Archiv


Robo-Sapiens im Kinderzimmer

Seit vergangenen Donnerstag ist Nürnberg wieder das Mekka der Spielwarenbranche. Aussteller aus aller Welt präsentieren in den Messehallen noch bis Dienstag ihre Produkte vom klassischen Brettspiel bis zum Dreirad. Mit von der Partie sind dabei natürlich auch computergesteuerte Spielwaren, doch der Computer und Elektronikboom der vergangenen Jahre scheint vorbei - der Markt für solche Spielgeräte stagniert. Dennoch finden sich auch in diesem Jahr Neuheiten, die nicht nur Kinder in ihren Bann ziehen.

Von Wolfgang Nitschke |
    Furby, die interaktive Plüschpuppe, war noch vor wenigen Jahren der Star der Nürnberger Spielwarenmesse - heute verstaubt sie in einem Regal am Rande. Die fünfte Generation des computergesteuerten Plastikhundes reißt niemanden mehr vom Hocker und auch der intelligente Legostein spielt am Stand der Klötzchenfirma nur noch eine Nebenrolle. Spielzeug, welches mit Elektronik voll gestopft ist, liegt nicht mehr so ganz im Trend und so halten sich dann auch die Neuheiten in Grenzen. Doch ganz verschwunden sind die elektronischen Spielkameraden noch nicht. Joker beispielsweise präsentiert den RoboSapien - einen von einem NASA-Physiker entwickelten High-Tech-Roboter, mit 10600 individuell programmierbaren Bewegungsabläufen. Sieben Motoren bedienen dabei sechs Bewegungsachsen - der Beine, Ober- und Unterarme, Handgelenke, Finger oder des Kopfes. Meinrad Flury von Joker:

    Wir haben drei verschiedene Levels, also Stufe eins, zwei, drei. Ich gehe jetzt auf die Stufe Orange und jetzt sehen Sie einen Programmablauf, den ich vorhin programmiert habe. Das ist auch mit Geräusch. Er hat Sensoren - er hat Sprachsensoren, Bewegungssensoren und er hat Berührungssensoren, dass er auch weiß, wenn er an ein Hindernis rankommt und diesem Hindernis ausweicht. Er kann Gegenstände anfassen, kann sie bringen. Und er hat diese menschlichen Züge, die ganz witzig sind, weil er schönen Damen nachpfeift und weil er zwischendurch auch so menschliche Gefühlsbewegungen zeigt.

    Programmiert wird der RoboSapien von einer Fernbedienung aus - bis zu sechs Roboter kann man dabei von dem Terminal steuern und die Bewegungsprogramme abspeichern - vom Fingerspiel bis zum Robo-Break-Dance.

    Da ist schon mehr als die Rechnerleistung von einem Pentium 4 dahinter, weil es gilt, diese Servomotoren synchron zu steuern und das braucht schon Rechnerleitung. Das Problem ist halt, dass man das kompakt zusammenbringt.

    Neu auf der Spielwarenmesse ist auch ein Multimedia/DVD-Controller mit Software für Kinder ab zwei Jahre. Eine kindgerechte Fernbedienung mit großen Knöpfen für Start, Stopp oder Pause, einem leistungsstarken IC und Sensoren. Auf die Sensoren wird dann eine mit der DVD gelieferte Scheibe eingelegt. Und je nachdem, welchen Sensor die Kinder berühren läuft die DVD los. Gerhard Nerreter von der Firma Berchet:

    Wenn ich diese Scheibe hier einlege, haben ich hier verschiedene Möglichkeiten - überall hier tut sich irgendwas, es gibt verschiedene Funktionen, entweder es gibt kleine Geschichten. Hier können die Kinder eben selber festlegen, welche Geschichten sie sehen wollen, wie lange sie sie sehen wollen, ob sie eine kleine Pause machen wollen. Das ist eben auch sehr kindgerecht gehalten. Sie haben sehr viele verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel kann man hier auch lernen: hier zum Beispiel geht es darum, Buchstaben zu erkennen und zuzuordnen - hier zum Beispiel die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Geschichten.

    Der Controller für Kleinkinder funktioniert auch mit der Playstation oder der Xbox und soll alle handelsüblichen DVD-Spieler automatisch erkennen. Für die großen Kinder und das Kind im Manne gibt es auch noch etwas Neues auf der Spielwarenmesse: Die so genannte "Mobile-Station" von Märklin - sie läutet die dritte Generation der digitalen Eisenbahnen ein und kombiniert den guten alten Trafo - der sich heute Fahrgerät nennt, Stromversorgung, Steuerimpulse und Zentralelektronik in einem Handterminal. Vielleicht kann das sogar der RoboSapien steuern - möglicherweise auf der Spielwarenmesse 2005.