Die Dame ist fast zwei Meter groß. Sie ist komplett erhalten. Auch nach rund 2000 Jahren. Die so genannte Vibia Sabina ist die wahrscheinlich am besten erhaltene Darstellung der Gattin des Kaisers Hadrian. Gefunden wurde die römische Skulptur in den Gärten der Villa Adriana bei Rom. Ein Meisterwerk antiker Kunst, das jetzt wieder in Italien zu besichtigen ist. Zusammen mit zwölf etruskischen und griechischen Vasen von unschätzbarem Wert ist die Vibia Sabina vor kurzem aus den USA nach Italien transportiert worden. Jetzt gehören die Kaiserin und die Vasen wieder dem italienischen Staat. Der Kunsthistoriker Daniel Berger, Beamter des Kulturministeriums, ist der Deus-ex-machina der Rückkehr dieser Kunstgüter, deren Auslieferung der italienische Staat seit Jahren verlangt hat. Der Grund dafür? Die Vibia Sabina und die Vasen waren gestohlen worden, erklärt Daniel Berger:
"Das Museum of Fine Arts in Boston setzte sich vor wenigen Monaten mit uns in Verbindung, es kam zu Verhandlungen und meine Idee einer Rückgabe von nachgewiesener Raubkunst gegen Überlassung von Leihgaben wurde plötzlich Realität. Zum ersten Mal kam es zu einem Gentlemen-Agreement, um auf einen Prozess zu verzichten. Italien verpflichtet sich nun archäologische Kunstwerke nach Boston auszuleihen."
Die Freude über die spektakuläre Rückgabe nachweislich gestohlener Kunstwerke aus Italien durch ein amerikanisches Museum - die erste Rückgabe dieser Art überhaupt - wird allerdings überschattet von der Kritik einiger Kunstexperten. Für sie handelt es sich um einen "schlechten Kuhhandel" zwischen dem Museum in Boston und dem italienischen Kulturministerium.
Dort hingegen ist von einer "zukunftsweisenden Lösungsidee" die Rede. Wenn, so Kunsthistoriker Vittorio Sgarbi, Wortführer der Kritiker, Raubkunst an den rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wird, sollte dieser dafür keine anderen Kunstwerke ausleihen - und schon gar nicht als Dauerleihgaben und von gleichem künstlerischen Wert wie die einstmals geraubten Objekte.
Daniel Berger vom italienischen Kulturministerium versteht diese Kritik nicht. Er ist davon überzeugt, dass die von ihm entwickelte Formel "Rückgabe gegen Leihgabe" eine ausgezeichnete Grundlage zur Verbesserung der Beziehungen mit jenen Museen werden könnte - in den USA und in ganz Europa, auch in Deutschland - die alle sich seiner Meinung nach sicher ebenfalls im Besitz illegal ausgeführter italienischer Kunst befinden - und diese, noch nicht, herausgeben wollen.
Daniel Berger: "Vor einigen Jahren schrieb ich einen Artikel für die Tageszeitung "La Stampa" in dem ich einen Vorschlag zur Rückgabe von Raubkunst, die in amerikanischen Museen gezeigt wird, nach Italien machte. Meine Idee war folgende: Ihr gebt uns jene Gegenstände wieder zurück, die widerrechtlich aus Italien ausgeführt wurden, und wir überlassen euch andere Kunstwerke aus Dauerleihgaben."
Berger hofft, dass er vor allem die mit US-amerikanischen Museen noch offenen Probleme mit Hilfe der Formel "Rückgabe gegen Leihgabe" lösen kann. Wie zum Beispiel im Fall des Cleveland Museum of Art: Dort geht es um die berühmte altgriechische Medea-Vase, die in Süditalien gefunden wurde und die 1990 unter ungeklärten Umständen bei Sotheby¹s in London zum Verkauf kam. Das Cleveland Museum kaufte das Kunstwerk, das seitdem zu den Hauptwerken seiner Antikensammlungen gehört. Da aber sämtliche in Italien aus dem Erdreich geholten Gegenstände grundsätzlich erst einmal dem italienischen Staat gehören, falls sie keine staatliche Exportlizenz haben, fordert Rom auch die Rückgabe der Medea-Vase.
Daniel Berger: " Der Prozess in Rom sorgt in den Chefetagen amerikanischer Museen für viel Unruhe. Man hat dort Angst vor Klagen. Von Cleveland, um bei diesem Beispiel zu bleiben, erwarten wir nicht nur die Rückgabe der Medea-Vase, sondern auch weiterer Kunstwerke, darunter einige bemalte Skulpturen und anderen Vasen. Für diese in Italien gefundenen Gegenstände kann das Museum keine eindeutigen Herkunftsnachweise vorlegen."
Was liegt da also näher als ein Vertrag wie im Fall Boston? Daniel Berger sagt es nicht direkt und deutet es nur an: Das italienische Kulturministerium sucht jetzt ganz direkt den Kontakt zu jenen amerikanischen Museen, die sich bisher bei Rückgabeforderungen auf stur stellten. Sie will man mit der Dauerleihgaben-Regelung gefügig machen, damit sie sich über kurz oder lang endlich dazu bereit erklären, die nachweislich illegal erworbenen antiken Kunstgüter zurückzugeben.
"Das Museum of Fine Arts in Boston setzte sich vor wenigen Monaten mit uns in Verbindung, es kam zu Verhandlungen und meine Idee einer Rückgabe von nachgewiesener Raubkunst gegen Überlassung von Leihgaben wurde plötzlich Realität. Zum ersten Mal kam es zu einem Gentlemen-Agreement, um auf einen Prozess zu verzichten. Italien verpflichtet sich nun archäologische Kunstwerke nach Boston auszuleihen."
Die Freude über die spektakuläre Rückgabe nachweislich gestohlener Kunstwerke aus Italien durch ein amerikanisches Museum - die erste Rückgabe dieser Art überhaupt - wird allerdings überschattet von der Kritik einiger Kunstexperten. Für sie handelt es sich um einen "schlechten Kuhhandel" zwischen dem Museum in Boston und dem italienischen Kulturministerium.
Dort hingegen ist von einer "zukunftsweisenden Lösungsidee" die Rede. Wenn, so Kunsthistoriker Vittorio Sgarbi, Wortführer der Kritiker, Raubkunst an den rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wird, sollte dieser dafür keine anderen Kunstwerke ausleihen - und schon gar nicht als Dauerleihgaben und von gleichem künstlerischen Wert wie die einstmals geraubten Objekte.
Daniel Berger vom italienischen Kulturministerium versteht diese Kritik nicht. Er ist davon überzeugt, dass die von ihm entwickelte Formel "Rückgabe gegen Leihgabe" eine ausgezeichnete Grundlage zur Verbesserung der Beziehungen mit jenen Museen werden könnte - in den USA und in ganz Europa, auch in Deutschland - die alle sich seiner Meinung nach sicher ebenfalls im Besitz illegal ausgeführter italienischer Kunst befinden - und diese, noch nicht, herausgeben wollen.
Daniel Berger: "Vor einigen Jahren schrieb ich einen Artikel für die Tageszeitung "La Stampa" in dem ich einen Vorschlag zur Rückgabe von Raubkunst, die in amerikanischen Museen gezeigt wird, nach Italien machte. Meine Idee war folgende: Ihr gebt uns jene Gegenstände wieder zurück, die widerrechtlich aus Italien ausgeführt wurden, und wir überlassen euch andere Kunstwerke aus Dauerleihgaben."
Berger hofft, dass er vor allem die mit US-amerikanischen Museen noch offenen Probleme mit Hilfe der Formel "Rückgabe gegen Leihgabe" lösen kann. Wie zum Beispiel im Fall des Cleveland Museum of Art: Dort geht es um die berühmte altgriechische Medea-Vase, die in Süditalien gefunden wurde und die 1990 unter ungeklärten Umständen bei Sotheby¹s in London zum Verkauf kam. Das Cleveland Museum kaufte das Kunstwerk, das seitdem zu den Hauptwerken seiner Antikensammlungen gehört. Da aber sämtliche in Italien aus dem Erdreich geholten Gegenstände grundsätzlich erst einmal dem italienischen Staat gehören, falls sie keine staatliche Exportlizenz haben, fordert Rom auch die Rückgabe der Medea-Vase.
Daniel Berger: " Der Prozess in Rom sorgt in den Chefetagen amerikanischer Museen für viel Unruhe. Man hat dort Angst vor Klagen. Von Cleveland, um bei diesem Beispiel zu bleiben, erwarten wir nicht nur die Rückgabe der Medea-Vase, sondern auch weiterer Kunstwerke, darunter einige bemalte Skulpturen und anderen Vasen. Für diese in Italien gefundenen Gegenstände kann das Museum keine eindeutigen Herkunftsnachweise vorlegen."
Was liegt da also näher als ein Vertrag wie im Fall Boston? Daniel Berger sagt es nicht direkt und deutet es nur an: Das italienische Kulturministerium sucht jetzt ganz direkt den Kontakt zu jenen amerikanischen Museen, die sich bisher bei Rückgabeforderungen auf stur stellten. Sie will man mit der Dauerleihgaben-Regelung gefügig machen, damit sie sich über kurz oder lang endlich dazu bereit erklären, die nachweislich illegal erworbenen antiken Kunstgüter zurückzugeben.