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Risiko Grüne Gentechnik

Gentechnik. - Auf immer größeren Flächen werden heute gentechnisch manipulierte Pflanzen angebaut. Die USA gelten als ein Vorreiter dieser Entwicklung, was amerikanische Wissenschafter mit Sorge erfüllt. Sie fordern jetzt schärfere Regeln beim Umgang mit gentechnisch veränderten Pflanzen. In einem Bericht der amerikanischen Akademie der Wissenschaften mahnen die Autoren eine bessere Regulierung des Anbaus und mehr Forschung über die ökologischen Auswirkungen an.

    Das Risiko, das durch den Anbau gentechnisch manipulierter Pflanzen entsteht, ist durch die Größe der Anbaufläche und die Dauer des Anbaus begrenzt. "Aber wenn das Ganze in kommerziellem Rahmen durchgeführt wird, dann wird eine große Fläche über einen langen Zeitraum gentechnisch manipulierten Pflanzen ausgesetzt", betont David Andow von der Universität von Minnesota. "Das müssen wir beobachten - und zwar noch lange nach der Markteinführung." Nach Meinung der Verfasser des Berichtes sollte die Regierung Geld für die Überwachung zur Verfügung stellen, etwa um effektivere Beobachtungssysteme zu entwickeln. Außerdem sollten Biologen und Freiwillige zu qualifizierten Beobachtern ausgebildet werden. Sie könnten rechtzeitig warnen, falls gentechnisch veränderte Pflanzen ein Ökosystem beeinflussen. "Die Landwirtschaftsbehörde sollte mehr Interessensgruppen in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen", rät Andow. "Diese Prozesse müssen einfach transparenter werden, ganz besonders für die Gruppen, die sich für Gentechnik interessieren, entweder weil sie die Entwicklung verlangsamen oder beschleunigen wollen."

    Viele Daten gibt es bislang nicht zu den Auswirkungen der grünen Gentechnik. In Einzelfällen konnten Biologen belegen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen mit Wildpflanzen hybride Nachkommen erzeugen und so artfremde Gene in der Natur verbreiten. Am meisten fürchten Experten die so genannten Non-Target-Effekte. Über solche Nebeneffekte ist so gut wie nichts bekannt. Weil auch niemand sie untersucht habe, sagt Andow: "Wenn niemand hinsieht, wissen wir auch nicht ob es passiert. Vielleicht passiert es nur nicht, weil wir einfach nicht nachschauen." Diese Forschung müsse endlich finanziert werden, fordern die Autoren des Berichts. Die Biotechnik-Industrie ist anderer Meinung. Val Giddings, bei der Biotechnology Industry Organisation, einem Zusammenschluss biotechnischer Unternehmen, zuständig für agrarwissenschaftliche Themen, erklärt: "Dieser Bericht wirft viele Fragen auf, zu denen wir natürlich gerne eine Antwort hätten. Aber die meisten Verfasser sind Ökologen, die an Universitäten forschen. Wenn man ein sicheres Produkt auf den Markt bringen will, muss man nicht auf alle diese Fragen eine Antwort haben."

    [Quelle: Kristin Raabe]