"Lateinamerika ist im internationalen Vergleich ganz weit hinten dran. Weniger als zwei Prozent der weltweiten Kapazität im Windenergie-Bereich sind in Lateinamerika installiert. Aber gerade hier, Argentinien beispielsweise, hat weltweit mit die besten Windverhältnisse","
sagt Stefan Gsänger, Generalsekretär des Weltwindenergie-Verbandes mit Sitz in Bonn. An der argentinischen Atlantikküste, wo sich Gsänger zurzeit aufhält, bläst der Wind ähnlich stark wie an der deutschen Ost- oder Nordseeküste. Und in Patagonien herrschen die weltweit besten Verhältnisse zur Nutzung von Windenergie. Dennoch werden in Argentinien weniger als dreißig Megawatt Windstrom gewonnen. Zum Vergleich: Der Weltmeister Deutschland generiert 22-tausend Megawatt aus Windenergie. In den meisten lateinamerikanischen Ländern sieht es nicht viel besser aus als in Argentinien. Die große Ausnahme: Brasilien. Stefan Gsänger:
""Wenn wir uns die Installationszahlen des Jahres 2006 ansehen, ist es das erste Mal gelungen, dass mit Brasilien ein Land unter den Top 20 der weltweit führenden Länder ist. Man hat in Brasilien vor einigen Jahren ein Gesetz verabschiedet, dass sich sehr stark ans deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz anlehnt, das also entsprechend Einspeise-Vergütungen garantiert für eine bestimmte Zeit, und das hat dazu geführt, dass man im letzten Jahr allein mehr als 200 Megawatt in Brasilien installieren konnte."
Als einer der Väter der brasilianischen Windenergie-Nutzung ist Everaldo Feitosa zur Konferenz im argentinischen Mar del Plata gekommen. Feitosa ist Vize-Präsident des Welt-Windenergie-Verbandes:
"Brasilien hat den Ausbau der Windenergie sehr beschleunigt. Vor zehn, fünfzehn Jahren galt Argentinien als führend in Lateinamerika. Damals existierten bereits Windkraftanlagen in Patagonien. Was die gesetzliche Förderung anging, gab es gute Perspektiven. Aber leider hat Argentinien wenige Fortschritte gemacht. Dagegen hat Brasilien in kurzer Zeit internationale Finanzierung und Unternehmen angezogen, und liegen wir an der Spitze. In Argentinien dagegen fehlen die Anreize für eine Nutzung der Windkraft."
Das bemängeln auch die argentinischen Teilnehmer der Welt-Windenergie-Konferenz. Manuel Martins ist Präsident einer Kooperative, die in der patagonischen Provinz Chubut den größten Windpark des Landes betreibt. Kein Privatunternehmen baue in Argentinien Windkraft-Anlagen, weil sich das wirtschaftlich nicht lohne, sagt Martins. Alle Windparks gehörten Kooperativen.
"Wenn sich die politischen Rahmenbedingungen nicht ändern, wird in Argentinien keiner wirtschaftlich auf die Produktion von Windenergie setzen. Der Anreiz müsste in einem Spezialtarif für die Einspeisung von Windenergie bestehen."
In Argentinien wurde im zurückliegenden Winter der Strom knapp, Industrie und Handel mussten Rationierungen hinnehmen. Die Regierung plant, die Atomkraft zu reaktivieren, dagegen scheint sie der Nutzung des Windes und anderer erneuerbarer Energien wenig Bedeutung beizumessen. Zur Weltkonferenz in Mar del Plata erschien weder der Präsident noch die Umweltministerin, und finanzielle Unterstützung aus Buenos Aires gab es auch nicht - sehr zum Ärger von Erico Spinadel, dem nationalen Verbands-Präsidenten. Der österreichisch-stämmige Argentinier sieht in seinem Land ein großes Potenzial für die Windenergie:
"Natürlich sind unsere Netze nicht so stark vernetzt wie die in Europa. Es ist nicht so leicht herauszufinden, wo man mit Windelektrizität hineinkommen kann. Landesweit könnten wir, vorausgesetzt, dass die Vernetzung etwas besser wäre, bis zu circa 2.100 Megawatt installieren."
Noch fehle es auch an Turbinen, sagt Erico Spinadel. Im Ausland gefertigte Turbinen hätten eine lange Lieferzeit, und die der drei argentinischen Hersteller seien noch nicht reif für die Serienproduktion. Für den Ausbau der Windenergie sei es wichtig, dass ein Land die Technologie selber herstelle, sagt Stefan Gsänger vom Welt-Verband:
"Sonst macht es ja erst mal ökonomisch vielleicht nicht so einen großen Unterschied, ob ich jetzt Öl importiere oder die Anlagen. Deswegen ist ein wichtiges Anliegen von unserem Verband auch, dass wir zum Technologie-Transfer beitragen, und dazu beitragen, dass die Länder selbst Anlagen entwickeln können."
Bei der Errichtung von Windkraftanlagen und beim Aufbau von Industriezweigen in Lateinamerika könnten deutsche Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, meint Hans-Josef Fell, Sprecher für Energie und Technologie der Grünen im Bundestag. Aber es gehe nicht nur um den Transfer von Technik und Know-how, sondern auch um Politik-Transfer. Einspeisevergütungsgesetze, wie es sie in Deutschland, Spanien und in Brasilien gebe, seien für alle lateinamerikanischen Länder sinnvoll.
sagt Stefan Gsänger, Generalsekretär des Weltwindenergie-Verbandes mit Sitz in Bonn. An der argentinischen Atlantikküste, wo sich Gsänger zurzeit aufhält, bläst der Wind ähnlich stark wie an der deutschen Ost- oder Nordseeküste. Und in Patagonien herrschen die weltweit besten Verhältnisse zur Nutzung von Windenergie. Dennoch werden in Argentinien weniger als dreißig Megawatt Windstrom gewonnen. Zum Vergleich: Der Weltmeister Deutschland generiert 22-tausend Megawatt aus Windenergie. In den meisten lateinamerikanischen Ländern sieht es nicht viel besser aus als in Argentinien. Die große Ausnahme: Brasilien. Stefan Gsänger:
""Wenn wir uns die Installationszahlen des Jahres 2006 ansehen, ist es das erste Mal gelungen, dass mit Brasilien ein Land unter den Top 20 der weltweit führenden Länder ist. Man hat in Brasilien vor einigen Jahren ein Gesetz verabschiedet, dass sich sehr stark ans deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz anlehnt, das also entsprechend Einspeise-Vergütungen garantiert für eine bestimmte Zeit, und das hat dazu geführt, dass man im letzten Jahr allein mehr als 200 Megawatt in Brasilien installieren konnte."
Als einer der Väter der brasilianischen Windenergie-Nutzung ist Everaldo Feitosa zur Konferenz im argentinischen Mar del Plata gekommen. Feitosa ist Vize-Präsident des Welt-Windenergie-Verbandes:
"Brasilien hat den Ausbau der Windenergie sehr beschleunigt. Vor zehn, fünfzehn Jahren galt Argentinien als führend in Lateinamerika. Damals existierten bereits Windkraftanlagen in Patagonien. Was die gesetzliche Förderung anging, gab es gute Perspektiven. Aber leider hat Argentinien wenige Fortschritte gemacht. Dagegen hat Brasilien in kurzer Zeit internationale Finanzierung und Unternehmen angezogen, und liegen wir an der Spitze. In Argentinien dagegen fehlen die Anreize für eine Nutzung der Windkraft."
Das bemängeln auch die argentinischen Teilnehmer der Welt-Windenergie-Konferenz. Manuel Martins ist Präsident einer Kooperative, die in der patagonischen Provinz Chubut den größten Windpark des Landes betreibt. Kein Privatunternehmen baue in Argentinien Windkraft-Anlagen, weil sich das wirtschaftlich nicht lohne, sagt Martins. Alle Windparks gehörten Kooperativen.
"Wenn sich die politischen Rahmenbedingungen nicht ändern, wird in Argentinien keiner wirtschaftlich auf die Produktion von Windenergie setzen. Der Anreiz müsste in einem Spezialtarif für die Einspeisung von Windenergie bestehen."
In Argentinien wurde im zurückliegenden Winter der Strom knapp, Industrie und Handel mussten Rationierungen hinnehmen. Die Regierung plant, die Atomkraft zu reaktivieren, dagegen scheint sie der Nutzung des Windes und anderer erneuerbarer Energien wenig Bedeutung beizumessen. Zur Weltkonferenz in Mar del Plata erschien weder der Präsident noch die Umweltministerin, und finanzielle Unterstützung aus Buenos Aires gab es auch nicht - sehr zum Ärger von Erico Spinadel, dem nationalen Verbands-Präsidenten. Der österreichisch-stämmige Argentinier sieht in seinem Land ein großes Potenzial für die Windenergie:
"Natürlich sind unsere Netze nicht so stark vernetzt wie die in Europa. Es ist nicht so leicht herauszufinden, wo man mit Windelektrizität hineinkommen kann. Landesweit könnten wir, vorausgesetzt, dass die Vernetzung etwas besser wäre, bis zu circa 2.100 Megawatt installieren."
Noch fehle es auch an Turbinen, sagt Erico Spinadel. Im Ausland gefertigte Turbinen hätten eine lange Lieferzeit, und die der drei argentinischen Hersteller seien noch nicht reif für die Serienproduktion. Für den Ausbau der Windenergie sei es wichtig, dass ein Land die Technologie selber herstelle, sagt Stefan Gsänger vom Welt-Verband:
"Sonst macht es ja erst mal ökonomisch vielleicht nicht so einen großen Unterschied, ob ich jetzt Öl importiere oder die Anlagen. Deswegen ist ein wichtiges Anliegen von unserem Verband auch, dass wir zum Technologie-Transfer beitragen, und dazu beitragen, dass die Länder selbst Anlagen entwickeln können."
Bei der Errichtung von Windkraftanlagen und beim Aufbau von Industriezweigen in Lateinamerika könnten deutsche Unternehmen eine wichtige Rolle spielen, meint Hans-Josef Fell, Sprecher für Energie und Technologie der Grünen im Bundestag. Aber es gehe nicht nur um den Transfer von Technik und Know-how, sondern auch um Politik-Transfer. Einspeisevergütungsgesetze, wie es sie in Deutschland, Spanien und in Brasilien gebe, seien für alle lateinamerikanischen Länder sinnvoll.