Donnerstag, 28. März 2024

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Rodchenkov Act
WADA bekämpft Anti-Doping-Gesetz

Die USA wollen Doping international als Straftat verfolgen. Tritt ein geplantes Gesetz in Kraft, könnte es weltweit eine deutlich bessere Strafverfolgung und deutlich härtere Strafen geben. Doch ausgerechnet die Welt-Anti-Doping-Agentur kämpft gegen das Gesetz - offenbar auf Betreiben des IOC.

Thomas Kistner im Gespräch mit Maximilian Rieger | 30.11.2019
Craig Reedie, Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur, spricht auf einer Pressekonferenz in Lausanne.
Craig Reedie, der noch amtierende Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur (dpa-Bildfunk / AP / Jean-Christophe Bott)
Der Entwurf für die neue Anti-Doping-Gesetzgebung der USA sei an die Anti-Mafia-Gesetze angelehnt, erklärt Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung. Demnach geht es weniger um eine Verfolgung der Sportler, als um die Verfolgung der Hinterleute. Betroffene Sportler könnten demnach als Kronzeugen und Whistleblower auftreten.
Die Gesetzgebung zielt auf Großevents, an denen US-amerikanische Firmen etwas als Sponsoren beteiligt sind, und betrifft damit praktisch alle sportlichen Großevents – eine weltweite Verfolgung wäre die Folge. Auf Verstöße gegen den "Rodchenkov Act" – benannt nach dem russischen Whistleblower Grigori Rodtschenkow – sollen bis zu eine Million Euro Geldstrafe und bis zu 10 Jahren Haft stehen.
Lobbyarbeit auf Betreiben des IOC?
Auch die Verfolgung der Taten könnte deutlich energischer werden. Durch das FBI und andere US-Instanzen könnte es eine "gnadenlose Offenlegung" etwa auch transnationaler Geldströme im Sport geben, meint Thomas Kistner.
Eigentlich sollte all dies im Sinne der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA sein. Doch die bezahlt laut SZ-Informationen Lobbyisten, um das Gesetz zu bekämpfen, bevor der US-Senat es verabschiedet. Die Gesetzgeber haben sich laut Kistner bei der WADA darüber beschwert, dass sie nicht die Möglichkeit bekommen haben, das Gesetz vorzustellen. Die Politiker verweisen zudem auf ein Gutachten, das von der WADA erstellt wurde. Das bescheinigt dem Gesetz, mit den notwendigen Konventionen konform zu sein.
Zu sehen ist Travis Tygart , Chef der US-Anti-Doping-Agentur. 
Travis Tygart , Chef der US-Anti-Doping-Agentur (AFP/Lionel BONAVENTURE)
Sowohl der Chef der US-amerikanischen Anti-Doping-Agentur Tygart, als auch die stellvertretende Leiterin des US-Drogenbüros haben das Vorgehen der WADA daher scharf kritisiert. Beide sehen das IOC als treibende Kraft hinter der Lobbyarbeit und verweisen dabei auf die enge Verflechtung zwischen IOC und WADA. Der aus dem Amt scheidende WADA Präsident Craig Reedie ist zum Beispiel auch IOC-Mitglied.