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Rohrpost mit Passagieren

Mit "Hyperloop" hat ein amerikanischer Unternehmer ein Konzept vorgelegt, das Menschen in Kapseln mit annähernder Schallgeschwindigkeit durch lange Röhren transportieren soll. In spätestens zehn Jahren könnte die erste Strecke in Betrieb gehen.

Von Thomas Reintjes | 13.08.2013
    Wer die US-Zeichentrickserie Futurama kennt, träumt wahrscheinlich schon länger von Rohrleitungen zum schnellen und bequemen Reisen. Im Jahr 3000 ist dies neben Raumschiffen ein übliches Transportmittel - laut der Serie.

    Der visionäre Unternehmer Elon Musk, mit PayPal reich geworden, glaubt, dass ein ähnliches System schon jetzt realisierbar ist.

    In sieben bis zehn Jahren könne eine erste Strecke in Betrieb gehen, sagte er in einer telefonischen Pressekonferenz. Welche Strecke, weiß Musk auch schon: San Francisco – Los Angeles. Dort soll nach derzeitigen Planungen eine Schnellzug-Strecke gebaut werden – laut Musk einer der langsamsten und teuersten Schnellzüge der Welt. Das Projekt ärgerte ihn dermaßen, dass er das Konzept für Hyperloop entwickelte. In seinem gut 50-seitigen Konzept heißt es:

    "Hyperloop könnte Menschen, Fahrzeuge und Fracht in 35 Minuten zwischen San Francisco und Los Angeles transportieren. Es kostet weniger als neun Prozent dessen, was die reine Passagier-Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke kosten soll."

    Hyperloop besteht aus Stahlröhren von rund 2,20 Meter Durchmesser, gelagert auf Stelzen. In den Röhren herrscht Unterdruck, sodass die Passagier-Kapseln weniger Luftwiderstand haben. Die Luft ist das größte Problem für ein solches System: Bei normalem Luftdruck ist die maximale Reisegeschwindigkeit der Kapsel nicht besonders groß, weil sie immer eine gewaltige Luftsäule vor sich herschiebt. Ein Vakuum ist dagegen auf der fast 600 Kilometer langen Strecke kaum aufrecht zu erhalten. Musks Idee:

    "Ich sagte zu meinem Team: Was wäre, wenn wir einen Saug-Kompressor in die Spitze der Kapsel einbauen? Wie viel Energie würde es kosten, die Luft von vorne nach hinten zu pumpen? Würde es die Beschränkungen aufheben? Und das war gewissermaßen der entscheidende Durchbruch."

    Die angesaugte Luft erfüllt noch einen weiteren Zweck: Die Passagierkapsel stößt sie nicht nur nach hinten aus, sondern auch nach unten. Dadurch schwebt die Kapsel auf einem Luftkissen. Angetrieben wird sie von einem Linearmotor – ähnlich wie die Magnetschwebebahn Transrapid. Allerdings sollen nur kurze Teilstücke der Röhren mit dem teuren Antrieb ausgestattet werden. Hat die Kapsel ihre Reisegeschwindigkeit von 1220 Kilometer pro Stunde erreicht, soll es wegen der geringen Reibung genügen, sie rund alle 100 Kilometer wieder zu beschleunigen. Mit dem Elektromotor und der Stromversorgung der Kapsel setzt Elon Musk auf Technik, die er durch sein Elektroauto Tesla gut kennt.

    "Wir nutzen einfach eine besondere Version des Motors aus dem Tesla Modell S. Und die Batterien aus dem Modell S. Wir sind von derzeitiger Technik ausgegangen."

    Die nötige Energie sollen Solarzellen liefern, die über der Strecke montiert werden. Das Ganze soll auf mittellangen Strecken schneller, billiger und sicherer sein als alle bisherigen Verkehrsmittel. Allerdings: Realisieren will Elon Musk das Konzept erstmal nicht. Es habe für ihn nicht oberste Priorität. Ganz fallen lassen will er die Idee aber auch nicht:

    "Ich bin versucht, zumindest einen Prototypen zu bauen. Aber nicht sofort. Vielleicht machen wir auch erstmal eine verkleinerte Version und geben das Projekt dann ab. Ich glaube, darauf wird es hinauslaufen."

    Hyperloop sei als Open-Source-Projekt gedacht. Jeder sei aufgerufen, dazu beizutragen, heißt es in dem Konzeptpapier. Mit dem entsprechenden Willen könne der kalifornische Hyperloop genauso schnell fertiggestellt werden, wie die geplante Bahnstrecke. Schon jetzt kann sich Elon Musk ganz gut vorstellen, wie es wäre, in den Kapseln zu reisen.

    "Es würde sich fast wie in einem Flugzeug anfühlen. Es gäbe eine Beschleunigungsphase, aber sobald die Reisegeschwindigkeit erreicht wäre, würde man die Geschwindigkeit gar nicht mehr spüren. Die Beschleunigungskräfte in Kurven wären auch vergleichbar mit einem Flugzeug und viel kleiner als in einer Achterbahn. Es wird sanft und leise sein."