Archiv


Rückversicherer kommen glimpflich davon

Der Wirbelsturm "Sandy" war eine der heftigsten Naturkatastrophen der vergangenen Jahre. Die Schäden an der US-Ostküste gehen in die Milliarden. Glück im Unglück für die Rückversicherer: Es ist die einzige große Naturkatastrophe für die die Branche im vergangenen Jahr aufkommen musste.

Von Michael Braun |
    Es war ein verheerender Wirbelsturm, als "Sandy" große Teile der amerikanischen Ostküste verwüstete. In die Bilanz der großen deutschen Rückversicherer hat er sich auch eingefressen. Mit 800 Millionen Euro bei der Münchener Rück und mit knapp 240 Millionen Euro bei der Hannover Rück. Sicher keine Kleinigkeit. Aber schon Anfang November, als die Münchner noch gar nicht wussten, wie viel sie für die Sandy-Folgen ausgeben mussten, hatte sich Finanzvorstand Jörg Schneider keine großen Sorgen über das Jahresergebnis gemacht.

    "Der Sturm 'Sandy' hat große Schäden verursacht. Dennoch erhöhen wir unsere Gewinnprognose für 2012, weil wir schon nach drei Quartalen das ursprüngliche Ziel übertroffen haben und weite profitabel unterwegs sind."

    So ist es gekommen. Sandy war furchtbar, auch furchtbar teuer. Aber dieser Wirbelsturm blieb nahezu der einzige große Schadensfall im Jahr 2012. Im Jahr zuvor musste Munich Re für Großschäden noch 4,5 Milliarden Euro auszahlen. 2012 blieb es bei 1,3 Milliarden Euro. Ähnlich bei Hannover Rück. Die Kehrseite davon ist nun aus Sicht der Unternehmen, dass es keinen Grund gibt, die Versicherungsprämien zu erhöhen. Thorsten Wenzel, Versicherungsanalyst bei der DZ Bank:

    "Die Versicherer haben letztes Jahr sehr, sehr gut verdient. Das natürlich dazu geführt, dass das Eigenkapital gewachsen ist. Und Eigenkapital ist bei den Versicherern ein Stück weit so etwas wie Kapazität. Und der Rückversicherungssektor ist jetzt sicherlich durch Überkapazitäten gekennzeichnet, die nach Anlagemöglichkeiten suchen. Deshalb ist es in der jüngsten Erneuerungsrunde per Januar 2013 nicht mehr wesentlich gelungen, die Preise weiter anheben zu können."

    Natürlich weiß die Münchener Rück, dass sie noch Baustellen hat, etwa die Direktversicherung Ergo, die zuletzt vor allem mit Lustreisen für erfolgreiche Vertragsvermittler bekannt geworden ist. Der Vertrieb der Düsseldorfer Ergo wird nun umgebaut. Aus fünf Vertriebsorganisationen werden zwei. Dadurch fallen rund 1.300 Stellen bei angestellten Vertretern und im Innendienst weg. Für die Abfindungen und andere Kosten fallen 130 Millionen Euro an. Auch im Auslandskrankenversicherungsgeschäft läuft es bei der Ergo nicht so, wie gewünscht. Doch alles in allem reicht es, um die Dividende um 75 Cent auf 7,00 Euro je Aktie anzuheben. Und Analyst Wenzel meint, das neue Niveau werde wohl bleiben:

    "Die Dividendenpolitik der Münchner Rück zielt eindeutig darauf ab, die Dividende nicht abzusenken. Das hat sie im Jahr 2011 gezeigt, als eine Dividende ausgeschüttet worden ist, die höher war als der seinerzeit erzielte Jahresüberschuss. 2011 war ja bekanntlich ein Jahr, in dem die Katastrophenschadenbelastung sehr, sehr hoch war. Insofern gehe ich davon aus, das auch in Zukunft die Münchner Rück versuchen wird, die Dividende auf diesem Niveau zu halten oder weiter zu steigern."

    Einer der großen Anteilseigner ist mit 11,2 Prozent der US-Investor Warren Buffett, der nun mit einer Zahlung von rund 140 Millionen Euro rechnen kann.