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Rio 2016
Sondereinsatz im olympischen Dorf

Die Unterkünfte im olympischen Dorf in Rio sorgten längst für Unmut. Nicht bewohnbar – lautet das harte Urteil von Kitty Chiller, Delegationschefin des australischen Teams. 650 Handwerker, Elektriker, Feuerwehrleute und Reinigungskräfte arbeiten nun auf Hochtouren, um die Mängel schnell zu beseitigen.

Von Anne Herrberg | 27.07.2016
    Blick in ein Athleten-Zimmer im olympischen Dorf in Rio.
    Nach einem Sondereinsatz von Handwerkern haben sich die Mängel in den Athletenunterkünften verringert. (AFP/ Yasuyoshi Chiba)
    Es sollte der Beginn einer wunderbaren olympischen Dorfgemeinschaft werden – doch dann das:
    "In our mind, our building is not habitable"
    Nicht bewohnbar – so das harte Urteil von Kitty Chiller, Delegationschefin des australischen Teams über die Athletenunterkunft. Offene Stromleitungen, verstopfte Toiletten, trielende Rohre. Kurz eine Katastrophe – da half auch das freundliche Angebot von Rios Bürgermeister Eduardo Paes nicht:
    "Ein paar Ausbesserungen muss man immer machen. Damit die Australier sich zuhause fühlen, stellen wir ihnen auch gern ein Känguru hin."
    Besser wäre ein Klempner, konterte die Australierin – schließlich haben sich auch Schweden, Argentinien und Spanien beschwert. Deutschland hätte Mängel vor rund einer Woche durch eigene Handwerker beseitigt, erklärte dagegen Alfons Hörmann, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes. Insgesamt waren bei 15 der 31 Wohnblöcke Probleme aufgetreten.
    Bauherr ist unter anderem Brasiliens größter Baukonzern Odebrecht, der 2014 wegen des halb fertigen WM-Stadions in Sao Paulo in der Kritik geraten ist. Derzeit steht er im Zentrum eines gigantischen Korruptionsskandals und kämpft mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
    Das Olympische Komitee in Rio hat inzwischen eine Sondereinsatztruppe zum olympischen Dorf geschickt, bestätigte Direktor Rodrigo Tostes.
    "Der Fokus liegt darauf, alle Probleme zu lösen, sodass die Athleten ihr olympisches Dorf bald ungehindert genießen können."
    Handwerker und Reinigungskräfte im Sondereinsatz
    650 Handwerker, Elektriker, Feuerwehrleute und Reinigungskräfte sind zusätzlich vor Ort und arbeiten auf Hochtouren – spätestens bis zum Wochenende sollen die Athletenunterkünfte bezugsfertig fertig sein. Immer auf den letzten Drücker stöhnen die einen – andere halten die Aufregung übertrieben, wie die 20-jährige brasilianische Kanutin Ana Sátila:
    "Mir hat das Quartier der Brasilianer sehr gefallen, es ist ein tolles Gefühl, endlich hier zu sein, und es funktioniert auch alles, ich finde es wunderbar."
    Auch von der australischen Delegation zeigt sich inzwischen hoffnungsvoll:
    "Es war ein sehr positiver Tag heute, viele in unserem Team, darunter auch Athleten, sind heute mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht durchs olympische Dorf gelaufen, denn es gab einen riesigen Fortschritt. Ich selbst habe im Laufe des Mittwochs ein Treffen mit Rios Bürgermeister für die Schlüsselübergabe. Ich habe auch ein kleines Geschenk für ihn dabei. Also alles bestens. Und ich möchte noch mal Danke sagen für die enorme Unterstützung, die wir erfahren haben."
    In brasilianischen Medien wird derweil gerätselt, was Kitty Chiller Rios Bürgermeister mitgebracht hat – vielleicht ein Stoff-Känguru? Oder doch einen Esel?