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Rote Karte für den Schmutz im Tank

Technik. – Weil nicht nur hierzulande das Geschäft mit dem Abfall durchaus lukrativ ist, boomt der Sektor auch in Zeiten allgemeiner wirtschaftlicher Schwäche. Dies belegt auch die vom 23. bis 27. September in Köln stattfindende Umweltschau ''Entsorga 2003''. Dort präsentieren rund 1000 Aussteller neue Produkte und Verfahren zu Recycling und Entsorgung der ansteigenden Müllberge. Besonderes ließen sich Forscher zur Reinigung von alten Autotanks einfallen und auch zum Dosenpfand warten Anbieter mit neuen Lösungen auf.

    Nach wie vor wird der technische Fortschritt in der Branche der Entsorger und Verwerter wie kein zweiter von der Politik vorangetrieben. So sind die gesetzlichen Vorgaben hierzulande sowie auch immer öfter seitens der Europäischen Union, darunter etwa die neue Elektronikschrottverordnung oder die Richtlinie für den Siedlungsabfall, ein guter Nährboden für Innovationen im Umweltschutz und bei der Abfallbeseitigung. So besagt beispielsweise die Altautoverordnung, dass ab dem Jahr 2006 85 Prozent der Masse eines Altfahrzeugs verwertet werden sollen. Ein daraus entstehendes Problem aber ist das Recycling etwa von Treibstofftanks, die sich jährlich alleine auf geschätzte rund 15.000 Tonnen verseuchten Kunststoffs summieren. Dieses Plastik ist keineswegs etwa einfach wieder einzuschmelzen, da sich die Behälterwände im Laufe der Zeit mit Öl und Kraftstoff voll saugen. Stattdessen müssen vor der Wiederverwertung diese Substanzen aufwändig entfernt werden.

    Wie alte Benzintanks wieder porentief rein werden, zeigt das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie auf der Entsorga 2003 in der Rheinmetropole. Dazu wird zunächst der Tank in kleine Stückchen geraspelt und anschließend so genanntem "überkritischen'', also extrem heißen Kohlendioxid ausgesetzt. Unter enormem Druck in einer Kompressionskammer saugt das Gas Öl- und Benzinreste dann geradezu aus den Plastikschnipseln. Werden Druck und Temperatur in der Kammer wieder gesenkt, setzt der grenzwertige Kohlendioxidreiniger seine schmutzige Fracht wieder frei, die dann fein säuberlich abgenommen werden kann. Zwar steht die Methode der Pfinztaler Forscher noch nicht ganz in der Serienreife, doch bis zum Inkrafttreten der Verordnung sei dieser Prozess abgeschlossen.

    Auch das umstrittene Dosenpfand, dessen Zukunft noch immer eher unklar scheint, wurde von den Entsorgungsspezialisten bereits dankbar aufgenommen, die auf der Kölner Schau ihre Konzepte dazu vorstellten. So könnte nach dem System der RWE Umwelt AG jede Dose mit einem individuellen Etikett versehen werden, das einen verschlüsselten Zahlenkode trägt. Beim Einwerfen in den Sammelautomaten liest ein herkömmlicher Laserscanner diese Angaben aus und erstattet entsprechend das Pfand. Um zu vermeiden, dass eine Dose mit Tricks wieder und wieder abgegeben wird, soll die individuelle Kennung mit einer zentralen Datenbank abgeglichen werden und nach der Rückzahlung des Pfandbetrages daraus gestrichen werden. Ob sich diese aufwändige Lösung wirklich durchsetzen wird oder eher doch ein schlichteres Verfahren zum Zuge kommt, das steht heute noch in den Sternen.

    [Quelle: Sascha Ott]