Es ist einmal das so genannte Schlaggeräusch. Wenn der Rotor am Mast vorbei streicht, dann macht es immer schlapp, schlapp, das hört man. Das ist auch auffällig, also diese Vodulation - so nennen wir das - die ist einfach auffällig, der kann man sich schlecht entziehen. Das zweite sind in diesem Fall Getriebegeräusche, und so etwas ist nachts besonders unangenehm für die Betroffenen.
Rainer Guski - Psychologieprofessor in der Ruhr-Universität Bochum - hat sie alle gelesen: Studien über die Geräuschbelästigung durch Windenergieanlagen. Die jüngste Untersuchung - aus dem Jahre 2002 - stammt aus Schweden. Demnach fühlen sich 36 Prozent der Menschen, die in unmittelbarer Nähe der Windparks wohnen, durch ausgehende Geräusche erheblich belästigt:
Lästigkeit ist vielleicht auf den ersten Blick ein weicher Begriff, ist aber das Härteste, was wir in der Lärmwirkungsforschung tatsächlich haben. Das heißt, wir haben hier einen Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen der Lautstärke von Windenergieanlagen und dem mittleren Urteil über die Lästigkeit von den Anwohnern.
Doch nicht nur Lärm, sondern auch die Bewegung der Rotorblätter nervt die Menschen. Experten sprechen von "Bewegungssuggestion". So kann der so genannte "Schlagschatten", je nach Sonnenstand, mehrere Kilometer weit reichen. Anwohner erleben es durch rhythmischen Wechsel von hell und dunkel, erklärt Rainer Kindel vom Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen:
Ja, es betrifft insbesondere die Einwirkungen im Bereich von Wohngebäuden, dass durch die Modulation des Lichts, also diese Hell-Dunkel-Effekte, doch schon sehr starke Störungen einfach auftreten, wenn ich ein Ruhebedürfnis habe.
Kieler Forscher fanden heraus, dass sich die Anwohner immer nur kurze Zeit in den betroffenen Wohnräumen aufhielten, auch Tätigkeiten im Freien wurden stark eingeschränkt. Solche belastenden Situationen können letztlich auch körperliche Erkrankungen auslösen. Wissenschaftlich bewiesen indes sind "somatische Schäden" - sekundär ausgelöst durch Windenergieanlagen - bis heute allerdings nicht:
Die Ärzte interessiert ja, was sind denn die Wirkungen, die ausgehen von solchen Anlagen auf Menschen. Und es geht ja auch nicht darum, prinzipiell den alternativen Ansatz für die Gewinnung neuer Energien zu diskriminieren, ganz und gar nicht, sondern da wird man streiten müssen und da wird man überlegen müssen.
Umweltmediziner Prof. Heyo Eckel, Präsident der Ärztekammer Niedersachsen, wünschte sich mehr Forschung über die sozialen und gesundheitlichen Folgewirkungen, ausgelöst durch Windkraftanlagen. Die Defizite hierzu sind immens. Seit Jahren beantragt Prof. Rainer Guski aus Bochum entsprechende Forschungsgelder, stieß aber bislang bei den Politikern auf taube Ohren:
Diesmal hab’ ich in diesem Jahr erstmals gesehen, dass das Bundesministerium für Umwelt eine Ausschreibung plant zur Akzeptanzforschung von Windenergieanlagen. Das ist eine Sensation! Wir haben das zehn Jahre lang nicht gehabt. Das war politisch bisher nicht so erwünscht, schien mir, bzw. die Prioritäten waren einfach woanders.
Bei konventionellen Anlagen weiß man wesentlich mehr. Als Folge fossiler Energienutzung sterben zum Beispiel allein in den USA jährlich 30.000 Menschen - an Lungenleiden und Asthma. 70.000 Menschen starben in Tschernobyl nach dem Atomunfall. Diese Rechnung machte der Bundesverband Windenergie auf - passend präsentiert in Form eines Beipackzettels. Carlo Reeker - Leiter der Osnabrücker Bundesgeschäftsstelle:
Wir wollen eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung für die Nutzung regenerativer Energien. Und somit müssen wir uns auch dem Dialog stellen, und müssen auf Fragen antworten, was Lärmemission angeht, was Schattenwurf angeht. Ich denke, das ist für uns positiv, dass es aufgenommen wird, dieses Thema, und wir stellen uns dieser Verantwortung.