Federn wie Vögel hatten, wissen die Paläontologen seit einem Jahrzehnt. Doch jetzt haben Paläontologen in der nordchinesischen Provinz Liaoning den bislang größten Federträger der Erdgeschichte entdeckt: Yutyrannus huali, ein primitives Mitglied der Familie der Tyrannosaurier. In der aktuellen "Nature" wird er vorgestellt.

Von Dagmar Röhrlich |
    Unter modischen Gesichtspunkten war Yutyrannus huali vielleicht nicht die überzeugendste Kreation der Evolution: ein knapp 1,5 Tonnen schwerer, neun Meter langer Raubsaurier, der Rachen starrend von langen, dolchartigen Zähnen, und dann hatte er auch noch reißende Klauen an den für einen T. Rex-Verwandten langen Armen:

    "Yutyrannus huali war ein Raubsaurier, der wohl kleinere Saurier gefressen hat und Säugetiere. Er zählte zu den primitiven Tyrannosauroiden."

    Am bizarrsten war jedoch sein Körperschmuck, erklärt Corwin Sullivan vom Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie in Peking: Das monströse Tier hüllte sich in ein schütteres Federkleid:

    "An diesen ungewöhnlich gut erhaltenen drei Fossilien haben wir an verschiedenen Körperteilen Feder gefunden. Es sieht so aus, als wären zumindest große Teile des Körpers mit Federn bedeckt gewesen, wenn nicht sogar das gesamte Tier. Diese Federn sahen sehr zottelig aus, denn sie ähnelten eher den ersten flaumigen Daunen eines Hühnerkükens als den Federn eines ausgewachsenen modernen Vogels."

    Die Federn waren mindestens 15 Zentimeter lang, am Nacken mehr als 20 Zentimeter, an den Oberarmen etwas kürzer. Nicht ganz klar ist, wozu Yutyrannus seine Federn brauchte. Sullivan:

    "Sie dienten wohl der Isolierung, so wie die Federn der Vögeln. Wir halten es auch für möglich, dass die Federn bunt gefärbt waren und der Werbung dienten."

    Mit seinem Gewicht von fast anderthalb Tonnen war Yutyrannus zwar erheblich leichter als sein berühmt-berüchtigter Cousin T. rex, aber er wog um ein Vielfaches mehr als alle bislang bekannten Federträger unter den Dinosauriern. Da große, schwere Tiere in der Regel nicht so schnell auskühlen wie kleine, muss das Klima zu Lebzeiten von Yutyrannus eher kühl gewesen sein:

    "Darauf deuten neue geochemische Hinweise für die Zeit zwischen 130 und 112 Millionen Jahren hin, also für die Zeit, in der Yutyrannus lebte. Damals war es für kreidezeitliche Verhältnisse recht kühl. Das Klima glich wohl eher dem von heute."

    Die Fossillagerstätte von Liaoning ist einmalig. Denn zu Lebzeiten von Yutyrannus rollten durch einen intensiven Vulkanismus immer wieder Aschewolken über das Land. So entstanden besondere Bedingungen, durch die selbst Weichgewebe wie Federn oder Haut konserviert werden konnten, erzählt Corwin Sullivan. Denn normalerweise bleiben selbst vom größten Saurier höchstens ein paar Knochen. Vielleicht, so spekuliert der Paläontologe deshalb, waren Federn unter fleischfressenden Sauriern sehr viel verbreiteter als gedacht. Und so öffnet Yutyrannus huali, der zu deutsch "schöne gefiederte Tyrann" heißt, Raum für ganz neue Überlegungen.