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Rücktritt von Bradley Wiggins
Medaillen auf Rezept

Acht Olympia-Medaillen, Tour-de-France-Sieger – und eine medizinische Ausnahmegenehmigung, die Fragen aufwarf: Bradley Wiggins hat in seiner Karriere für viele Schlagzeilen gesorgt. Nun tritt der britische Radsport-Star ab, mit 36 Jahren.

Von Thilo Neumann | 28.12.2016
    Bradley Wiggins und Tony Martin bei der WM.
    Ein Titel von vielen: Bradley Wiggins feierte 2014 seinen WM-Sieg im Einzelzeitfahren. (dpa-picture-alliance / epa / Javier Lizon)
    Zum Schluss hatte Bradley Wiggins noch einmal alle Hände voll zu tun. Unter seine Rücktrittsmeldung, die der Brite über Facebook verbreitete, stellte er ein Foto, auf dem er die Trophäen seiner langen Karriere darbot. Da war einiges zusammen gekommen: acht Olympiamedaillen, acht Weltmeistertitel. Und: Seine gelben Trikots vom Tour-de-France-Gesamtsieg 2012.
    Eine beeindruckende Sammlung – allerdings: Wie Wiggins diese Erfolge errang, war in den letzten Monaten verstärkt hinterfragt worden. Die russische Hackergruppe "Fancy Bears" hatte im September Dokumente der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA veröffentlicht. Demnach hatte Wiggins vor mindestens drei großen Rundfahrten das auf der Dopingliste stehende Mittel Triamcinolon verabreicht bekommen - so auch vor seinem Toursieg 2012.
    Auch das britische Parlament interessierte sich für sein Asthma
    Zwar hatte Wiggins für das leistungssteigernde Mittel eine medizinische Ausnahmegenehmigung, machte aus rechtlicher Sicht also nichts Illegales. Dennoch gab es aus Fahrerkreisen viel Kritik, der ehemalige Teamchef von Wiggins' Arbeitgeber Sky musste sich gar im britischen Parlament erklären.
    Wiggins selbst wies die Anschuldigungen stets zurück und begründete die Einnahme des Medikaments mit einer Asthmaerkrankung. In seiner Rücktrittserklärung verlor er nun über diesen Umstand kein Wort.
    So beendet der Sohn eines australischen Radrennfahrers seine Karriere als erfolgreichster Olympionike in der Geschichte Großbritanniens. 2012 schlug ihn die Queen zum Ritter, als erster Brite gewann Wiggins die Tour de France. Eine Bilderbuchkarriere – zumindest teilweise mit pharmazeutischer Hilfe.