Noch ist Rafik Schamis Roman "Die dunkle Seite der Liebe" in seiner Heimat Syrien nicht erhältlich, aber der Autor ist geduldig, wie er im Gespräch mit Sven Töniges bekundet. Als Hörspiel allerdings wäre die Geschichte im arabischen Raum nur möglich, wenn man sie kürzte - um die erotischen und die religionskritischen Stellen. Dabei gehört der im Jahr 1946 in Damaskus geborene und 1971 nach Deutschland ausgewanderte Autor zu den großen Hörspielfans.
Frank Olbert: Herr Schami, gibt es im arabischen Kulturraum eine Hörspieltradition?
Rafik Schami: Ja, das war eine sehr schöne Tradition der 40er und 50er Jahre - den "Radio Days", wie sie Woody Allen in seinem Film beschrieben hat. Ich habe mit meiner Mutter nächtelang, Nacht für Nacht die "Scheherazade" gehört. Das war inszeniert mit Schauspielern und Musik - und am Ende krähte ein Hahn: "Es ist Morgen" und man freute sich auf die nächste Folge. Genauso wie hier in Deutschland hat in Arabien diese Tradition wenig Chancen gegenüber dem Fernsehen, wobei hier ja seit einigen Jahren mit dem Hörbuch-Boom ein zweiter Prozess eingesetzt hat. Man kehrt zurück zu einem wunderbaren Genuss, nämlich durch das Ohr die Welt zu schmecken.
In vier Teilen stellt der Westdeutsche Rundfunk die Hörspielfassung von Rafik Schamis Roman "Die dunkle Seite der Liebe" vor. Mit der Regisseurin Claudia Johanna Leist habe ich gesprochen.
Frank Olbert: Frau Leist, was für ein Buch ist "Die dunkle Seite der Liebe"?
Claudia Johanna Leist: Rafik Schami ist bei uns eher als Märchenerzähler und Jugendbuchautor bekannt, der kleine, feine Geschichten über das Leben in Syrien schreibt. Er ist aber auch ein sehr politischer Mensch. Mit der Idee zu diesem Roman hat er sich dreißig Jahre lang beschäftigt und es ist ein sehr umfangreiches Werk geworden - fast 1000 Seiten, wobei er noch einmal soviel geschrieben hatte, was er dann kürzen musste. Es ist eine Patchworkgeschichte. Im Mittelpunkt steht das junge Paar und drumherum reihen sich Geschichten und Geschichten von Gschichten, die insgesamt hundert Jahre syrische Geschichte umfassen.
Frank Olbert: Wie sind Sie bei der Realisierung vorgegangen
Claudia Johanna Leist: Als ich den Roman gelesen habe, habe ich gedacht: Das kann man gar nicht realisieren. Diese unglaubliche Buntheit und Fülle, die man beim Lesen erlebt. Man hört es, man riecht es. Es ist ein ganz opulentes Werk. Natürlich reizt das, diese pralle Sinnlichkeit akustisch umzugestalten, so dass der Hörer selber in diesen Rausch gerät und meint, er sei in Damaskus und würde diese Gewürze riechen und die Klänge in den Straßen wahrnehmen.
Frank Olbert: Orient im Radio - da steckt die Gefahr drin, dass es zum Klischee wird. Muss man sich davor hüten?
Claudia Johanna Leist: Das ist vom Thema her natürlich gegeben, aber wir haben uns sehr bemüht, Originalklänge aus der Region zu bekommen. Wir haben mit dem Komponisten Henrik Albrecht zusammengearbeitet. Albrecht hat wiederum Musiker aus dem Orient verpflichtet, die sich an der Komposition mit ihren Improvisationen beteiligt haben.
Die Sendetermine des Hörspiels nach Rafik Schamis Roman "Die dunkle Seite der Liebe": Sonntag, 11. Juni, Fronleichnam, 15. Juni, Sonntag, 18. Juni und Sonntag, 25. Juni, jeweils um 17.05 Uhr auf WDR 5.
Frank Olbert: Herr Schami, gibt es im arabischen Kulturraum eine Hörspieltradition?
Rafik Schami: Ja, das war eine sehr schöne Tradition der 40er und 50er Jahre - den "Radio Days", wie sie Woody Allen in seinem Film beschrieben hat. Ich habe mit meiner Mutter nächtelang, Nacht für Nacht die "Scheherazade" gehört. Das war inszeniert mit Schauspielern und Musik - und am Ende krähte ein Hahn: "Es ist Morgen" und man freute sich auf die nächste Folge. Genauso wie hier in Deutschland hat in Arabien diese Tradition wenig Chancen gegenüber dem Fernsehen, wobei hier ja seit einigen Jahren mit dem Hörbuch-Boom ein zweiter Prozess eingesetzt hat. Man kehrt zurück zu einem wunderbaren Genuss, nämlich durch das Ohr die Welt zu schmecken.
In vier Teilen stellt der Westdeutsche Rundfunk die Hörspielfassung von Rafik Schamis Roman "Die dunkle Seite der Liebe" vor. Mit der Regisseurin Claudia Johanna Leist habe ich gesprochen.
Frank Olbert: Frau Leist, was für ein Buch ist "Die dunkle Seite der Liebe"?
Claudia Johanna Leist: Rafik Schami ist bei uns eher als Märchenerzähler und Jugendbuchautor bekannt, der kleine, feine Geschichten über das Leben in Syrien schreibt. Er ist aber auch ein sehr politischer Mensch. Mit der Idee zu diesem Roman hat er sich dreißig Jahre lang beschäftigt und es ist ein sehr umfangreiches Werk geworden - fast 1000 Seiten, wobei er noch einmal soviel geschrieben hatte, was er dann kürzen musste. Es ist eine Patchworkgeschichte. Im Mittelpunkt steht das junge Paar und drumherum reihen sich Geschichten und Geschichten von Gschichten, die insgesamt hundert Jahre syrische Geschichte umfassen.
Frank Olbert: Wie sind Sie bei der Realisierung vorgegangen
Claudia Johanna Leist: Als ich den Roman gelesen habe, habe ich gedacht: Das kann man gar nicht realisieren. Diese unglaubliche Buntheit und Fülle, die man beim Lesen erlebt. Man hört es, man riecht es. Es ist ein ganz opulentes Werk. Natürlich reizt das, diese pralle Sinnlichkeit akustisch umzugestalten, so dass der Hörer selber in diesen Rausch gerät und meint, er sei in Damaskus und würde diese Gewürze riechen und die Klänge in den Straßen wahrnehmen.
Frank Olbert: Orient im Radio - da steckt die Gefahr drin, dass es zum Klischee wird. Muss man sich davor hüten?
Claudia Johanna Leist: Das ist vom Thema her natürlich gegeben, aber wir haben uns sehr bemüht, Originalklänge aus der Region zu bekommen. Wir haben mit dem Komponisten Henrik Albrecht zusammengearbeitet. Albrecht hat wiederum Musiker aus dem Orient verpflichtet, die sich an der Komposition mit ihren Improvisationen beteiligt haben.
Die Sendetermine des Hörspiels nach Rafik Schamis Roman "Die dunkle Seite der Liebe": Sonntag, 11. Juni, Fronleichnam, 15. Juni, Sonntag, 18. Juni und Sonntag, 25. Juni, jeweils um 17.05 Uhr auf WDR 5.