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Ror Wolfs "Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille" ausgezeichnet

Es ist zwanzig Jahre her, dass Ror Wolf mit seinem Hörspiel vom Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke den Hörspielpreis der Kriegsblinden gewann. Dieses Manuskript schrieb er damals exklusiv für das Radio. Kein Originalhörspiel, sondern eine Bearbeitung hat nun die Jury der Akademie der Darstellenden Künste überzeugt:

Von Frank Olbert |
    Zum Hörspiel des Jahres kürte sie "Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille". Es ist der letzte Teil von Ror Wolfs sechsbbändiger "Enzyklopädie für unerschrockene Leser", den Thomas Gerwin unter diesem Titel zum Klingen brachte.

    In der Begründung der Jury heißt es: "Ein Nachschlagewerk aus lauter Literatur in Wolfs eigenwillig-phantastischem Stil zum Klingen zu bringen, ist Thomas Gerwins Verdienst." Dem Komponist und Klangkünstler Thomas Gerwin wurde 1999 der Karl-Sczuka-Förderpreis zuerkannt.
    Olbert: Herr Gerwin, was sagen Sie denn jetzt zum "Hörspiel des Jahres"?
    Gerwin: Das ist eine große Freude und Ehre. Ich habe mich bei der Bearbeitung von dem Buchtext eigentlich völlig frei gemacht. Es handelt sich ja um einen großen "Ratschläger", der alphabetisch geordnet ist. Ich habe mir die Freiheit genommen, aus diesem letzten Band Artikel auszusuchen und neu anzuordnen, zum Beispiel fehlt als kleiner Scherz der Artikel über die Stille selbst ganz. Es ist also eine subjektive Auswahl gewesen, die eine eigene innere Dramaturgie hat, sowohl eine inhaltliche, als auch eine klangliche.
    Olbert: Die Jury hat gelobt, dass das Hörspiel die Atmosphäre einer Computeranimation hat. Können Sie sich damit anfreunden?
    Gerwin: Ich habe mich sehr gefreut, dass die Jury das so herausgehört hat. Eine der zentralen Regieideen für diese Produktion war, dass es eigentlich nur eine Person gibt. Und diese Person hat verschiedene Gegenüber, die sie sich konstruiert, verschiedene Seiten derselben Person. Die Jury nannte das Avatare.

    Die Preisverleihung findet am 6. April ab 19 Uhr im Literaturhaus Frankfurt statt. Dabei wird traditionellerweise das preisgekrönte "Hörspiel des Jahres" vorgeführt. Im Radio sind "Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille" am 16. April zu hören, um 22 Uhr auf WDR 3.