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Rio 2016
Gewalt überschattet Olympische Spiele

In Rio de Janeiro nähren mehrere Schusswechsel zum Teil mit Toten die Sorge um die öffentliche Sicherheit bei den Olympischen Spielen. Bereits vorher hatte es wegen der hohen Zahl an Gewalttaten Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Brasilien setzt deshalb auf ein Großaufgebot von Militär, Polizei und Nationalgarde. 

Von Carsten Upadek | 11.08.2016
    Ein Soldat der Nationalgarde schwebt in Lebensgefahr, zwei weitere wurden verletzt, als mutmaßliche Mitglieder einer Drogenbande gestern Abend das Feuer auf ihr Fahrzeug eröffneten. Die Soldaten hatten sich im Favela-Komplex Maré verirrt. Der Zusammenschluss aus mehreren Armenvierteln mit schätzungsweise 170.000 Einwohnern befindet sich zwischen Rios internationalem Flughafen und dem Stadtzentrum.
    Nicht weit entfernt, im Favela-Komplex Alemão, wurden gestern eine Anwohnerin und ein Militärpolizist durch Schusswechsel zwischen Polizei und Drogenbanden getötet. Auch heute meldeten Anwohner wieder Schießereien.
    Für Juni 2016 meldet das Institut für öffentliche Sicherheit im Staat Rio de Janeiro 376 Todesopfer durch Gewalteinwirkung, das sind 104 mehr als im Juni 2015. In den ersten fünf Monaten 2016 wurden durchschnittlich sogar 428 Menschen getötet, also fast 14 pro Tag.
    Brasiliens Sicherheitsstrategie für die Olympischen Spiele basiert auf insgesamt 88.000 Soldaten und Sicherheitskräften, die abwechselnd für Ruhe und Ordnung sorgen sollen und vorwiegend im touristischen Süden der Stadt und um die Olympia-Wettkampfstätten stationiert sind.
    Allerdings gibt es auch da immer wieder Zwischenfälle: Im Pressezelt des Deodoro-Komplexes, wo unter anderem die Reitsportwettbewerbe stattfinden, fand sich am Samstag eine Gewehrkugel, die wohl aus einer angrenzenden Favela stammt. Gestern war während des Dressurreitens ein intensiver Schusswechsel zu hören. Eine Gefahr für Sportler und Besucher bestand jedoch nicht: Wie ein General am Abend erklärte, habe es sich dabei um eine Übung auf dem naheliegenden Militärstützpunkt gehandelt.