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Rotoren beuten Wellenenergie aus

Technik. – Noch sind Windkraftparks weit draußen vor den Küsten Europas das Nonplusultra der erneuerbaren Energie. Doch in zahlreichen Ingenieurkontoren tüfteln die Techniker an Generatoren, die die Kraft des Meeres ausnutzen. Eine niederländische Firma propagiert dabei den "Wellenrotor" und berichtet von erfolgreichen Pilotversuchen vor der dänischen Küste.

    Gewaltige Windkraftanlagen weit vor den Küsten ist die jüngste Idee der Verfechter von erneuerbaren Energien. Der Vorteil dieser Offshore-Anlagen gegenüber den Windparks an Land besteht eigentlich nur darin, dass sie aus dem Blickfeld gerückt sind. Wellenkraftwerke dagegen versuchen die Rotortechnologie bei der Ausbeutung der Wellenenergie zu nutzen. Die niederländische Firma Ecofys aus Utrecht hat gerade Pilotversuche mit ihrem "Wellenrotor" vor der dänischen Küste abgeschlossen. Energiegewinnung aus dem Meer ist eine verlockende Idee. Peter Scheijgrond: "Ein Wellenrotor gewinnt die Energie aus der rollenden Bewegung der Welle, allerdings haben wir hier keine stetige Strömung, wie im Wind, sondern einen oszillierenden Fluß in vier Hauptrichtungen: Rauf und runter und vor und zurück." Daher besteht der Wellenrotor aus einem horizontalen und einem eher vertikalen Rotor, die diese beiden Bewegungsachsen ausnutzen können. Ecofys koppelt seinen Wellenrotor darüber hinaus noch mit einem Windrotor, der parallel die Windenergie anzapft.

    Die Tests mit einem Prototyp verliefen unlängst durchaus zufriedenstellend. Peter Scheijgrond: "Die Verbindung zweier Rotoren effizienter ist als ein einzelner Rotor. Das hatten wir theoretisch angenommen und es ist durch die Tests bestätigt worden. Wir haben herausgefunden dass wir eine durchschnittliche Energieeffizienz von zehn Prozent haben, mit Spitzen bis zu dreißig Prozent." Insbesondere die unterschiedlich hohen Wellen wirken sich auf die wechselnde Energieausbeute aus. Mit veränderter Winkelausrichtung der Rotoren und anderen technischen Tricks wollen die Wellenrotor-Anhänger die Effizienz verstetigen und vor allem noch erhöhen. Ob sich eine optimierte Wellenenergieanlage langfristig rechnen kann, ist indes noch nicht ausgemacht. In zwei bis drei Jahren rechnet Scheijgrond damit, Kilowattstundenpreise von zehn bis 15 Cent erzeugen zu können. Das ist selbst für subventionierten Strom aus erneuerbaren Quellen sehr viel. Dennoch glauben Experten das die Energie aus den Wellen langfristig bis zu zwei Terawatt Leistung zur Verfügung stellen könnte. Und das, so Peter Scheijgrond, ohne Gefahr für das marine Leben: "Es hat Tests mit vergleichbaren Rotoren in Australien gegeben und dabei wurden Delphine beobachtet, die durch die Rotorblätter hindurchschwammen. Also größere Tiere, Seesäugetiere sind wohl intelligent genug, die Rotorblätter zu vermeiden."

    [Quelle: Kay Müllges]