....mit Norbert Ely am Mikrofon. Herzlich willkommen zu kammermusikalischen Besonderheiten - so müßte man wohl die beiden neuen CDs klassifizieren, die ich Ihnen heute morgen vorstellen möchte. Beide sind sie bei dem audiophilen Label ?Tacet? erschienen. Die eine Scheibe ist überschrieben: ?Romantische Klaviertrios - 3?, und da hat sich das Abegg-Trio nun in der Tat dreier Werke angenommen, die man nicht eben oft oder sogar fast nie im Konzertsaal zu hören bekommt. Das Klaviertrio g-moll op. 8 von Frédéric Chopin macht im Konzertsaal zu wenig her, schon gar in den großen philharmonischen Hallen, in denen die reüssierten Ensembles gelegentlich auftreten. Und das Klaviertrio op. 42 und die Noveletten von Niels Gade zählen zum ausgesprochenen Randrepertoire.
Chopins frühes g-moll-Trio zeigt den jungen Pianisten und schon begeistert gefeierten Komponisten auf einem Weg, auf dem es keinesfalls in die Zukunft ging. Es ist im Grunde eine Sonate für Klavier und Begleitung durch zwei Streichinstrumente und gehört somit einem älteren Typus an, den Ignaz Pleyel noch einmal aufgegriffen hatte. Chopin erweitert die Form durch seinen persönlichen Klavierstil und schreibt fast so etwas wie ein Concertino für Pianoforte mit Accompagnement durch Violine und Cello. Das Stück ist reizvoll und geistvoll, eignet sich indes mehr zum privaten Musizieren als zum öffentlichen Auftritt. Und so spielen es denn auch der Pianist Gerrit Zitterbart, der Geiger Ulrich Beetz und die Cellistin Birgit Erichson, die nun schon seit 25 Jahren das Abegg-Trio bilden. * Musikbeispiel: F. Chopin - 'Allegro con fuoco? (Ausschnitt) aus: Klaviertrio g-moll op. 8
Soweit dieser Ausschnitt aus dem g-moll-Klaviertrio von Frédéric Chopin, auf der neuen Tacet-CD vom Abegg-Trio gespielt. Allegro con fuoco ist dieser erste Satz überschrieben. Es ist allerdings ein eher verhaltenes Feuer, das hier veranstaltet wird. Und das Abegg-Trio hat so unrecht nicht. Das Klaviertrio gibt zum einen Auskunft über den Stil des Pianisten Frédéric Chopin, der offenbar sehr weit entfernt war von dem ungemindert virtuosen Zugriff, mit dem sich die Pianisten heute den Werken dieses Komponisten nähern. Zum anderen hört man eben doch, daß Chopin zumindest zu Zeiten seines Opus 8 von Streichinstrumenten wenig verstand und wohl auch eine andere Idee von ihnen hatte als Paganini & Co. Die Führung der Violine erinnert in manchem an die frühen Sonaten Mozarts, der nun freilich ein ausgesprochener Geigenvirtuose war; hier wie dort bewegt sich das Streichinstrument quasi zwischen den Händen des Pianisten, füllt den Klang des Klaviers mit Wohlklang auf, ohne wirklich eigene Kontur zu gewinnen. Jedenfalls fehlt diesem Werk jener explosive Charakter, der eigentlich spätestens seit den ersten Trios Beethovens den Charakter des Genres ausmacht. Chopin sucht das harmonische Zueinander der Instrumente und nicht die Auseinander-Setzung zwischen gestrichener und angeschlagener Saite. Es wäre sicher spannend, dieses Trio auch mal wieder von einem Ensemble zu hören, das das Werk gegen den Strich bürstet, wobei die Komposition dann meistens irgendwie zu Bruch geht. Den Abeggs mit ihrem Sinn fürs Feinsinnige kommt das Werk entgegen. Chopins op. 8 entwickelt sich da auf eine Weise, daß man mehr und mehr auf die Feinheiten des Bogenstrichs und des Anschlags aufmerksam wird. Und davon hat dieses Ensemble wahrhaftig einiges zu bieten. Man braucht also Zeit und Muße, um zuzuhören. Selbst das Finale ist eben nur ein Allegretto und kein Reißer, schon gar kein Rausschmeißer: * Musikbeispiel: F. Chopin - Allegretto (Ausschnitt) aus: Klaviertrio g-moll op. 8
Das Klaviertrio g-moll von Frédéric Chopin ist nicht das einzige Werk auf dieser neuen CD des Abegg-Trios. Sie haben auch das relativ späte Trio F-dur von Niels Gade ausgegraben sowie dessen frühere Noveletten op. 29 in der aparten Besetzung für Klavier, Violine und Cello. Gade nun war Geiger von Geblüt und galt seiner Zeit als dänisches Original-Genie. Von Brahms wissen wir, daß er die Behaglichkeit über alles schätzte, aber nicht unbedingt auskomponierte. Bei Gade ist sie schöpferisches Credo. Er hat durchaus Leidenschaft, solange man das Wort nicht allzu entschieden und eher diminuendo und ritardando ausspricht. Kunst mag für ihn sehr wohl existenziell gewesen sein, doch sah er anderseits wenig Grund, an Existenz zu zweifeln. Sein Klaviertrio ist ein vollkommenes Lehrstück über romantisches Komponieren. Es ist wirklich schlechthin perfekt. Es beunruhigt keinen Moment; alles ist rund und an seinem Platz. Man lehnt sich zurück und findet das Leben einfach schön. Noch Fragen?
Ja. Warum die Noveletten des gleichen Komponisten so wenig gespielt werden. Da hat er nämlich Schwung und Witz. Man muß sie ja nicht alle fünf im Konzert spielen, aber als Zugaben bieten sie sich nun wirklich an. Sie haben ein richtiges, so auch bezeichnetes Finale und fangen mit einem Scherzo an. * Musikbeispiel: Niels Gade - aus: Noveletten für Klavier, Violine und Violoncello op. 29
Niels Gade, die erste der Noveletten op.29 für Klaviertrio. Daß das Abegg-Trio auch hier den Pfad durchaus sympathischer Wohlanständigkeit nicht verläßt, gehört wohl doch zum Markenzeichen dieses Ensembles. Immerhin spielt Gerrit Zitterbart ja auch den weicheren Bösendorfer, auf dem die Welt stets irgendwie in Ordnung ist. Und Andreas Spreer von Tacet hat bei den Aufnahmen in der Frankfurter Festeburgkirche, wo Ernst Kochsieks Bösendorfer Imperial steht, den er diesmal in den Oktaven auch gar nicht so stark gespreizt hat, - Andreas Spreer hat unter anderem zwei Neumann U 47 und zwei M 49 eingesetzt, also ehrwürdige Röhrenmikrofone von 1947 und 1949, die dank ihrer weichen, durchsichtigen Transmission des Klangs weltweit Legende sind. So ist an dieser CD, die gleichwohl kristallklar ausfiel, wirklich alles Samt und Seide. Der Berliner würde sagen: Als ob?s de schwebst...
Chopins frühes g-moll-Trio zeigt den jungen Pianisten und schon begeistert gefeierten Komponisten auf einem Weg, auf dem es keinesfalls in die Zukunft ging. Es ist im Grunde eine Sonate für Klavier und Begleitung durch zwei Streichinstrumente und gehört somit einem älteren Typus an, den Ignaz Pleyel noch einmal aufgegriffen hatte. Chopin erweitert die Form durch seinen persönlichen Klavierstil und schreibt fast so etwas wie ein Concertino für Pianoforte mit Accompagnement durch Violine und Cello. Das Stück ist reizvoll und geistvoll, eignet sich indes mehr zum privaten Musizieren als zum öffentlichen Auftritt. Und so spielen es denn auch der Pianist Gerrit Zitterbart, der Geiger Ulrich Beetz und die Cellistin Birgit Erichson, die nun schon seit 25 Jahren das Abegg-Trio bilden. * Musikbeispiel: F. Chopin - 'Allegro con fuoco? (Ausschnitt) aus: Klaviertrio g-moll op. 8
Soweit dieser Ausschnitt aus dem g-moll-Klaviertrio von Frédéric Chopin, auf der neuen Tacet-CD vom Abegg-Trio gespielt. Allegro con fuoco ist dieser erste Satz überschrieben. Es ist allerdings ein eher verhaltenes Feuer, das hier veranstaltet wird. Und das Abegg-Trio hat so unrecht nicht. Das Klaviertrio gibt zum einen Auskunft über den Stil des Pianisten Frédéric Chopin, der offenbar sehr weit entfernt war von dem ungemindert virtuosen Zugriff, mit dem sich die Pianisten heute den Werken dieses Komponisten nähern. Zum anderen hört man eben doch, daß Chopin zumindest zu Zeiten seines Opus 8 von Streichinstrumenten wenig verstand und wohl auch eine andere Idee von ihnen hatte als Paganini & Co. Die Führung der Violine erinnert in manchem an die frühen Sonaten Mozarts, der nun freilich ein ausgesprochener Geigenvirtuose war; hier wie dort bewegt sich das Streichinstrument quasi zwischen den Händen des Pianisten, füllt den Klang des Klaviers mit Wohlklang auf, ohne wirklich eigene Kontur zu gewinnen. Jedenfalls fehlt diesem Werk jener explosive Charakter, der eigentlich spätestens seit den ersten Trios Beethovens den Charakter des Genres ausmacht. Chopin sucht das harmonische Zueinander der Instrumente und nicht die Auseinander-Setzung zwischen gestrichener und angeschlagener Saite. Es wäre sicher spannend, dieses Trio auch mal wieder von einem Ensemble zu hören, das das Werk gegen den Strich bürstet, wobei die Komposition dann meistens irgendwie zu Bruch geht. Den Abeggs mit ihrem Sinn fürs Feinsinnige kommt das Werk entgegen. Chopins op. 8 entwickelt sich da auf eine Weise, daß man mehr und mehr auf die Feinheiten des Bogenstrichs und des Anschlags aufmerksam wird. Und davon hat dieses Ensemble wahrhaftig einiges zu bieten. Man braucht also Zeit und Muße, um zuzuhören. Selbst das Finale ist eben nur ein Allegretto und kein Reißer, schon gar kein Rausschmeißer: * Musikbeispiel: F. Chopin - Allegretto (Ausschnitt) aus: Klaviertrio g-moll op. 8
Das Klaviertrio g-moll von Frédéric Chopin ist nicht das einzige Werk auf dieser neuen CD des Abegg-Trios. Sie haben auch das relativ späte Trio F-dur von Niels Gade ausgegraben sowie dessen frühere Noveletten op. 29 in der aparten Besetzung für Klavier, Violine und Cello. Gade nun war Geiger von Geblüt und galt seiner Zeit als dänisches Original-Genie. Von Brahms wissen wir, daß er die Behaglichkeit über alles schätzte, aber nicht unbedingt auskomponierte. Bei Gade ist sie schöpferisches Credo. Er hat durchaus Leidenschaft, solange man das Wort nicht allzu entschieden und eher diminuendo und ritardando ausspricht. Kunst mag für ihn sehr wohl existenziell gewesen sein, doch sah er anderseits wenig Grund, an Existenz zu zweifeln. Sein Klaviertrio ist ein vollkommenes Lehrstück über romantisches Komponieren. Es ist wirklich schlechthin perfekt. Es beunruhigt keinen Moment; alles ist rund und an seinem Platz. Man lehnt sich zurück und findet das Leben einfach schön. Noch Fragen?
Ja. Warum die Noveletten des gleichen Komponisten so wenig gespielt werden. Da hat er nämlich Schwung und Witz. Man muß sie ja nicht alle fünf im Konzert spielen, aber als Zugaben bieten sie sich nun wirklich an. Sie haben ein richtiges, so auch bezeichnetes Finale und fangen mit einem Scherzo an. * Musikbeispiel: Niels Gade - aus: Noveletten für Klavier, Violine und Violoncello op. 29
Niels Gade, die erste der Noveletten op.29 für Klaviertrio. Daß das Abegg-Trio auch hier den Pfad durchaus sympathischer Wohlanständigkeit nicht verläßt, gehört wohl doch zum Markenzeichen dieses Ensembles. Immerhin spielt Gerrit Zitterbart ja auch den weicheren Bösendorfer, auf dem die Welt stets irgendwie in Ordnung ist. Und Andreas Spreer von Tacet hat bei den Aufnahmen in der Frankfurter Festeburgkirche, wo Ernst Kochsieks Bösendorfer Imperial steht, den er diesmal in den Oktaven auch gar nicht so stark gespreizt hat, - Andreas Spreer hat unter anderem zwei Neumann U 47 und zwei M 49 eingesetzt, also ehrwürdige Röhrenmikrofone von 1947 und 1949, die dank ihrer weichen, durchsichtigen Transmission des Klangs weltweit Legende sind. So ist an dieser CD, die gleichwohl kristallklar ausfiel, wirklich alles Samt und Seide. Der Berliner würde sagen: Als ob?s de schwebst...