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Robert Schumann - Konzerte für Klavier und Orchester

Heute geht es um eine neue CD der "Musikproduktion Dabringhaus und Grimm" in Detmold, einer kleinen, aber feinen Schallplattenfirma, die sich von ihren Anfängen mit Schwerpunkt Orgelmusik längst weiterentwickelt hat und heute ein breites Repertoire von klein besetzter Kammermusik bis hin zur Sinfonik anbietet. Da Werner Dabringhaus von Hause aus Tonmeister ist, werden hier die Aufnahmen selbst gemacht, nicht von anderen, zum Beispiel Rundfunkanstalten, preiswert übernommen, sondern nach eigener "audiophiler" Klangphilosophie produziert, was hier heißt: natürliche Akustik ausgesuchter Räume, keine klangverändernden Manipulationen wie künstlicher Hall, Filter, Begrenzer und ähnliches. Ziel ist eine möglichst unverfälschte Wiedergabe mit genauer Tiefenstaffelung, originaler Dynamik und natürlichen Klangfarben. Hinzu kommt eine geschickte Repertoire-Politik mit Blick auch für das weniger Bekannte sowie die Zusammenarbeit mit Musikern, die diese Sorgfalt im Klanglichen zu schätzen wissen. Und dazu gehört seit einigen Jahren kein geringerer als der Pianist Christian Zacharias, einst bei einem der großen multinationalen Schallplattenkonzerne unter Vertrag, heute eher enttäuscht von deren Marktstrategien, bei denen die Musik oft nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint. Zacharias realisierte bei Dabringhaus und Grimm inzwischen eine Solo-CD mit Mozart-Klavierwerken, zusammen mit dem Leipziger Streichquartett Schuberts "Forellenquintett" und zusammen mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne weitere Mozart-Werke, wobei der Pianist hier auch als Dirigent tätig wird. Neueste Frucht der Zusammenarbeit ist eine CD, die die drei wichtigsten Werke für Klavier und Orchester von Robert Schumann umfasst: das Klavierkonzert op. 54, Introduktion und Allegro appassionato op. 92 und schließlich Introduktion und Allegro op. 134. * Musikbeispiel: Robert Schumann - Anfang 1. Satz aus: Konzert für Klavier und Orchester op. 54 Schumanns Klavierkonzert hat Christian Zacharias schon länger im Repertoire. Wir, also der Deutschlandfunk, haben ihn mit diesem Stück bereits zweimal in Konzerten aufgenommen: einmal 1985 mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter Hans Zender, danach 1991 mit dem WDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Hans Vonk. Bei dieser neuen CD-Produktion ist Zacharias nun nicht nur für den Solopart, sondern auch für das Ganze verantwortlich, denn er leitete das Orchestre de Chambre de Lausanne vom Flügel aus. So entstand eine Interpretation aus einem Guss, wie sie nur nach sorgfältiger Probenarbeit mit vielerlei Absprachen vor allem beim Tempo möglich ist, kein Rivalisieren verschiedener Anschauungen, kein selbstverliebtes Virtuosentum auf der einen und irgendwie nur begleitendes Mitlaufen auf der anderen, der Orchester-Seite. Dies tut gerade Schumanns Musik besonders gut, denn schon im Ansatz ist sie nicht auf Nebeneinander, sondern auf Miteinander angelegt. Soli und Tutti stehen sich nicht wie getrennte Blöcke gegenüber, sondern durchdringen sich gegenseitig, oder, wie Clara Schumann, Gattin des Komponisten und Solistin der Uraufführung, notiert: "Das Clavier ist aufs feinste mit dem Orchester verwebt - man kann sich das Eine nicht denken ohne das Andere." * Musikbeispiel: Robert Schumann - Anfang 2. Satz aus: Konzert für Klavier und Orchester op. 54 Neben seiner Karriere als Pianist ist Christian Zacharias inzwischen seit gut acht Jahren auch als Dirigent tätig. Sein diesbezügliches Debüt gab er 1992 beim Orchestre de la Suisse Romande in Genf, es folgten Engagements bei den Bamberger Symphonikern, der Northern Sinfonia, dem Orchestra di Padova e del Veneto, der Dresdner Philharmonie, dem English Chamber Orchestra, dem Zürcher Kammerorchester, der Radio Philharmonie Hannover und dem Nederlands Philharmonisch Orkest. Mit der laufenden Saison hat er seine erste Verpflichtung als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent aufgenommen: beim Orchestre de Chambre de Lausanne, also dem Orchester, mit dem er auch die vorliegende Schumann-CD realisierte. * Musikbeispiel: Robert Schumann - Ende aus 3. Satz aus: Konzert für Klavier und Orchester op. 54 Die Neue Platte - heute mit dem Klavierkonzert von Robert Schumann, das in einer beglückenden Neuaufnahme mit Christian Zacharias und dem Orchestre de Chambre de Lausanne bei der Musikproduktion Dabringhaus und Grimm in Detmold erschienen ist.

Ludwig Rink |