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Rom
Maxentiusvilla von Wildwuchs und Müll befreit

Maxentius war der Sohn von Kaiser Maximian. Im Jahr 306 ließ er sich in Rom, zum Kaiser ausrufen und begann mit einem gewaltigen Bauprogramm. Die sogenannte Maxentiusvilla ist nur noch in Teilen erhalten, wurde inzwischen zu einem großen Teil restauriert und kann besichtigt werden.

Von Thomas Migge |
    Ein Straßenschild der Via Appia Antica an einer antiken Steinmauer bei Rom, aufgenommen am 15.03.2007.
    Ein Straßenschild der Via Appia Antica an einer antiken Steinmauer bei Rom (picture-alliance/ dpa)
    "Das weiß jeder Geschichtsinteressierte: Im Jahr 312 besiegte Konstantin der Große seinen Gegenspieler Maxentius. Nach der Schlacht ließ er dessen Leiche in den Tiber werfen. Kaiser Maxentius galt fortan als verschollen. Das gilt als sicher."
    Andrea Giardina ist römischer Althistoriker und davon überzeugt, dass Maxentius, geboren um 278 nach Christus und gestorben 312 nach der berühmten Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom, bei der Konstantin zum ersten Mal im Zeichen des christlichen Kreuzes kämpfte, zu Unrecht so gut wie vergessen wurde. Maxentius war der Sohn von Kaiser Maximian. Im Jahr 306 ließ er sich in Rom, als Usurpator, zum Kaiser ausrufen. Sofort begann er mit einem gewaltigen Bauprogramm - ganz in der Tradition der ersten römischen Kaiser.
    "Was wenig bekannt ist: Er errichtete eine große Basilika in der Forenstraße, einen Tempel für seinen verstorbenen Sohn Valerius Romulus auf der Via Sacra beim Kapitolhügel, eine riesige Domus in Monteporzio Catone und eine wirklich gigantische Villa bei der Appia Antica. Eine Villa, die dem großen Besucherpublikum Roms so gut wie unbekannt ist."
    Die sogenannte Maxentiusvilla ist nur noch in Teilen erhalten – die in den vergangenen drei Jahren von der römischen Altertümerbehörde vom Wildwuchs befreit, statisch gesichert und zu einem großen Teil restauriert wurden. Aber selbst diese Reste sind grandios. Zwischen der zweiten und dritten Meile der Via Appia gelegen, bestand die mehrere Hektar große Anlage aus einem Palast, einem Circus und einem Grabmal, von dem heute nur noch ein großes Podium erhalten ist. Wahrscheinlich war darin der Sarkophag für Maxentius Sohn Valerius Romulus untergebracht. Dass die Villenanlage von Kaiser Maxentius errichtet wurde, gilt aufgrund der Quellenlage als gesichert. Der Maxentiuscircus ist eine der am besten erhaltenen Pferderennbahnen der römischen Antike. Sie ist über 500 Meter lang und 90 Meter breit. In dem Circus fanden mehr als 10.000 Menschen Platz. Fast das gesamte Mauerwerk steht noch und vermittelt einen gewaltigen Eindruck.
    Bis vor wenigen Jahren lagen die bei der Via Appia weit verstreuten Ruinen der Maxentiusvilla mitten im Grünen. Rombesucher, die die antike Straße besichtigten, sahen zwar in der Nähe bis zu 20 Meter hohe Mauerreste, Türme und andere Gebäudeteile, hatten aber keine Möglichkeit die Anlage zu erkunden. Sie war eingezäunt und galt als baufällig. Es gab, berichtet Sebastiano La Manna, Architekt der Altertümerbehörde, viel zu tun:
    "Hier musste vieles entfernt werden: Müll, der sich mit den Jahrzehnten angesammelt hatte, aber auch Bäume und Büsche. Ganz zu schweigen von den Wasserinfiltrationen, die Reste von Malereien schwer beschädigt haben. Darüber hinaus wurden zum ersten Mal topographische Studien erstellt, die der Altertümerbehörde die Möglichkeit geben, über ein weiteres Vorgehen auf diesem Terrain zu entscheiden."
    Mit der Möglichkeit die Villa des Maxentius zu besichtigen wird ein weiterer Teil des archäologischen Parks der Via Appia Antica zugänglich.
    Der Rundgang durch die Reste der Villa umfasst auch die Ruine einer mächtigen Kassettendecke, die einen Eindruck davon vermittelt, wie groß die Hauptgebäude der Anlage waren. Diese Kassettendecke überspannte einst den Thronsaal des Kaisers. Hier empfing er wichtige Würdenträger. Eine Tour durch die Villa ist auch ein Spaziergang durch eine jetzt endlich gezähmte Natur, die zusammen mit den Resten der antiken Bauwerke eine ungemein malerische Symbiose eingeht: von den Ruinen aus geht der Blick auch immer wieder auf die mit schlanken Zypressen, mit Pinien und antiken Grabmälern bestandene Via Appia.
    Begehbar, weil von Müll und Wildwuchs befreit, ist jetzt auch der antike marmorne Fußboden. Auch jener Weg, den Maxentius von seiner kaiserlichen Privaträumen in der Villa aus zu jener VIP-Loge zurücklegte, von der aus der sportbegeisterte Herrscher den besten Blick in seinen Circus genoss. Diese Loge muss allerdings noch restauriert und statisch abgesichert werden, damit auch heutige Besucher einen Blick in die Arena haben können. Dafür benötigt die Altertümerbehörde circa 80.000 Euro. Geld, das sie aber nicht hat. Man hofft auf einen Sponsor - doch den hat man noch nicht gefunden.