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Roadshow für die eigene Uni

Die private Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Vallendar will das Marketing in eigener Sache weiter ausbauen und noch intensiver um die besten Köpfe werben, vor allem an Schulen. Deshalb schwärmen derzeit Studierende der WHU an Gymnasien aus, erklären dort die Vorzüge der privaten Hochschule und beantworten Fragen.

Von Yvonne Müther |
    Der 23-jährige Thomas Roggendorf drapiert einen Stapel Infobroschüren auf dem Pult, außerdem einen Flyer mit den aktuellen WHU-Rankingpositionen. Zusammen mit einer Kommilitonin will er den etwa 60 Oberstufenschülerinnen heute seine Hochschule schmackhaft machen.

    " Wer will denn BWL studieren? Keiner!? Oh je ... "

    30 Minuten schwärmt Thomas Roggendorf von den sehr guten Studienbedingungen an der WHU, der motivierenden Atmosphäre und betont immer wieder: An den Studiengebühren von 5000 Euro pro Semester ist noch keiner gescheitert. Den Zuhörerinnen gefällt es.

    " - Sehr schön anschaulich, prima. Nur die Finanzierung ist ein Problem, aber da haben sie ja auch Mut gemacht, es gibt Stipendien. Mir gefällt auch die Internationalität gut.

    - Ja, das ist schon eine gute Sache, ein Studium an der WHU, weil man hinterher gute Chancen hat im Berufsleben. "

    Vor genau einem Jahr hat die WHU ihre eigene Marketing-Abteilung gegründet. Für jedes einzelne Programm soll es künftig "Sales-Manager" geben. Die Etiketten erinnern mittlerweile daran, dass es sich hier auch um eine Art Unternehmen handelt, das Bildung produziert - auf einem immer umkämpfteren Markt, sagt Marketing-Managerin Sonja Klose.

    " Dadurch dass das Diplom-Programm von Bachelor und Master abgelöst wird, werden die Abschlüsse vergleichbar und die Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen verschwimmen. Das führt natürlich dazu, dass der gute Ruf des Diploms uns nun nicht mehr zur Verfügung steht, sondern wir haben einen Bachelor von vielen. Da muss man zusehen, dass man sich jetzt differenziert. "

    Das heißt: Infobroschüren gehen direkt an die Schulen, Termine auf Hochschulmessen, Anzeigen in überregionalen Campus-Magazinen. Hochschul-Rektor Michael Frenkel will sich künftig mit den europäischen MBA-Schmieden messen.

    " Wir rechnen damit, dass Studenten nach Abschluss ihres Bachelors vor zwei Fragen stehen. Die erste ist: Gehe ich in das Berufsleben oder mache ich in einem Master-Programm weiter. Dann stellt sich die zweite Frage: Wechsle ich die Hochschule oder vielleicht sogar das Land. Und so wollen wir dann unsere Master-Programme auch mit Leuten ausstatten, die im Ausland vor der gleichen Frage stehen und dann vielleicht nach Deutschland kommen. Studierende werden bestimmt auch mehrere Hochschulen in mehreren Ländern vorweisen wollen. "

    Verdopplung der Studentenzahl gleich Halbierung der Qualität? Das soll es auf keinen Fall heißen, sagt Rektor Frenkel:

    " Wir wollen die Betreuerrelation erhalten. Mit mehr Studenten werden wir also auch mehr Professoren hier haben. Wir zielen darauf ab, dass wir für einen Studienplatz vier Bewerber haben, so dass wir bei Verdopplung natürlich auch mehr Bewerbungen vorliegen haben müssen. "

    Von diesem Diskussionsstand ist die benachbarte staatliche Universität Koblenz noch weit entfernt. Auch wenn es an Aktionen nicht mangelt: Kinderuniversitäten, Labortage für Schulklassen. Für viele Studiengänge sei explizite Werbung jedoch überflüssig, sagt Uni-Sprecher Thomas Metten.

    " Germanistik ist glaube ich seit eh und je ein Fach, was gerne studiert wird. Die Informatik hat über Jahre hinweg einen starken Boom erlebt und zum Beispiel Studiengänge wie die Lehrämter, Jura oder Medizin und dergleichen. Das sind Sachen, die muss man kaum einem beibringen. Das ist klar, worum es geht. "

    Die privaten Hochschulen seien außerdem ein wenig im Vorteil, sagt Metten. Schließlich hätten sie meist nur ein Produkt zu vermarkten.