Eigentlich sind sie ein und derselbe und doch sind sie drei, sind geteilt und getrennt und so liegen sie auch getrennt, jeder auf seiner nackten Holzpalette da vorn am Bühnenrand. Dabei sind sie selbst nackt bis auf die ausgebeulten Unterhosen, die ihnen um die Hüften schlottern wie das Tuch des Gekreuzigten. So liegen sie da zu Beginn diese drei jungen Schmerzensmänner und so werden sie daliegen zum Schluss, während die Frau im Hintergrund, die Mutter wohl, ununterbrochen Kartoffeln schält, inmitten der vollgefüllten Bottiche stumm bleibt und schält und nicht aufhört. Im Gegensatz zu ihr werden die drei sprechen und das manisch, mal allein, mal im Chor, werden ansprechen gegen patriarchale Gewalt, gegen die Norm eines übermächtigen Katholizismus und gegen die brutale Unterdrückung homosexueller Gefühle. Einzelne Worte sprechen sie erst, denn "wild wuchern die Wörter in ihrem Kopf, sie suchen noch, um dann schließlich doch mit der letzten großen Wahrheit herauszudonnern, die hinter allem steht".
Das ist es, was sie niederhält, das hat man ihnen eingebläut in der Enge der bäuerlichen und erzkatholischen Welt Kärntens, aus der Josef Winkler stammt und in die er mit seinen Texten immer wieder manisch zurückkehrt. Da hocken sie also, sitzen, verkrampfen sich, versuchen sich zu erheben, sich zu recken und fallen doch zunächst immer wieder hart hin. Dann betasten sie sich, so als müssten sie sich ihrer immer wieder neu vergewissern und manchmal schauen sie nach oben, zum Himmel, so als wäre da einer. Der italienische Regisseur Antonio Latella hat für das Ringen um das Leben, das bei Josef Winkler immer ein Ringen mit und um Sprache ist, Bilder gefunden ohne zu bebildern und hat dabei zugleich der übermächtigen Sprache eine Art krampfhafte Körperlichkeit entgegengesetzt. Und wenn sie, für Augenblicke zumindest, sich diese Sprache errungen haben, dann können sie sich sogar aufrichten, Mensch werden:
"Ich konnte dem Seelentod lange nicht entgehen.
Bis ich mit den Mitteln meiner Sprache in einem langsamen und mühseligen Prozess Waffen gegen mein Seelensterben gefunden hatte."
Regisseur Antonio Latella hat die ewig eine Stimme, die aus allen Werken von Josef Winkler spricht, in ein Triptychon aufgefächert und damit zugleich den verschiedenen Stimmen dieser einen Stimme Ausdruck verliehen. Dem Schriftsteller in der Mitte sind dabei ein Priester und ein Transvestit, wie es im Programmheft heißt, zur Seite gestellt. Sie verkörpern gleichsam die unheilbar katholische Seite und jene, die den Tabubruch wagt und mit obszöner Direktheit etwa von körperlichen Begierden spricht, die mit ihrer Homoerotik zudem auch noch außerhalb der sogenannten Norm liegen. Und auch wenn Latella weit davon entfernt, ist hier Figuren zu individualisieren, so übernimmt doch etwa letzterer manchmal, wenn auch nur andeutungsweise etwas von dem Bewegungskanon eines Transvestiten und spielt zugleich auch den Belzebub in dieser unheiligen Trinität.
"Du sollst Unzucht treiben, wenn dir ein Junge lieber als ein Mädchen ist. Du sollst den Jungen lieben, wie dich selbst. Du sollst töten, wenigstens ein Tier töten, wenn dein Vater dich schlägt."
Hier in der bewussten Pervertierung der Gebote, hier oder auch, wenn der Transvestit genüsslich die Details von Begegnungen mit fremden Strichern ausbreitet, hier wird für Momente die Angst, die Todesangst überwunden und plötzlich sitzen die drei zusammen, in der Mitte, vertraut, fast eng, bis die Angst dem Schriftsteller wieder zu Kopf steigt und er sie herausschreit und die anderen auf ihre Schollen verbannt, wo sie einsam erneut niedergeworfen werden.
"Zugpferde ziehen das Leben aus mir."
Dieses Ringen also, es wird nie aufhören, dementsprechend endet auch alles dort, wo es begann: mit den Körpern am Boden. Und so ist "Wild wuchern die Wörter in meinem Kopf" in der Regie von Antonio Latella vor allem eins: die buchstäbliche Verkörperung eines Stücks großer und brachialer Literatur, und das ist gewiss nicht wenig.
Das ist es, was sie niederhält, das hat man ihnen eingebläut in der Enge der bäuerlichen und erzkatholischen Welt Kärntens, aus der Josef Winkler stammt und in die er mit seinen Texten immer wieder manisch zurückkehrt. Da hocken sie also, sitzen, verkrampfen sich, versuchen sich zu erheben, sich zu recken und fallen doch zunächst immer wieder hart hin. Dann betasten sie sich, so als müssten sie sich ihrer immer wieder neu vergewissern und manchmal schauen sie nach oben, zum Himmel, so als wäre da einer. Der italienische Regisseur Antonio Latella hat für das Ringen um das Leben, das bei Josef Winkler immer ein Ringen mit und um Sprache ist, Bilder gefunden ohne zu bebildern und hat dabei zugleich der übermächtigen Sprache eine Art krampfhafte Körperlichkeit entgegengesetzt. Und wenn sie, für Augenblicke zumindest, sich diese Sprache errungen haben, dann können sie sich sogar aufrichten, Mensch werden:
"Ich konnte dem Seelentod lange nicht entgehen.
Bis ich mit den Mitteln meiner Sprache in einem langsamen und mühseligen Prozess Waffen gegen mein Seelensterben gefunden hatte."
Regisseur Antonio Latella hat die ewig eine Stimme, die aus allen Werken von Josef Winkler spricht, in ein Triptychon aufgefächert und damit zugleich den verschiedenen Stimmen dieser einen Stimme Ausdruck verliehen. Dem Schriftsteller in der Mitte sind dabei ein Priester und ein Transvestit, wie es im Programmheft heißt, zur Seite gestellt. Sie verkörpern gleichsam die unheilbar katholische Seite und jene, die den Tabubruch wagt und mit obszöner Direktheit etwa von körperlichen Begierden spricht, die mit ihrer Homoerotik zudem auch noch außerhalb der sogenannten Norm liegen. Und auch wenn Latella weit davon entfernt, ist hier Figuren zu individualisieren, so übernimmt doch etwa letzterer manchmal, wenn auch nur andeutungsweise etwas von dem Bewegungskanon eines Transvestiten und spielt zugleich auch den Belzebub in dieser unheiligen Trinität.
"Du sollst Unzucht treiben, wenn dir ein Junge lieber als ein Mädchen ist. Du sollst den Jungen lieben, wie dich selbst. Du sollst töten, wenigstens ein Tier töten, wenn dein Vater dich schlägt."
Hier in der bewussten Pervertierung der Gebote, hier oder auch, wenn der Transvestit genüsslich die Details von Begegnungen mit fremden Strichern ausbreitet, hier wird für Momente die Angst, die Todesangst überwunden und plötzlich sitzen die drei zusammen, in der Mitte, vertraut, fast eng, bis die Angst dem Schriftsteller wieder zu Kopf steigt und er sie herausschreit und die anderen auf ihre Schollen verbannt, wo sie einsam erneut niedergeworfen werden.
"Zugpferde ziehen das Leben aus mir."
Dieses Ringen also, es wird nie aufhören, dementsprechend endet auch alles dort, wo es begann: mit den Körpern am Boden. Und so ist "Wild wuchern die Wörter in meinem Kopf" in der Regie von Antonio Latella vor allem eins: die buchstäbliche Verkörperung eines Stücks großer und brachialer Literatur, und das ist gewiss nicht wenig.