Die Blaue Blume gilt als Symbol der Romantik. Das Motiv jener kulturgeschichtlichen Epoche zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das offene Fenster - zumindest in der bildenden Kunst. Natürlich erfreuten sich andere Sujets nicht minder großer Beliebtheit: Der Mond etwa, nebelverhangene Täler und mittelalterliche Ruinen. Doch das offene Fenster enthielt für Maler einen ganz besonderen visuellen Reiz:
"Selbst die langweiligste Landschaft, wenn sie es umgeben mit einem Fensterrahmen im Bild, wird bekommt etwas viel Interessanteres","
sagt Sabine Rewald, die Kuratorin von "Rooms with a View”.
""Natürlich hat man Interieurs und Zimmer und Fenster im 17. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert, im 15. gemacht. Es gibt Madonnen, die sitzen vor einem Balkon. Es gibt im 17. Jahrhundert die Holländer haben Ateliers und Künstler in ihren Ateliers gemalt. Aber da ist das Fenster nicht parallel zum Bild, sondern meistens an der Seite und schräg und gibt nur Licht. Dieses Motiv, das Friedrich machte, ist besonders attraktiv für Maler. Denn die Form des Fensters, ob es nun ein Quadrat ist oder ein Rechteck spiegelt ja die Form des Bildes. Und da hat man ein Bild im Bild."
Mit "Friedrich” meint Sabine Rewald Caspar David Friedrich, dessen zwei Aussichten auf die Elbe vom Fenster seines Ateliers aus erstmals 1806 an der Kunstakademie in Dresden gezeigt wurden. Diese beiden Zeichnungen in Graphit und Sepia initiierten den Fensterblick-Enthusiasmus unter den romantischen Künstlern und animierten Kollegen Friedrichs wie Carl Gustav Carus zu Variationen, ebenso Italiener wie Giovanni Battista de Gubernatis oder den Dänen Christoffer Wilhelm Eckersberg.
Da sind Zimmer mit und ohne Figuren, Ausblicke auf Natur- und Stadtlandschaften, das Nahe und das Ferne bei Mondschein oder Tageslicht. Französische Maler wie Achille-Etna Michallon, die als Stipendiaten in der Villa Medici in Rom weilten, bevorzugten mediterrane Idyllen. Auch brauchte das Dargestellte keineswegs immer dem zu entsprechen, was sich tatsächlich vor den jeweiligen Fenstern befand. So malte der Norweger Johan Christian Dahl Schloss Pillnitz, das er von seinem Atelier aus gar nicht sehen konnte. Dahl blickte auf denselben schlosslosen Abschnitt der Elbe in Dresden wie Caspar David Friedrich, der gleich unter ihm wohnte.
Friedvoll mutet das Spiel mit dem Innen und Außen auf allen diesen buchstäblich formvollendeten Kleinformaten an. Dabei tobten in Wirklichkeit die Napoleonischen Kriege. Sabine Rewald nennt das Beispiel von Georg Friedrich Kersting:
"Kersting hat das Chaos mit der Stille seiner Interieurs reflektiert. Man merkt nichts von dem Aufruhr der Zeit, in seinen stillen Räumen, in denen wirklich nur das Licht die Hauptperson ist. Menschen sind dargestellt von hinten, von der Seite. Die Menschen in den Zimmern sind nicht die Hauptpersonen. Das Licht und die Stille ist."
Die Ausstellung endet mit vier zwischen 1845 und 1851 entstandenen Arbeiten von Adolf Menzel. Darunter ein virtuoses Bild von Menzels Schlafzimmer mit Blick auf die Berliner Dächer sowie eines von seinem Wohnzimmer mit halb geschlossenen Vorhängen. Diese Werke bilden den eindrücklichen Abschluss einer hervorragenden Ausstellung, die Besuchern mit ihrer Konzentration auf Räume mit Aussicht zu ungeahnten neuen Einsichten verhilft.
"Rooms with Views. The Open Window in the 19th Century”, Metropolitan Museum, New York bis 4. Juli. Zur Ausstellung ist unter demselben Titel ein 200-seitiger Katalog erschienen. Er kostet 30 Dollar.
"Selbst die langweiligste Landschaft, wenn sie es umgeben mit einem Fensterrahmen im Bild, wird bekommt etwas viel Interessanteres","
sagt Sabine Rewald, die Kuratorin von "Rooms with a View”.
""Natürlich hat man Interieurs und Zimmer und Fenster im 17. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert, im 15. gemacht. Es gibt Madonnen, die sitzen vor einem Balkon. Es gibt im 17. Jahrhundert die Holländer haben Ateliers und Künstler in ihren Ateliers gemalt. Aber da ist das Fenster nicht parallel zum Bild, sondern meistens an der Seite und schräg und gibt nur Licht. Dieses Motiv, das Friedrich machte, ist besonders attraktiv für Maler. Denn die Form des Fensters, ob es nun ein Quadrat ist oder ein Rechteck spiegelt ja die Form des Bildes. Und da hat man ein Bild im Bild."
Mit "Friedrich” meint Sabine Rewald Caspar David Friedrich, dessen zwei Aussichten auf die Elbe vom Fenster seines Ateliers aus erstmals 1806 an der Kunstakademie in Dresden gezeigt wurden. Diese beiden Zeichnungen in Graphit und Sepia initiierten den Fensterblick-Enthusiasmus unter den romantischen Künstlern und animierten Kollegen Friedrichs wie Carl Gustav Carus zu Variationen, ebenso Italiener wie Giovanni Battista de Gubernatis oder den Dänen Christoffer Wilhelm Eckersberg.
Da sind Zimmer mit und ohne Figuren, Ausblicke auf Natur- und Stadtlandschaften, das Nahe und das Ferne bei Mondschein oder Tageslicht. Französische Maler wie Achille-Etna Michallon, die als Stipendiaten in der Villa Medici in Rom weilten, bevorzugten mediterrane Idyllen. Auch brauchte das Dargestellte keineswegs immer dem zu entsprechen, was sich tatsächlich vor den jeweiligen Fenstern befand. So malte der Norweger Johan Christian Dahl Schloss Pillnitz, das er von seinem Atelier aus gar nicht sehen konnte. Dahl blickte auf denselben schlosslosen Abschnitt der Elbe in Dresden wie Caspar David Friedrich, der gleich unter ihm wohnte.
Friedvoll mutet das Spiel mit dem Innen und Außen auf allen diesen buchstäblich formvollendeten Kleinformaten an. Dabei tobten in Wirklichkeit die Napoleonischen Kriege. Sabine Rewald nennt das Beispiel von Georg Friedrich Kersting:
"Kersting hat das Chaos mit der Stille seiner Interieurs reflektiert. Man merkt nichts von dem Aufruhr der Zeit, in seinen stillen Räumen, in denen wirklich nur das Licht die Hauptperson ist. Menschen sind dargestellt von hinten, von der Seite. Die Menschen in den Zimmern sind nicht die Hauptpersonen. Das Licht und die Stille ist."
Die Ausstellung endet mit vier zwischen 1845 und 1851 entstandenen Arbeiten von Adolf Menzel. Darunter ein virtuoses Bild von Menzels Schlafzimmer mit Blick auf die Berliner Dächer sowie eines von seinem Wohnzimmer mit halb geschlossenen Vorhängen. Diese Werke bilden den eindrücklichen Abschluss einer hervorragenden Ausstellung, die Besuchern mit ihrer Konzentration auf Räume mit Aussicht zu ungeahnten neuen Einsichten verhilft.
"Rooms with Views. The Open Window in the 19th Century”, Metropolitan Museum, New York bis 4. Juli. Zur Ausstellung ist unter demselben Titel ein 200-seitiger Katalog erschienen. Er kostet 30 Dollar.