Der Himmel ist grau, seit zwei Tagen regnet es ununterbrochen . Der Winter hat sich eingestellt auf dem Weingut Mas Bel Air bei Perpignan. Der Boden unter den Weinstöcken war monatelang trocken . Seit Juli hatte es nicht mehr geregnet . Das ist die Regel hier im Süden. Laurence Riere und ihr Mann Jean-Francois machen aus der Wassernot eine Tugend: Sie schneiden die Reben so stark zurück, dass die Erträge nur zwischen 30 und 50 hl pro hektar liegen. Die meisten der Weinberge wurden angelegt, als Laurence und Jean-Francois im Kindergartenalter waren, vor 30 Jahren. Das hohe Alter der Reben und die geringen Erträge . Das sind gute Voraussetzungen für eine hohe Qualität der Weine. Und nur mit einer guten Qualität kann man sich auf dem Flaschenweinmarkt behaupten, das wissen die jungen Winzer. Jean-Francois arbeitet in den Weinbergen, seine Frau Laurence ist für den Keller zuständig, beide sind ausgebildete Winzer. Mit den Winzern der vorigen Generation ist der Austausch nicht immer leicht, findet sie..
Natürlich haben die Alten sehr viel (Weinbau-)Wissen, das ist ein Erbe, das sie auch gerne an weitergeben möchten, wir hören ihre Ratschläge auch gerne an, aber in der Weinbereitung und -vermarktung hat sich heute viel geändert und wir müssen uns auch an den Bedürfnissen des Weltmarktes orientieren.
In der jetzigen vierten Generation des 38 ha großen Weingutes wird vieles anders gemacht als früher. Kein Wunder: Die Großeltern und auch der Urgroßvater, der die ersten Weinberge vor knapp hundert Jahren kaufte, vermarkten ihren Wein ausschließlich übers Faß an Großhändler. Doch mit Centbeträgen pro liter Wein kann heute keine Familie mehr überleben. Vor fünf Jahren erst hat das Ehepaar Riere das Weingut übernommen und von Anfang an auf Flaschenweinvermarktung gesetzt. Die ersten Schritte in Richtung Export sind gemacht, die Rieres verkaufen bereits nach Deutschland, andere Länder sollen folgen.
Das Roussillon ist die heißeste Region Frankreichs und zugleich dessen südlichste Weinbauregion: direkt benachbart dem bekannteren Weinanbaugebiet Languedoc. Auf den klimatisch heißen Sommer folgte in diesem Jahr ein politisch heißer Herbst, denn die Weinpreise für Tafelweine brachen ein und die südfranzösischen Winzer gingen im Languedoc auf die Straße und forderten staatliche Unterstützung. Das Roussillon, den kleinen Nachbarn an der spanischen Grenze, traf es nicht so hart:
Nur weniger als die Hälfte der Produktion sind hier Tafelweine, die andere Hälfte sind Weine mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung, die A.O.C.s und Süßweinspezialitäten, die einen besonders guten Preis erzielen. Im Roussillon werden 90 Prozent aller französischen Dessertweine produziert. Diese Vins doux naturels sind die Flaggschiffe für alle Weingüter, die exportorientiert wirtschaften. Auch in Rivesaltes, wo die Geschwister Boudau seit 1993 ein Weingut betreiben. Veronique und Pierre übernahmen stattliche 83 ha Rebfläche von der Mutter, die damals die gesamte Produktion übers Faß verkaufte. Das Interesse für den Wein wurde Veronique Pages-Boudau dennoch nicht in die Wiege gelegt:
Das ist mit dem Alter gekommen, als ich 18 war, habe ich mich noch nicht für Weinbau interessiert. Nach und nach habe ich daran Vergnügen gefunden, Wein zu machen und ihn zu betreuen, bis er in der Flasche verkauft wird.
Die Geschwister Boudau, heute 41 und 36 Jahre alt, sind beide hervorragend ausgebildet: Veronique studierte Landwirtschaft, ihr Bruder Betriebswirtschaft. Sie gingen nicht nur den Schritt zur Flaschenweinvermarktung, sondern auch konsequent Richtung Export. Die Weine der teilweise 80 Jahren alten Reben werden außerhalb des Landes in Belgien, die Niederlande, Deutschland und die Schweiz verkauft, allesamt mit kontrollierter Herkunftsbezeichung A.O.C.. Veronique Boudau weiß, dass die Weine mittlerer Qualität scharfe Konkurrenz auf dem Weltmarkt bekommen haben, von Weinen aus Chile, USA, Südafrika und Australien. Doch sie weiß auch, dass ihr keine anderer Weg bleibt: Erfolgreich sein mit hochwertigen Tropfen, oder weichen, das Handtuch werfen, denn mit Tafelweinen, jahrelang das Brot der südfranzösischen Winzer, lässt sich kein Geld mehr verdienen. Und wer führt das Weingut auf seinem ambitionierten Weg weiter? Die 17 und 18 Jahre alten Töchter von Veronique Boudau haben bisher kein Interesse gezeigt, ebenso wenig übrigens wie die 4 und 6 Jahre alten Töchter von Laurence Riere.
Sie elles ne reprennent pas le domaine. Wenn sie das Weingut nicht übernehmen, dann ist es für uns auch nicht so schlimm. Es ist schwierig, so ein Weingut von Generation an Generation weiterzugeben , man muss sehen wozu sie Lust haben. Heutzutage soll kein Kind gezwungen werden, einen Beruf zu ergreifen, den es nicht will.
Natürlich haben die Alten sehr viel (Weinbau-)Wissen, das ist ein Erbe, das sie auch gerne an weitergeben möchten, wir hören ihre Ratschläge auch gerne an, aber in der Weinbereitung und -vermarktung hat sich heute viel geändert und wir müssen uns auch an den Bedürfnissen des Weltmarktes orientieren.
In der jetzigen vierten Generation des 38 ha großen Weingutes wird vieles anders gemacht als früher. Kein Wunder: Die Großeltern und auch der Urgroßvater, der die ersten Weinberge vor knapp hundert Jahren kaufte, vermarkten ihren Wein ausschließlich übers Faß an Großhändler. Doch mit Centbeträgen pro liter Wein kann heute keine Familie mehr überleben. Vor fünf Jahren erst hat das Ehepaar Riere das Weingut übernommen und von Anfang an auf Flaschenweinvermarktung gesetzt. Die ersten Schritte in Richtung Export sind gemacht, die Rieres verkaufen bereits nach Deutschland, andere Länder sollen folgen.
Das Roussillon ist die heißeste Region Frankreichs und zugleich dessen südlichste Weinbauregion: direkt benachbart dem bekannteren Weinanbaugebiet Languedoc. Auf den klimatisch heißen Sommer folgte in diesem Jahr ein politisch heißer Herbst, denn die Weinpreise für Tafelweine brachen ein und die südfranzösischen Winzer gingen im Languedoc auf die Straße und forderten staatliche Unterstützung. Das Roussillon, den kleinen Nachbarn an der spanischen Grenze, traf es nicht so hart:
Nur weniger als die Hälfte der Produktion sind hier Tafelweine, die andere Hälfte sind Weine mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung, die A.O.C.s und Süßweinspezialitäten, die einen besonders guten Preis erzielen. Im Roussillon werden 90 Prozent aller französischen Dessertweine produziert. Diese Vins doux naturels sind die Flaggschiffe für alle Weingüter, die exportorientiert wirtschaften. Auch in Rivesaltes, wo die Geschwister Boudau seit 1993 ein Weingut betreiben. Veronique und Pierre übernahmen stattliche 83 ha Rebfläche von der Mutter, die damals die gesamte Produktion übers Faß verkaufte. Das Interesse für den Wein wurde Veronique Pages-Boudau dennoch nicht in die Wiege gelegt:
Das ist mit dem Alter gekommen, als ich 18 war, habe ich mich noch nicht für Weinbau interessiert. Nach und nach habe ich daran Vergnügen gefunden, Wein zu machen und ihn zu betreuen, bis er in der Flasche verkauft wird.
Die Geschwister Boudau, heute 41 und 36 Jahre alt, sind beide hervorragend ausgebildet: Veronique studierte Landwirtschaft, ihr Bruder Betriebswirtschaft. Sie gingen nicht nur den Schritt zur Flaschenweinvermarktung, sondern auch konsequent Richtung Export. Die Weine der teilweise 80 Jahren alten Reben werden außerhalb des Landes in Belgien, die Niederlande, Deutschland und die Schweiz verkauft, allesamt mit kontrollierter Herkunftsbezeichung A.O.C.. Veronique Boudau weiß, dass die Weine mittlerer Qualität scharfe Konkurrenz auf dem Weltmarkt bekommen haben, von Weinen aus Chile, USA, Südafrika und Australien. Doch sie weiß auch, dass ihr keine anderer Weg bleibt: Erfolgreich sein mit hochwertigen Tropfen, oder weichen, das Handtuch werfen, denn mit Tafelweinen, jahrelang das Brot der südfranzösischen Winzer, lässt sich kein Geld mehr verdienen. Und wer führt das Weingut auf seinem ambitionierten Weg weiter? Die 17 und 18 Jahre alten Töchter von Veronique Boudau haben bisher kein Interesse gezeigt, ebenso wenig übrigens wie die 4 und 6 Jahre alten Töchter von Laurence Riere.
Sie elles ne reprennent pas le domaine. Wenn sie das Weingut nicht übernehmen, dann ist es für uns auch nicht so schlimm. Es ist schwierig, so ein Weingut von Generation an Generation weiterzugeben , man muss sehen wozu sie Lust haben. Heutzutage soll kein Kind gezwungen werden, einen Beruf zu ergreifen, den es nicht will.