Der japanische Film "Ghost in the Shell" spielt im Jahr 2029. Ihre Körper aus Fleisch und Blut ersetzten die Menschen inzwischen durch perfekte künstliche Körper. Darin erblieben, als noch einzig Natürliches, ist das menschliche Hirn. Doch nun beginnt ein Hacker die Hirne der zu sogenannten Cyborgs mutierten Menschen in seine Gewalt zu bringen.
Die Furcht davor, dass die Früchte der Technik, dass all die von Menschenhand geschaffenen kleinen Helferlein plötzlich nicht mehr beherrschbar seien, ist ebenso alt wie die Faszination und der Wunsch, solch künstliche Wesen herzustellen, um sie sich dienstbar zu machen.
Schon Homer beschreibt 800 Jahre vor Christus im griechischen Epos Ilias die Konstruktion und vor allem die Wirkungsweise von Robotern. Die griechische Meeresgöttin Thetis besucht den Schmied Hephaistos, der gerade sogenannte Dreifüße, also stativähnliche Beine für 20 von ihm geschmiedete künstliche Wesen herstellt:
"Goldene Räder setzte an ihrem Boden er an,
damit sie von selbst sich bewegten
zur Vollversammlung der Götter
und wieder Nachhause zurück.
Ein Wunderwerk, für alle zum Anschauen."
Zeus, der Vater jenes Schmiedes Hephaistos, beauftragt seinen Sohn, eine künstliche Frau herzustellen, mit der sich Zeus an Prometheus für den Diebstahl des Feuers rächen will. Der Bruder des Prometheus, Epimetheus, sollte sich in diese, von Hephaistos gebaute Frau verlieben.
Trotz aller Warnungen, niemals ein Geschenk der Götter anzunehmen, nimmt Epimetheus dieses wunderschöne künstliche Wesen namens Pandora bei sich auf. Ihr mitgebrachtes Gastgeschenk öffnet Pandora dann, jene Büchse, in der sich alle Plagen und Krankheiten befanden, unter denen seitdem die Menschheit noch bis heute leidet.
Künstliche Wesen, Roboter, Cyborgs oder Automaten verbreiten solange Furcht und Respekt, bis man sich an ihre Dienstleistungen gewöhnt hat. Auch das Telefon war einst Teufelszeug. Einige Menschen, die nie telefonierten, fürchteten sich noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts davor, mit Unsichtbaren zu sprechen. Denjenigen, die bereits Telefone benutzten, waren die ersten Selbstwähl-Ferngespräche unheimlich. Für Bodo Michael Baumunk, Kurator der Roboterausstellung im Berliner Museum für Post und Telekommunikation, eine verständliche Ehrfurcht:
"Dieser Telefonselbstwählbetrieb, er hatte ja ein ganz winziges Moment der Autonomie schon. Also er musste selber Vorwähler, Gruppenwähler und wie das damals alles hieß, anwählen. Und wenn sie alte Publikationen, so aus den 50er, 60er Jahren über die Kybernetik lesen, dann wird immer der telefonische Selbstwählbetrieb, etwa bei Karl Steinbuch 1966, immer als einen der Schritte hin, zur 'Robotik', in Anführungszeichen, angesehen und beschrieben."
Kein Wunder dass die Kybernetik als Grundlage der Robotik angesehen wird, denn selbst diese alte analoge Telefonvermittlungsanlage von 1924 arbeitete bereits digital. Jedes Element dieser Anlage trifft nur zwei Entscheidungen, Ja oder Nein. Dieses Ja oder Nein, das heute die Computer beseelt, galt bereits für die ersten Automaten. Der Fachautor für Uhrengeschichte, Dr. Richard Mühe, zeigt einen der ältesten, noch funktionierenden Musikautomaten:
"Diese Flötenuhren wurden so von 1780 an im Schwarzwald gebaut. Zwar sind es doch kleine Orgeln, bei denen nur ein sehr kurzes Musikstück wegen der einen Umdrehung der Walze gespielt werden kann, aber dieses Musikstück kann sich natürlich mit Trillern und allen möglichen Variationen sehr schön darbieten. Man fand sie sicherlich nicht auch im normalen Haushalt, sondern in Gastwirtschaften, in vornehmeren Häusern."
Im mechanischen Herz, dieser historischen Flötenuhr, treibt ein Federwerk Blasebalg und Stiftwalze an. Die Stifte, auf der sich langsam drehenden hölzernen Walze, öffnen die Ventile der einzelnen Pfeifen. In Göttingen befindet sich der Vorläufer dieses Instruments, ein nur 30 Zentimeter langes stabiles Holzkistchen mit Kurbel, eine Serinette:
"Kommt von Serina. Serina heißt Zeisig, und im Mittelalter sind die Zeisige abgerichtet worden, gewisse Melodien zu spielen. Deshalb hat man diese Melodien auf Serinetten den Vögeln vorgespielt. Sie finden hier alles, was in der Drehorgel auch drinnen ist: Da sind Pfeifen drin, da ist die Walze drin, es ist ein Balg drin, ein Magazin, die Claris ist drin und die Kurbel, die das Ganze in Gang setzt."
Der Göttinger Orgelbaumeister Carl-Heinz Hofbauer revolutionierte bereits vor 25 Jahren mittels eines elektronischen Chips die mechanischen Musikinstrumente, insbesondere die Drehorgeln. Die Steuerung der Ventile mit Stiftwalzen oder Lochbändern aus Papier ersetzte er durch eine winzige Elektronik:
"Das Lochband und die Stiftwalze ist ja auch eine digitale Speicherung: Loch auf! Loch zu! Auf, zu, zu, auf, z,u zu. Heute, der Chip speichert ja auch nichts weiter, als Ja, nein, nein, ja, ja, nein. Das ist die digitale Speicherung. Wir ersetzen das Papier heute durch den Chip. Weiter machen wir nichts. Die Orgeln sind wie anno dazumal. Nur durch diese neue Steuerung haben wir heute die Möglichkeit, ganz neue Instrumente herzustellen, mit denen wir Musik machen können, die bisher auf mechanischen Instrumenten nicht vorstellbar und machbar war."
Vor allem wurden die Instrumente leichter und zuverlässiger. Heute hört man selten eine Drehorgel auf den Straßen, auf der nicht der Name Hofbauer steht. Die gemeinhin vertretene Vorstellung eines Roboters erfüllte ein solcher Automat bereits zu früheren Zeiten wohl erst dann, wenn auch dessen äußere Erscheinung einem Menschen ähnelte. Bodo Michael Baumunk zeigt ein solches - übrigens uniformiertes Exemplar in der Berliner Ausstellung, dem sogar noch einige verbliebene Töne zu entlocken sind:
"Der Trompeterautomat, der erst vor gar nicht langer Zeit wiederentdeckt worden ist, von 1816, steht als eine der letzten Figuren noch in dieser Tradition des 18. Jahrhunderts, die durch die Figuren der Neuchâteler Uhrmacherfamilie Jaquet-Droz spektakulär bestimmt sind oder der Tympanonspielerin, der wundervollen, dem Geschenk für Marie Antoinette. Wir haben ihn hier auch platziert zusammen mit Filmen, die diese anderen berühmten Automatenfiguren des 18. Jahrhunderts zeigen. Wir überblenden immer ein wenig die medialen Wirklichkeiten und die Realien in der Ausstellung. Und was das Schöne ist an diesen Filmen, ist, dass man wirklich den Funktionsmechanismus dieser Automaten sehen kann, was man natürlich als Besucher der Museen, wo sich die Originale heute befinden, nicht immer kann, nur bei besonderen Vorstellungen.""
Eine der ersten sogenannten Mensch-Maschine-Schnittstellen, ist die Kampfmaschine, die Ritterrüstung, der sogenannte Küriss. Auch zu früheren Zeiten musste der Krieg herhalten, als Vater aller Dinge des Friedens:
"Was man über diesen Küriss schon sagen kann, ist, dass er die erste bewegliche Ganzkörperfigur war, die einen Menschen wiedergegeben hat, abgebildet hat im Äußeren. Das heißt, seine wesentlichen Bewegungsfunktionen hat dieser Küriss auch wiedergegeben. Man konnte die vom Harnisch geschützte Hand mit dem Harnisch bewegen, man konnte die Beine bewegen, alles sehr, sehr mühselig. Die waren ja unglaublich schwer, diese Figuren, mussten es auch sein. Die Panzerung musste schwer sein, weil sie in einer Zeit gemacht worden sind, als die Handfeuerwaffen schon aufgekommen sind. Was wir daneben gestellt haben, das ist eine historistische Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert von der berühmten eisernen Hand des Ritters Götz von Berlichingen. Und das sind zwei ganz verwandte Entwicklungen: Diese Harnische und die künstlichen Gliedmaßen."
Erste Grundlagen heutiger moderner Orthopädie entstanden also im 15. und 16. Jahrhundert. Die Faszination für künstliche Wesen vermittelte einer größeren Öffentlichkeit dann erst die Filmindustrie des frühen letzten Jahrhunderts
Es sollte fast 70 Jahre dauern, bis die ersten Maschinenmenschen einigermaßen sicher auf zwei Beinen liefen, rund 100 Jahre nach Erscheinen des Romans von Jules Vernes, "Der Herr der Welt ", der 1934 erstmals verfilmt wurde. Professor Friedrich Pfeiffer stellte im Jahr 2001 am Lehrstuhl für angewandte Mechanik der TU München den Laufroboter "JOHNNIE" vor, der sich zu diesem Zeitpunkt etwas schneller bewegte als das gleichzeitig in Japan entwickelte Konkurrenzprodukt:
"Die Laufmaschinen haben den Vorteil, dass sie eigentlich wie laufende biologische Wesen überall hin können. Und die heutige moderne Auffassung, weltweit, aber insbesondere in Japan, ist die, dass solche Laufmaschinen bis zum gewissen Grad einmal den Menschen in manchen Bereichen ersetzen können. Wenn man also einen Roboter hätte, der wirklich zuverlässig, ohne etwas zu zerstören, den Haushalt machen könnte, und er würde 30.000 oder 40.000 Mark kosten, die Leute würden ihn kaufen."
Überallhin zu können, so, wie es biologische Wesen in der Lage sind, zu tun, gestattet man noch nicht einmal den menschenähnlichen Wesen der virtuellen Bildschirmwelten, den sogenannten Avataren. Selbst sie bedürfen menschlicher Befehle. Auch die Selbstständigkeit von Robotern bleibt bis auf weiteres ein Traum der Forscher und Entwickler. Jede Maschine ist nur ein Spezialist auf ihrem Gebiet wie dieser Klettererroboter, der sich bedächtig mit seinem neun Saugnäpfen, selbst an Betonwänden hochhangeln soll.
"Der erste hat gar nicht funktioniert. Er ist immer von der Scheibe abgefallen. Er hat ein paar Schritte laufen können, dann ist er aus diversen Gründen von der Scheibe gefallen, war viel zu unsolide. Also man musste sehr viel Kleinigkeiten einstellen. Da mussten Federn gedreht werden. Da mussten Schrauben angezogen werden. Da muss jeder Saugnapf selbst eingestellt werden."
Auch der an der TU Berlin entwickelte Flugroboter Marvin, der automatisch Waldbrände entdecken soll, bedarf umfangreicher Sensorik und einer ständigen Funkverbindung zur Bodenmannschaft, um sich in der Luft einigermaßen selbstständig bewegen zu können:
"Wir haben drei Magnetfeldsensoren, die um drei Achsen messen, und können damit genau die Lage von Marvin in der Orientierung zum Erdmagnetfeld feststellen. Bei der ganzen Positionserkennung, so gut und so genau das GPS-Systemen ist, wir würden nicht feststellen können, wenn sich der Roboter genau um diesen Drehpunkt unter der Antenne durchdreht."
Computer, und zu den Computern gehören auch die Roboter, können nicht logisch denken und vorausschauend handeln. Nur was man ihnen zuvor mühselig programmierte, führen Roboter mehr oder weniger befriedigend aus wie die Drehorgel, die immer dasselbe spielt. Roboter, die sich selbstständig machen und zu Kampfmaschinen mutieren, bleiben auch in den nächsten Jahrzehnten nur eine Fiktion für Film und Spiele:
Wolfgang Strauß leitet am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme, die Bremer Forschungsabteilung für Mensch-Maschine-Interaktionen. Roboter und ihre virtuellen Doppelgänger, die sogenannten Avatare, werden noch lange benötigen, um auch nur halbwegs intelligente Handlungen zu vollziehen. Sie werden weiterhin in virtuellen Welten oder in Fabrikhallen stur das abarbeiten, was ihre Entwickler programmieren.
Die Basis für die Entwicklung künstlicher Intelligenz, wäre zunächst eine menschliche Intelligenz - auf höchstem Niveau, so Strauß, doch
"Wir können ja noch nicht mal die analoge Sprache, das Sprachrepertoire des Menschen. Wie sollen wir denn die digitale, die ja noch viel komplizierter ist, wie wollen wir denn die lernen? Das heißt, es ist ein Mangel an Bildung, letztlich, was jeder sagt. Aber an medialer Bildung, was noch nicht jeder sagt. Informationen, informieren, heißt etwas in Form bringen. Also, es ist ein Gestaltungsprozess, und der läuft, weil diese Technologie mit ins Spiel kommt zwischen verschiedenen Personen. Deswegen sind wir noch nicht inter- und transdisziplinär."
So nüchtern sieht das auch Christiane Luible, die sich am renommierten MIRALab der Universität Genf wissenschaftlich mit der Optimierung und Gestaltung von Avataren beschäftigt:
"Ich stelle mir vor, ich bin jetzt eine ältere Dame, und ich will nicht allein leben. Also ich habe einen Roboter, der mit mir zusammenlebt. Das ist jetzt philosophisch: Ich hoffe, dass mir das nicht ausreicht! Ich glaube immer noch, dass die eigentliche Interaktion, die spontane Interaktion, der eigentliche Austausch durch das Bewusstsein eigentlich nur von Mensch zu Mensch stattfinden kann. Ich glaube, dass der Roboter einfach immer noch das Werkzeug bleiben wird und nicht der Menschersatz."
Die Furcht davor, dass die Früchte der Technik, dass all die von Menschenhand geschaffenen kleinen Helferlein plötzlich nicht mehr beherrschbar seien, ist ebenso alt wie die Faszination und der Wunsch, solch künstliche Wesen herzustellen, um sie sich dienstbar zu machen.
Schon Homer beschreibt 800 Jahre vor Christus im griechischen Epos Ilias die Konstruktion und vor allem die Wirkungsweise von Robotern. Die griechische Meeresgöttin Thetis besucht den Schmied Hephaistos, der gerade sogenannte Dreifüße, also stativähnliche Beine für 20 von ihm geschmiedete künstliche Wesen herstellt:
"Goldene Räder setzte an ihrem Boden er an,
damit sie von selbst sich bewegten
zur Vollversammlung der Götter
und wieder Nachhause zurück.
Ein Wunderwerk, für alle zum Anschauen."
Zeus, der Vater jenes Schmiedes Hephaistos, beauftragt seinen Sohn, eine künstliche Frau herzustellen, mit der sich Zeus an Prometheus für den Diebstahl des Feuers rächen will. Der Bruder des Prometheus, Epimetheus, sollte sich in diese, von Hephaistos gebaute Frau verlieben.
Trotz aller Warnungen, niemals ein Geschenk der Götter anzunehmen, nimmt Epimetheus dieses wunderschöne künstliche Wesen namens Pandora bei sich auf. Ihr mitgebrachtes Gastgeschenk öffnet Pandora dann, jene Büchse, in der sich alle Plagen und Krankheiten befanden, unter denen seitdem die Menschheit noch bis heute leidet.
Künstliche Wesen, Roboter, Cyborgs oder Automaten verbreiten solange Furcht und Respekt, bis man sich an ihre Dienstleistungen gewöhnt hat. Auch das Telefon war einst Teufelszeug. Einige Menschen, die nie telefonierten, fürchteten sich noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts davor, mit Unsichtbaren zu sprechen. Denjenigen, die bereits Telefone benutzten, waren die ersten Selbstwähl-Ferngespräche unheimlich. Für Bodo Michael Baumunk, Kurator der Roboterausstellung im Berliner Museum für Post und Telekommunikation, eine verständliche Ehrfurcht:
"Dieser Telefonselbstwählbetrieb, er hatte ja ein ganz winziges Moment der Autonomie schon. Also er musste selber Vorwähler, Gruppenwähler und wie das damals alles hieß, anwählen. Und wenn sie alte Publikationen, so aus den 50er, 60er Jahren über die Kybernetik lesen, dann wird immer der telefonische Selbstwählbetrieb, etwa bei Karl Steinbuch 1966, immer als einen der Schritte hin, zur 'Robotik', in Anführungszeichen, angesehen und beschrieben."
Kein Wunder dass die Kybernetik als Grundlage der Robotik angesehen wird, denn selbst diese alte analoge Telefonvermittlungsanlage von 1924 arbeitete bereits digital. Jedes Element dieser Anlage trifft nur zwei Entscheidungen, Ja oder Nein. Dieses Ja oder Nein, das heute die Computer beseelt, galt bereits für die ersten Automaten. Der Fachautor für Uhrengeschichte, Dr. Richard Mühe, zeigt einen der ältesten, noch funktionierenden Musikautomaten:
"Diese Flötenuhren wurden so von 1780 an im Schwarzwald gebaut. Zwar sind es doch kleine Orgeln, bei denen nur ein sehr kurzes Musikstück wegen der einen Umdrehung der Walze gespielt werden kann, aber dieses Musikstück kann sich natürlich mit Trillern und allen möglichen Variationen sehr schön darbieten. Man fand sie sicherlich nicht auch im normalen Haushalt, sondern in Gastwirtschaften, in vornehmeren Häusern."
Im mechanischen Herz, dieser historischen Flötenuhr, treibt ein Federwerk Blasebalg und Stiftwalze an. Die Stifte, auf der sich langsam drehenden hölzernen Walze, öffnen die Ventile der einzelnen Pfeifen. In Göttingen befindet sich der Vorläufer dieses Instruments, ein nur 30 Zentimeter langes stabiles Holzkistchen mit Kurbel, eine Serinette:
"Kommt von Serina. Serina heißt Zeisig, und im Mittelalter sind die Zeisige abgerichtet worden, gewisse Melodien zu spielen. Deshalb hat man diese Melodien auf Serinetten den Vögeln vorgespielt. Sie finden hier alles, was in der Drehorgel auch drinnen ist: Da sind Pfeifen drin, da ist die Walze drin, es ist ein Balg drin, ein Magazin, die Claris ist drin und die Kurbel, die das Ganze in Gang setzt."
Der Göttinger Orgelbaumeister Carl-Heinz Hofbauer revolutionierte bereits vor 25 Jahren mittels eines elektronischen Chips die mechanischen Musikinstrumente, insbesondere die Drehorgeln. Die Steuerung der Ventile mit Stiftwalzen oder Lochbändern aus Papier ersetzte er durch eine winzige Elektronik:
"Das Lochband und die Stiftwalze ist ja auch eine digitale Speicherung: Loch auf! Loch zu! Auf, zu, zu, auf, z,u zu. Heute, der Chip speichert ja auch nichts weiter, als Ja, nein, nein, ja, ja, nein. Das ist die digitale Speicherung. Wir ersetzen das Papier heute durch den Chip. Weiter machen wir nichts. Die Orgeln sind wie anno dazumal. Nur durch diese neue Steuerung haben wir heute die Möglichkeit, ganz neue Instrumente herzustellen, mit denen wir Musik machen können, die bisher auf mechanischen Instrumenten nicht vorstellbar und machbar war."
Vor allem wurden die Instrumente leichter und zuverlässiger. Heute hört man selten eine Drehorgel auf den Straßen, auf der nicht der Name Hofbauer steht. Die gemeinhin vertretene Vorstellung eines Roboters erfüllte ein solcher Automat bereits zu früheren Zeiten wohl erst dann, wenn auch dessen äußere Erscheinung einem Menschen ähnelte. Bodo Michael Baumunk zeigt ein solches - übrigens uniformiertes Exemplar in der Berliner Ausstellung, dem sogar noch einige verbliebene Töne zu entlocken sind:
"Der Trompeterautomat, der erst vor gar nicht langer Zeit wiederentdeckt worden ist, von 1816, steht als eine der letzten Figuren noch in dieser Tradition des 18. Jahrhunderts, die durch die Figuren der Neuchâteler Uhrmacherfamilie Jaquet-Droz spektakulär bestimmt sind oder der Tympanonspielerin, der wundervollen, dem Geschenk für Marie Antoinette. Wir haben ihn hier auch platziert zusammen mit Filmen, die diese anderen berühmten Automatenfiguren des 18. Jahrhunderts zeigen. Wir überblenden immer ein wenig die medialen Wirklichkeiten und die Realien in der Ausstellung. Und was das Schöne ist an diesen Filmen, ist, dass man wirklich den Funktionsmechanismus dieser Automaten sehen kann, was man natürlich als Besucher der Museen, wo sich die Originale heute befinden, nicht immer kann, nur bei besonderen Vorstellungen.""
Eine der ersten sogenannten Mensch-Maschine-Schnittstellen, ist die Kampfmaschine, die Ritterrüstung, der sogenannte Küriss. Auch zu früheren Zeiten musste der Krieg herhalten, als Vater aller Dinge des Friedens:
"Was man über diesen Küriss schon sagen kann, ist, dass er die erste bewegliche Ganzkörperfigur war, die einen Menschen wiedergegeben hat, abgebildet hat im Äußeren. Das heißt, seine wesentlichen Bewegungsfunktionen hat dieser Küriss auch wiedergegeben. Man konnte die vom Harnisch geschützte Hand mit dem Harnisch bewegen, man konnte die Beine bewegen, alles sehr, sehr mühselig. Die waren ja unglaublich schwer, diese Figuren, mussten es auch sein. Die Panzerung musste schwer sein, weil sie in einer Zeit gemacht worden sind, als die Handfeuerwaffen schon aufgekommen sind. Was wir daneben gestellt haben, das ist eine historistische Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert von der berühmten eisernen Hand des Ritters Götz von Berlichingen. Und das sind zwei ganz verwandte Entwicklungen: Diese Harnische und die künstlichen Gliedmaßen."
Erste Grundlagen heutiger moderner Orthopädie entstanden also im 15. und 16. Jahrhundert. Die Faszination für künstliche Wesen vermittelte einer größeren Öffentlichkeit dann erst die Filmindustrie des frühen letzten Jahrhunderts
Es sollte fast 70 Jahre dauern, bis die ersten Maschinenmenschen einigermaßen sicher auf zwei Beinen liefen, rund 100 Jahre nach Erscheinen des Romans von Jules Vernes, "Der Herr der Welt ", der 1934 erstmals verfilmt wurde. Professor Friedrich Pfeiffer stellte im Jahr 2001 am Lehrstuhl für angewandte Mechanik der TU München den Laufroboter "JOHNNIE" vor, der sich zu diesem Zeitpunkt etwas schneller bewegte als das gleichzeitig in Japan entwickelte Konkurrenzprodukt:
"Die Laufmaschinen haben den Vorteil, dass sie eigentlich wie laufende biologische Wesen überall hin können. Und die heutige moderne Auffassung, weltweit, aber insbesondere in Japan, ist die, dass solche Laufmaschinen bis zum gewissen Grad einmal den Menschen in manchen Bereichen ersetzen können. Wenn man also einen Roboter hätte, der wirklich zuverlässig, ohne etwas zu zerstören, den Haushalt machen könnte, und er würde 30.000 oder 40.000 Mark kosten, die Leute würden ihn kaufen."
Überallhin zu können, so, wie es biologische Wesen in der Lage sind, zu tun, gestattet man noch nicht einmal den menschenähnlichen Wesen der virtuellen Bildschirmwelten, den sogenannten Avataren. Selbst sie bedürfen menschlicher Befehle. Auch die Selbstständigkeit von Robotern bleibt bis auf weiteres ein Traum der Forscher und Entwickler. Jede Maschine ist nur ein Spezialist auf ihrem Gebiet wie dieser Klettererroboter, der sich bedächtig mit seinem neun Saugnäpfen, selbst an Betonwänden hochhangeln soll.
"Der erste hat gar nicht funktioniert. Er ist immer von der Scheibe abgefallen. Er hat ein paar Schritte laufen können, dann ist er aus diversen Gründen von der Scheibe gefallen, war viel zu unsolide. Also man musste sehr viel Kleinigkeiten einstellen. Da mussten Federn gedreht werden. Da mussten Schrauben angezogen werden. Da muss jeder Saugnapf selbst eingestellt werden."
Auch der an der TU Berlin entwickelte Flugroboter Marvin, der automatisch Waldbrände entdecken soll, bedarf umfangreicher Sensorik und einer ständigen Funkverbindung zur Bodenmannschaft, um sich in der Luft einigermaßen selbstständig bewegen zu können:
"Wir haben drei Magnetfeldsensoren, die um drei Achsen messen, und können damit genau die Lage von Marvin in der Orientierung zum Erdmagnetfeld feststellen. Bei der ganzen Positionserkennung, so gut und so genau das GPS-Systemen ist, wir würden nicht feststellen können, wenn sich der Roboter genau um diesen Drehpunkt unter der Antenne durchdreht."
Computer, und zu den Computern gehören auch die Roboter, können nicht logisch denken und vorausschauend handeln. Nur was man ihnen zuvor mühselig programmierte, führen Roboter mehr oder weniger befriedigend aus wie die Drehorgel, die immer dasselbe spielt. Roboter, die sich selbstständig machen und zu Kampfmaschinen mutieren, bleiben auch in den nächsten Jahrzehnten nur eine Fiktion für Film und Spiele:
Wolfgang Strauß leitet am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse und Informationssysteme, die Bremer Forschungsabteilung für Mensch-Maschine-Interaktionen. Roboter und ihre virtuellen Doppelgänger, die sogenannten Avatare, werden noch lange benötigen, um auch nur halbwegs intelligente Handlungen zu vollziehen. Sie werden weiterhin in virtuellen Welten oder in Fabrikhallen stur das abarbeiten, was ihre Entwickler programmieren.
Die Basis für die Entwicklung künstlicher Intelligenz, wäre zunächst eine menschliche Intelligenz - auf höchstem Niveau, so Strauß, doch
"Wir können ja noch nicht mal die analoge Sprache, das Sprachrepertoire des Menschen. Wie sollen wir denn die digitale, die ja noch viel komplizierter ist, wie wollen wir denn die lernen? Das heißt, es ist ein Mangel an Bildung, letztlich, was jeder sagt. Aber an medialer Bildung, was noch nicht jeder sagt. Informationen, informieren, heißt etwas in Form bringen. Also, es ist ein Gestaltungsprozess, und der läuft, weil diese Technologie mit ins Spiel kommt zwischen verschiedenen Personen. Deswegen sind wir noch nicht inter- und transdisziplinär."
So nüchtern sieht das auch Christiane Luible, die sich am renommierten MIRALab der Universität Genf wissenschaftlich mit der Optimierung und Gestaltung von Avataren beschäftigt:
"Ich stelle mir vor, ich bin jetzt eine ältere Dame, und ich will nicht allein leben. Also ich habe einen Roboter, der mit mir zusammenlebt. Das ist jetzt philosophisch: Ich hoffe, dass mir das nicht ausreicht! Ich glaube immer noch, dass die eigentliche Interaktion, die spontane Interaktion, der eigentliche Austausch durch das Bewusstsein eigentlich nur von Mensch zu Mensch stattfinden kann. Ich glaube, dass der Roboter einfach immer noch das Werkzeug bleiben wird und nicht der Menschersatz."