Als Paul Muni 1932 in Howard Hawks legendärem Gangsterfilm "Scarface" die Titelrolle des Tony Camonte spielte. Da bekam er noch während der Dreharbeiten Besuch von einigen verwegen aussehenden Herren.
Es hatte sich herumgesprochen, dass der Held des Films nach Zeitungsartikeln des Chicagoer Reporters Ben Hecht an der Figur des Gangsterkönigs Al Capone angelehnt sein würde. Unter den Gangstern befand sich einer der kein Wort sprach, aber dessen Narbengesicht der Filmfigur alle Ehre machte. Die Herren Gangster stellten Fragen zur Kleidung und wie er sich bewegen wolle.
Muni war ein wenig eingeschüchtert. Denn offenbar wollte Capone selbst sich davon überzeugen, dass Munis ihm keine Schande machen würde. Dass der Held des Films brutal und rücksichtslos agierte und dem Film der zweite Titel "Schande der Nation" gegeben wurde, störte sie nicht. Aber smart und cool sollte er sein. Der denkwürdige Besuch sollte das Image des Verbrecherkönigs sicherstellen.
Wenn diese Geschichte sich nicht wirklich so ereignet hat, dann ist sie doch gut erfunden, denn den Verbrechern der 30er-Jahre war ihr Status als Pop-Stars wichtig. Der erste Film über John Dillinger entstand erst 1945. Sein kurzes, wildes Desperadoleben hatte der Bankräuber und Ausbrecherkönig aber schon im Juli 1934 im Kugelhagel der Polizei beendet. Dillinger achtete aber schon sehr genau darauf, wie er fotografiert wurde und wie ihn die Zeitungen zitierten. Mit seinen frechen Sprüchen war er der Star der Titelseiten, ganz so als seien die ganzen Banküberfälle, Fluchten und Verfolgungsjagden ein Spiel.
Der amerikanische Filmregisseur Michael Mann steht im US-Kino spätestens seit seinen Filmen "Heat" und "Collateral" ohnehin für die Wiedergeburt des Gangsterfilms, der in den 30er- und 40er-Jahren dem Genrekino der Traumfabrik einen neuen Schub gab. Nicht moralische Fragen wurden verhandelt in den neuen Königsdramen Hollywoods vom Aufstieg und Fall der Verbrecherkönige. Es ging allein um den Realismus im Detail, um den Stil der Auftritte und um Geschwindigkeit und Choreografie. Die Gangster der Prohibitionszeit haben sich gerne als zeitgenössische Robin Hoods stilisiert, was kurz nach der Weltwirtschaftskrise auch bei der Bevölkerung gut ankam.
In Wahrheit war diese bewaffnete Verzweiflungsvariante des amerikanischen Traums hässlich und aussichtslos. Aber sie ähnelte noch den Desperado-Revolverhelden des Western, der gerade seine Schuldigkeit getan hatte. Im Unterschied zu den Chicagoer Gangstern, die Reviere absteckten und schon den Sprung in die Halblegalität ihrer Alkohol-, Drogen-, Schutzgeld- und Spielgeschäfte vorbereiteten, hangelte sich Dillinger immer auf der Flucht von Bankraub zu Bankraub. Das verleiht dem Film etwas besonders Gehetztes. Nach Francis Ford Coppolas opernhaftem "Der Pate" wirkt die Gangstersage - zusammengeschnurrt auf ein charmantes Piratenabenteuer mit Piratenkönig Johnny Depp in der Titelrolle - harmlos und ohne rechten Biss. Virtuos ist das Tempo von Manns Film allemal. Verführerisch ist Johnny Depps Dandy-Gentleman-Verbrecher auch. Historisch interessant, dass das FBI endlich bundeszuständig wurde und die Bundespolizisten tatsächlich Waffen tragen durften. John Dillinger wurde - obwohl er es nicht war - der erste "Staatsfeind No 1".
Michael Mann inszeniert die Gangster als die coole Popstars, die sie gerne gewesen wären. Dillinger starb, weil er ins Kino gehen wollte. Draußen warteten schon die Scharfschützen. Vielleicht haben sich die Gangster zu sehr mit dem Kino identifiziert.
Es hatte sich herumgesprochen, dass der Held des Films nach Zeitungsartikeln des Chicagoer Reporters Ben Hecht an der Figur des Gangsterkönigs Al Capone angelehnt sein würde. Unter den Gangstern befand sich einer der kein Wort sprach, aber dessen Narbengesicht der Filmfigur alle Ehre machte. Die Herren Gangster stellten Fragen zur Kleidung und wie er sich bewegen wolle.
Muni war ein wenig eingeschüchtert. Denn offenbar wollte Capone selbst sich davon überzeugen, dass Munis ihm keine Schande machen würde. Dass der Held des Films brutal und rücksichtslos agierte und dem Film der zweite Titel "Schande der Nation" gegeben wurde, störte sie nicht. Aber smart und cool sollte er sein. Der denkwürdige Besuch sollte das Image des Verbrecherkönigs sicherstellen.
Wenn diese Geschichte sich nicht wirklich so ereignet hat, dann ist sie doch gut erfunden, denn den Verbrechern der 30er-Jahre war ihr Status als Pop-Stars wichtig. Der erste Film über John Dillinger entstand erst 1945. Sein kurzes, wildes Desperadoleben hatte der Bankräuber und Ausbrecherkönig aber schon im Juli 1934 im Kugelhagel der Polizei beendet. Dillinger achtete aber schon sehr genau darauf, wie er fotografiert wurde und wie ihn die Zeitungen zitierten. Mit seinen frechen Sprüchen war er der Star der Titelseiten, ganz so als seien die ganzen Banküberfälle, Fluchten und Verfolgungsjagden ein Spiel.
Der amerikanische Filmregisseur Michael Mann steht im US-Kino spätestens seit seinen Filmen "Heat" und "Collateral" ohnehin für die Wiedergeburt des Gangsterfilms, der in den 30er- und 40er-Jahren dem Genrekino der Traumfabrik einen neuen Schub gab. Nicht moralische Fragen wurden verhandelt in den neuen Königsdramen Hollywoods vom Aufstieg und Fall der Verbrecherkönige. Es ging allein um den Realismus im Detail, um den Stil der Auftritte und um Geschwindigkeit und Choreografie. Die Gangster der Prohibitionszeit haben sich gerne als zeitgenössische Robin Hoods stilisiert, was kurz nach der Weltwirtschaftskrise auch bei der Bevölkerung gut ankam.
In Wahrheit war diese bewaffnete Verzweiflungsvariante des amerikanischen Traums hässlich und aussichtslos. Aber sie ähnelte noch den Desperado-Revolverhelden des Western, der gerade seine Schuldigkeit getan hatte. Im Unterschied zu den Chicagoer Gangstern, die Reviere absteckten und schon den Sprung in die Halblegalität ihrer Alkohol-, Drogen-, Schutzgeld- und Spielgeschäfte vorbereiteten, hangelte sich Dillinger immer auf der Flucht von Bankraub zu Bankraub. Das verleiht dem Film etwas besonders Gehetztes. Nach Francis Ford Coppolas opernhaftem "Der Pate" wirkt die Gangstersage - zusammengeschnurrt auf ein charmantes Piratenabenteuer mit Piratenkönig Johnny Depp in der Titelrolle - harmlos und ohne rechten Biss. Virtuos ist das Tempo von Manns Film allemal. Verführerisch ist Johnny Depps Dandy-Gentleman-Verbrecher auch. Historisch interessant, dass das FBI endlich bundeszuständig wurde und die Bundespolizisten tatsächlich Waffen tragen durften. John Dillinger wurde - obwohl er es nicht war - der erste "Staatsfeind No 1".
Michael Mann inszeniert die Gangster als die coole Popstars, die sie gerne gewesen wären. Dillinger starb, weil er ins Kino gehen wollte. Draußen warteten schon die Scharfschützen. Vielleicht haben sich die Gangster zu sehr mit dem Kino identifiziert.