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Roboterwettrennen zum Mond

Raumfahrt. - 2004 hatte Burt Rutan mit SpaceShipOne als erstes kommerzielles Raumschiff das All erreicht und damit den mit zehn Millionen Dollar dotierten X Prize gewonnen. Mittlerweile läuft der Nachfolgewettbewerb, der Lunar X Prize. Diesmal sind dreißig Millionen Dollar zu vergeben. Die Bedingung: als erstes privates Unternehmen eine mobile automatische Sonde auf der Mondoberfläche zu platzieren. Gestern hat die X Prize Foundation in Kalifornien die zehn Teams bekanntgegeben, die sich an diesem Roboterwettrennen zum Mond beteiligen.

Von Guido Meyer | 22.02.2008
    Die hier stöhnt, ist Amalia. Amalia aber hat kein Asthma, auch wenn es sich so anhört; Amalia bewegt vielmehr ihre sechs Beine. Amalia ist eine spinnenförmige Sonde, die über den Mond schreiten und dabei seine Staubschicht unter die Lupe nehmen soll. Derzeit strampelt Amalia noch im Politecnico di Milano, an der Universität von Mailand. Denn Amalia ist eine Abkürzung für "Ascensio Machinae Ad Lunam Italica Arte". Eine Maschine für den Mond aus Italien also, das sich damit am neuesten Wettlauf zum Mond, dem Lunar X Prize, beteiligt.

    ""Now there is a new moon race. A race to bring Earth´s off shore island, the moon, into the sphere of human economic activity.”"

    Mit diesem neuen Wettrennen werde der Mond erstmals als irdische Insel vor der Küste betrachtet, meint Gregg Maryniak, Executive Director der X-Preis-Gesellschaft. Damit werde er auch wirtschaftlich interessant. Ob das erste privat finanzierte Team auf dem Mond ihn wirklich gewinnbringend einsetzt - beispielsweise Bodenschätze abbaut - oder dort Forschung betreibt oder einfach nur da ist und auf dem Mond herumfährt, ist egal. Wirtschaftlich interessant in Form des Preisgeldes von dreißig Millionen Dollar ist es zunächst einmal, als erste da zu sein.

    ""Es kostet mehrere Milliarden Dollar, Menschen zum Mond zu schicken. Denn dummerweise brauchen sie Atemluft, und sie müssen wieder zurückkommen. Roboter aber können die einfache Strecke fliegen, was die Reise billiger macht. Es bleibt teuer, aber ich hoffe, dass dieser Wettbewerb dafür sorgt, dass sich die Teams völlig neue Ansätze ausdenken. Es müsste mit zehn Millionen Dollar zu schaffen sein, vielleicht mit zwanzig, dreißig oder vierzig. Das wäre immer noch zehnmal billiger als das Regierungsprogramm es vorsieht."

    Zwanzig Millionen bekommt das Team, das bis Silvester 2012 automatisch und mobil auf dem Mond unterwegs ist, zehn Millionen das zweite. Danach wird das Preisgeld um fünf Millionen reduziert, um so Tempo ins Wettrennen zu bringen. Wer Wassereis in Kratern am Mond-Südpol nachweisen kann, bekommt weitere fünf Millionen. Dennoch dürfte das Preisgeld die Kosten der einzelnen Firmen nicht abdecken.

    "”Paul Allen, der Hauptinvestor des ersten kommerziellen Raumschiffs SpaceShipOne, hat dreißig Millionen Dollar in das Projekt gesteckt und zehn Millionen gewonnen. Kein guter Deal, wie es scheint. Aber nach dem Gewinn des X Prize kam Richard Branson mit seiner Firma Virgin Galactic und sagte: ‚Ich nehme sechs davon.’ Und damit zündete das Geschäft. Wir von Odyssey Moon sind ebenfalls bereit, mehr zu investieren, um einen robotischen Lander auf dem Mond zu platzieren als Startschuss für die Privatindustrie.""

    Robert Richards, Gründungschef des britischen Unternehmens Odyssey Moon, das sich mit einem Rover am Lunar X Prize beteiligt. Außer aus Italien und dem Vereinigten Königreich macht ein weiteres europäisches Team aus Rumänien mit, das eine Art Kugel mit Raketenantrieb über den Mond jagen will. Weitere sieben Unternehmen kommen aus den USA, darunter eines von der Universität von Arizona.

    ""We can execute this mission at one half the schedule and one quarter of the cost of a typical Nasa mission.”"

    Sein Team könne eine solche Mission in der Hälfte der Zeit durchführen, die die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa brauche, und zu einem Viertel der Kosten, so selbstbewusst Dante Lauretta, der Vize-Chef der Firma Astrobotics, die sich auf den Tranquility Trek begeben will – so der Name der Mission. Das Team möchte mitten im Meer der Ruhe, dem Mare Tranquilitatis, einen Rover platzieren. In dieser Lavafläche war 1969 mit Apollo 11 die erste bemannte Mond-Mission gelandet. Deren Relikte in Form der Abstiegssonde, der amerikanischen Flagge und Fußabdrücken von Neil Armstrong soll der Rover aufspüren – wofür es im Erfolgsfall ein Bonus-Preisgeld von fünf Millionen Dollar gibt.