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Rüsten für die Exzellenzförderung?

Heute haben die TU Darmstadt und Uni Frankfurt eine strategische Allianz unterzeichnet. Unter anderem soll das akademische Angebot näher aufeinander abgestimmt werden. Die Studenten werden zwischen beiden Städten pendeln müssen und sind deshalb mit der Kooperation gar nicht glücklich.

Von Michael Braun |
    Das hat es gegeben, aber das soll es nicht mehr geben, dass die Uni Frankfurt und die TU Darmstadt gleichermaßen auf der Suche nach einem Informatiker waren und die Berufungskommissionen auf den ersten beiden Plätzen exakt die gleichen Kandidaten platziert hatten - Zeichen für die gleiche Ausrichtung in denselben Fächern, Zeichen auch dafür, dass beide Hochschulen sich nicht abzustimmen gedachten. Das werden sie von nun an tun. Denn die strategische Allianz, die beide Hochschulen heute unterzeichnet haben, sieht vor, zumindest in verwandten Fächern die Berufungskommissionen mit je einem Vertreter der anderen Hochschule zu besetzen. Überhaupt soll das akademische Angebot näher aufeinander abgestimmt werden mit der Folge, dass die Studenten zwischen beiden Städten werden pendeln müssen. Der Präsident der TU Darmstadt, Johann-Dietrich Wörner:

    " Ja, natürlich, auf beiden Seiten, Studierende, aber auch Lehrende. "

    Gerade das ist es, was die Studierenden nicht wollten. Der Frankfurter Asta-Vorsitzende Abel Schumann:

    " Wir glauben nicht, dass es im Regelfall für Studierende zumutbar ist, von Frankfurt nach Darmstadt oder umgekehrt zu pendeln. Das kann durchaus mal bei einer hochspezialisierten Veranstaltungen sein, dass Frankfurter Studierende nach Darmstadt fahren. Aber das darf auf keinen Fall zur Regel werden, sondern kann höchstens in ganz, ganz speziellen Veranstaltungen vielleicht auch gerade im Promotionsstudium sein. "

    Dieser Wunsch wird wohl so nicht in Erfüllung gehen, auch deshalb klagt ASTA-Chef Schumann, dass die Studierenden in die Verhandlungen für die Allianz nicht einbezogen worden seien:

    " Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass wir auch daran beteiligt werden. Die Universität nicht auf uns zugegangen, das kann man in Zukunft vielleicht ändern. "

    Die Zukunft sieht so aus: Parallele Studiengänge sollen abgebaut, neue Studienfächer in Abstimmung miteinander eingerichtet, bei verwandten Disziplinen Leistungsschwerpunkte mal hier, mal dort gesetzt werden. Der Präsident der Universität Frankfurt, Rudolf Steinberg:

    " Wir werden in Zukunft die Entwicklungen unserer beiden Universitäten gemeinsam aufeinander abgestimmt nach vorne bringen in allen relevanten Bereichen, ob das Forschung, Forschungsschwerpunkte, ob das Studiengänge sind, ob das Probleme der Weiterbildung, der Verwaltung, das Thema IT wird natürlich hinzu kommen, und diese strategischen Ziele werden in den Bereichen kleingearbeitet. "

    Der Wissenschaftsminister des Landes, hochverschuldet wie andere Bundesländer auch, hatte gelinden Druck auf die beiden Universitäten ausgeübt, die vorhandenen Mittel effizienter zu nutzen. Udo Corts:

    " Trotzdem der Haushalt rückläufig ist, streben wir an, weiter prioritär die Hochschulen und den allgemeinen Bildungsbereich zu fördern. Aber weil die Steigerungen nicht so sein können, wie wir uns das alle wünschen, muss man natürlich das Geld, das zur Verfügung steht, optimaler einsetzen. "

    Es gab bisher schon abgestimmte Fächerplanung, in den Geowissenschaften etwa. Darmstadt bekam die anwendungs-, Frankfurt die eher grundlagenorientierten Gebiete. Auch in der Ionenforschung haben beide Hochschulen schon Gemeinsamkeit geübt. Und Darmstadt will auch in Zukunft, obwohl Technische Universität, nicht auf die Geisteswissenschaften verzichten. TU-Präsident Wörner:

    " Ich glaube nicht, dass es in Darmstadt dazu kommen wird, das wir mit diesem Vertrag jetzt die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften schließen. Das ist jedenfalls nicht die Intention des derzeitigen Präsidenten. Man weiß nie, was spätere Generationen daraus machen. Ich sage nur, das wir natürlich in Darmstadt immer nur eine relativ schmale Basis für Geistes- und Gesellschaftswissenschaften. Wir haben fünf Professoren in der Soziologie. Und es gibt sicherlich in der Soziologie mehr Bereiche als nur diese fünf. Und diese konnten wir bisher unseren Studierenden nicht erschließen, jedenfalls nicht so ohne weiteres, jedenfalls nicht in einer strukturell abgesicherten Basis. Und das ist jetzt möglich. "

    Die Studierenden sollen künftig leichter an Lehrveranstaltungen und Prüfungen der jeweils anderen Universität teilnehmen können. Und wem die gut 40 Kilometer zwischen Südhessen und Main zuviel sind, dem sagen die Uni-Präsidenten jetzt schon, in Berlin lägen die Gebäude allein der dortigen TU weiter auseinander, und außerdem gebe es ja mehr als Videokonferenzen, es gebe den digitalen Hörsaal mit interaktiven Möglichkeiten selbst über den Main hinweg.