"Die Rote Armee verachtet, weit marschierend, das Leid,
Tausend Berge, zehntausend Flüsse - für sie nur eine Kleinigkeit.
Der Fünf Gebirge Höhen - ein Kräuseln winziger Wellen,
Der mächtige Wumeng - ein Klumpen Erde im Vorübergehen."
In einem Gedicht, das er nach dem Ende des "Langen Marsches" verfasste, malte Mao Zedong 1935 das Bild eines heroischen Siegeszuges, den er mit seiner Roten Armee zurückgelegt hatte. Tatsächlich aber war die einjährige Militäroperation ein chaotisches Unternehmen gewesen.
Hintergrund des "Langen Marsches" war der ein knappes Jahrzehnt zuvor ausgebrochene Bürgerkrieg zwischen den nationalistischen Regierungstruppen der Guomindang und den Kommunisten. Nach brutalen Massakern in den Städten Schanghai und Kanton zogen sich die verbliebenen Anhänger Maos in das Landesinnere zurück.
In einer abgelegenen Bergregion errichteten sie ihre erste Sowjetrepublik, enteigneten Großgrundbesitzer und verteilten das Land an arme Bauern. Die gebürtige Deutsche Anna Wang, die mit einem chinesischen Kommunisten verheiratet war, berichtete über Maos Bodenreform:
"Ich habe gesagt: 'Warum habt ihr die Roten so gut in Erinnerung?' 'Sie haben uns Land gegeben.' Das war Maos Lösung. Immer hat man nur von ihnen genommen, aber die haben uns was gegeben."
Doch die Kommunisten mussten schon bald vor der anrückenden Übermacht der Guomindang-Truppen unter Führung Chiang Kaisheks fliehen. Am 27. Oktober 1934, einige Quellen nennen den 16. Oktober, machten sich knapp 100.000 schlecht ausgerüstete Rotarmisten auf den Weg. Die überhastete Flucht verklärte Mao Zedong später zum Gründungsmythos der chinesischen Revolution.
"Der Lange Marsch ist ein Feldzug, wie ihn die Geschichte noch nicht gekannt hat. Der Lange Marsch ist ein Manifest, das der ganzen Welt verkündet hat, dass die Rote Armee aus Helden besteht, während die Imperialisten und ihre Lakaien, nämlich Chiang Kaishek und seinesgleichen, zu nichts taugen."
Tatsächlich aber starben mehr Menschen an den Strapazen des 10.000 Kilometer langen Gewaltmarsches als in den angeblich "glorreichen Schlachten" gegen die Guomindang.
Der amerikanische Journalist und Mao-Biograf Edgar Snow schrieb über das Unternehmen:
"Ein Jahr dauerte der Marsch durch elf Provinzen, kaum erschlossene Gegenden mit argwöhnischer und feindlicher Bevölkerung. Durch Wüsten, mörderisches Sumpfland, über 18 Bergketten, 24 große Flüsse, mit immer wiederkehrenden Kämpfen und Scharmützeln, geschwächt durch Hunger, Durst, schlechte Ausrüstung, Krankheiten. Sie marschieren in Sandalen aus Stoff, essen rohes Getreide, Verletzte müssen aufgegeben werden, ihr täglicher Begleiter ist der Tod."
Doch ungeachtet aller Verluste gab Mao nicht auf. Vielmehr nutzte er den "Langen Marsch", um aus den erbitterten Flügelkämpfen der Partei als unumstrittener Führer der Kommunisten hervorzugehen. Anna Wang:
"Was mich bei Mao besonders beeindruckte, war die absolute Zuversicht, die er ausstrahlte. In dem, was er sagte, war es ganz klar, dass er seine Partei, seine Bewegung als die Zukunft Chinas ansah."
Der "Lange Marsch" war - anders als es die öffentliche chinesische Geschichtsschreibung darstellt - begleitet von Plünderungen, Gräueltaten und Exekutionen der Kommunisten. Dass von den knapp 100.000 Rotarmisten nur rund ein Zehntel überlebte, lag nicht nur an den widrigen Umständen und den verlustreichen Kämpfen gegen die Guomindang. Durch blutige Säuberungen in Partei und Armee schwächten die Kommunisten sich zusätzlich selbst.
Rund 8.000 bis 10.000 Männer - unter den Rotarmisten waren nur wenige Frauen - beendeten im Oktober 1935 den "Langen Marsch" im Norden Chinas am Yan-Fluss. Dort begannen sie unter Maos Anleitung mit dem Wiederaufbau einer schlagkräftigen Organisation.
Die Publizistin Ruth Fischer, einst Führerin der Kommunistischen Partei Deutschlands und Autorin zahlreicher Werke zur Geschichte des Kommunismus, berichtete später:
"Sie bezogen ihr Hauptquartier in der Höhlenstadt Jenan und reorganisierten sich im Distrikt selbst. Sie warben junge Bauern und bildeten sie aus. Nach zwei Jahren waren sie so weit erstarkt, dass sie eine zwar vom Zentrum entfernte, aber im Norden einflussreiche, neue chinesische Sowjetmacht darstellten."
Nach weiteren zwölf Jahren waren die Kommunisten am Ziel. Am 1. Oktober 1949 proklamierte Mao Zedong in Peking die Volksrepublik China.
Tausend Berge, zehntausend Flüsse - für sie nur eine Kleinigkeit.
Der Fünf Gebirge Höhen - ein Kräuseln winziger Wellen,
Der mächtige Wumeng - ein Klumpen Erde im Vorübergehen."
In einem Gedicht, das er nach dem Ende des "Langen Marsches" verfasste, malte Mao Zedong 1935 das Bild eines heroischen Siegeszuges, den er mit seiner Roten Armee zurückgelegt hatte. Tatsächlich aber war die einjährige Militäroperation ein chaotisches Unternehmen gewesen.
Hintergrund des "Langen Marsches" war der ein knappes Jahrzehnt zuvor ausgebrochene Bürgerkrieg zwischen den nationalistischen Regierungstruppen der Guomindang und den Kommunisten. Nach brutalen Massakern in den Städten Schanghai und Kanton zogen sich die verbliebenen Anhänger Maos in das Landesinnere zurück.
In einer abgelegenen Bergregion errichteten sie ihre erste Sowjetrepublik, enteigneten Großgrundbesitzer und verteilten das Land an arme Bauern. Die gebürtige Deutsche Anna Wang, die mit einem chinesischen Kommunisten verheiratet war, berichtete über Maos Bodenreform:
"Ich habe gesagt: 'Warum habt ihr die Roten so gut in Erinnerung?' 'Sie haben uns Land gegeben.' Das war Maos Lösung. Immer hat man nur von ihnen genommen, aber die haben uns was gegeben."
Doch die Kommunisten mussten schon bald vor der anrückenden Übermacht der Guomindang-Truppen unter Führung Chiang Kaisheks fliehen. Am 27. Oktober 1934, einige Quellen nennen den 16. Oktober, machten sich knapp 100.000 schlecht ausgerüstete Rotarmisten auf den Weg. Die überhastete Flucht verklärte Mao Zedong später zum Gründungsmythos der chinesischen Revolution.
"Der Lange Marsch ist ein Feldzug, wie ihn die Geschichte noch nicht gekannt hat. Der Lange Marsch ist ein Manifest, das der ganzen Welt verkündet hat, dass die Rote Armee aus Helden besteht, während die Imperialisten und ihre Lakaien, nämlich Chiang Kaishek und seinesgleichen, zu nichts taugen."
Tatsächlich aber starben mehr Menschen an den Strapazen des 10.000 Kilometer langen Gewaltmarsches als in den angeblich "glorreichen Schlachten" gegen die Guomindang.
Der amerikanische Journalist und Mao-Biograf Edgar Snow schrieb über das Unternehmen:
"Ein Jahr dauerte der Marsch durch elf Provinzen, kaum erschlossene Gegenden mit argwöhnischer und feindlicher Bevölkerung. Durch Wüsten, mörderisches Sumpfland, über 18 Bergketten, 24 große Flüsse, mit immer wiederkehrenden Kämpfen und Scharmützeln, geschwächt durch Hunger, Durst, schlechte Ausrüstung, Krankheiten. Sie marschieren in Sandalen aus Stoff, essen rohes Getreide, Verletzte müssen aufgegeben werden, ihr täglicher Begleiter ist der Tod."
Doch ungeachtet aller Verluste gab Mao nicht auf. Vielmehr nutzte er den "Langen Marsch", um aus den erbitterten Flügelkämpfen der Partei als unumstrittener Führer der Kommunisten hervorzugehen. Anna Wang:
"Was mich bei Mao besonders beeindruckte, war die absolute Zuversicht, die er ausstrahlte. In dem, was er sagte, war es ganz klar, dass er seine Partei, seine Bewegung als die Zukunft Chinas ansah."
Der "Lange Marsch" war - anders als es die öffentliche chinesische Geschichtsschreibung darstellt - begleitet von Plünderungen, Gräueltaten und Exekutionen der Kommunisten. Dass von den knapp 100.000 Rotarmisten nur rund ein Zehntel überlebte, lag nicht nur an den widrigen Umständen und den verlustreichen Kämpfen gegen die Guomindang. Durch blutige Säuberungen in Partei und Armee schwächten die Kommunisten sich zusätzlich selbst.
Rund 8.000 bis 10.000 Männer - unter den Rotarmisten waren nur wenige Frauen - beendeten im Oktober 1935 den "Langen Marsch" im Norden Chinas am Yan-Fluss. Dort begannen sie unter Maos Anleitung mit dem Wiederaufbau einer schlagkräftigen Organisation.
Die Publizistin Ruth Fischer, einst Führerin der Kommunistischen Partei Deutschlands und Autorin zahlreicher Werke zur Geschichte des Kommunismus, berichtete später:
"Sie bezogen ihr Hauptquartier in der Höhlenstadt Jenan und reorganisierten sich im Distrikt selbst. Sie warben junge Bauern und bildeten sie aus. Nach zwei Jahren waren sie so weit erstarkt, dass sie eine zwar vom Zentrum entfernte, aber im Norden einflussreiche, neue chinesische Sowjetmacht darstellten."
Nach weiteren zwölf Jahren waren die Kommunisten am Ziel. Am 1. Oktober 1949 proklamierte Mao Zedong in Peking die Volksrepublik China.