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Rooisbos-Tee aus Südafrika

Januar ist Erntezeit - jedenfalls in Südafrika, wo derzeit der Rooibos-Tee geerntet wird, ein Tee, der auch in Deutschlnd in jedem gut geführten Teeladen inzwischen seinen Stammplatz hat. Und, wie so häufig bei Agrarprodukten, gibt es auch hier - neben dem konventionellen Anbau - die Öko-Variante, eine lukrative Einnahmequelle gerade für viele Kleinbauern in Südafrika. Konrad Melchers stellt eines dieser erfolgreichen Projekte vor.

Von: Konrad Melchers | 03.01.2002
    Januar ist Erntezeit - jedenfalls in Südafrika, wo derzeit der Rooibos-Tee geerntet wird, ein Tee, der auch in Deutschlnd in jedem gut geführten Teeladen inzwischen seinen Stammplatz hat. Und, wie so häufig bei Agrarprodukten, gibt es auch hier - neben dem konventionellen Anbau - die Öko-Variante, eine lukrative Einnahmequelle gerade für viele Kleinbauern in Südafrika. Konrad Melchers stellt eines dieser erfolgreichen Projekte vor.

    Immer beliebter wird in Deutschland der rote Tee aus Südafrika: Rooibos. Von dem Boom profitieren auch die Kleinbauern im «Suid Bokkeveld», einem felsigen Hochland zwischen Kapstadt und der Grenze zu Namibia. Im August und September, wenn es genug geregnet hat und die Sonne scheint, erblüht hier die Wüste Karoo für einige Tage von Horizont zu Horizont - ein Spektakel, das Tausende von Blumenliebhabern aus aller Welt in die Gegend zieht. Und es sprießen die Blätter des Rotbusches, aus denen der köstliche und Vitamin-C-reiche Tee hergestellt wird.

    Während des restlichen Jahres ist die Gegend so unwirtlich, dass es relativ wenig weiße Siedler ins Namaqualand verschlagen hat und die dort ansässige Urbevölkerung, die Namaqua, nicht in «Homelands» umgesiedelt wurden. Von Landwirtschaft und Viehzucht konnten sich die ehemaligen Sammler und Jäger nicht ernähren. Sie mussten sich durchweg als Wanderarbeiter verdingen.

    Eine Familie besitzt selten mehr als 15 Schafe und einige Ziegen. Erst 1986 kam der Anbau von Rooibos dazu. Der Busch wächst wild, aber der Tee wird aus gezüchteten Pflanzen hergestellt, deren Blätter einen feinen Geschmack haben, nicht bitter wie der Wildtee. Inzwischen sind die meisten Kleinbauern zum Anbau von organischem Rooibos übergegangen, der einen höheren Preis bringt. Das erfordert mehr Sorgfalt und Kenntnisse, um den Einsatz von Pestiziden zu vermeiden.

    Seit Anfang 2001 haben 20 Kleinbauern eine Genossenschaft gegründet, die «Heiveld Small Growers Coop». Sogar zwei weiße Großfarmer kooperieren - sieben Jahre nach dem formellen Ende der Apartheid ist das immer noch eine Rarität in Südafrika. «Wir sind froh, dass es uns gelungen ist, eine Genossenschaft zu gründen», berichten Elisabeth und Nicolas Kotze stolz, die dem Vorstand angehören.

    Durch die Kooperative haben sich Herstellung und Vermarktung verbessert. So lohnte es sich, eine Maschine zum Schneiden der Teeblätter zu kaufen, eine gemeinsame Trockenanlage und einen kleinen Lastwagen für den Transport. Und es gelang, den größten Teil der Produktion von derzeit neun Tonnen Tee an die niederländische Fair-Trade-Gesellschaft zu verkaufen. Zu einem Kilopreis von 16,50 Rand - rund 2 Euro - gegenüber neun Rand im südafrikanischen Großhandel, erklärt die deutsche Soziologin Bettina Kölle die für die Nichtregierungsorganisation «Indigo Rural Development and Change» in Niewoutville arbeitet und die Genossenschaft berät.

    Die Nachfrage kann derzeit gar nicht mehr gedeckt werden. Aus Deutschland hat sich das Fair-Trade-Unternehmen Oasis interessiert, nachdem zuerst die Berliner Firma Ökotopia eine Tonne Rooibos gekauft hatte. Deshalb denken die Genossenschaftler an eine Ausweitung der Anbauflächen von derzeit zehn auf 18 Hektar.

    Von der Landwirtschaft allein können die Kleinbauern am Rand der Wüste dennoch nicht leben, Wanderarbeit gehört weiter zu ihren Einkommensquellen. Berechtigte Hoffnungen können sie jedoch in den Ökotourismus setzen. Diesen Geschäftszweig haben die Frauen in die Hand genommen, mit einem einfachen Gästehaus und traditionellem Kochplatz. Sie bieten Mahlzeiten am Lagerfeuer und natürlich Rooibos-Tee an, zeigen bei geführten Touren Arzneipflanzen, die traditionelle Architektur und Felsmalereien - und die herrlichen wilden Blumen, die die Gegend weltberühmt gemacht haben.

    Related Links: Weitere Informationen über www.emg.org.za