Es braucht schon ein ziemlich enzyklopädisches Gedächtnis, oder ein Filmlexikon, oder wenigstens Google, um das historische Vorbild dingfest zu machen - obwohl der ursprüngliche Titel ja recht einzigartig war: "Ein Elefant irrt sich gewaltig". 1976 war das ein Kinoerfolg des französischen Komödien-Regisseurs Yves Robert; und so erfolgreich war der Film, dass es sogar für ein Hollywood-Remake reichte: "The Lady in Red". In jedem Fall ging es um eine ganz normale Seitenspringerei, in deren lustvollen Abgründen sich ein eigentlich auffällig unbescholtener Beamter, Typ Kleiner Mann von nebenan, recht rettungslos verliert.
Bei Rene Pollesch steht nun kein Monsieur, sondern eine Madame vor den Trümmern einer Beziehung, genauer: vor den leeren Zimmern der ehedem gemeinsamen Wohnung; denn der Ex hat alles ausgeräumt und mitgenommen. Aber der Inhalt, der Plot im Spiel ist eher weniger wichtig; denn vor allem hat sich der "Elefant" aus Roberts Titel vervielfacht - und bei Pollesch heißt die Fabel vom Beziehungsulk nun "Ein Chor irrt sich gewaltig". Ein Chor? Wie das denn?
Ganz einfach: Madame, wie so oft in jüngerer Zeit beispielhaft überkandidelt gespielt von Polleschs Über-Muse Sophie Rois, hat ihrerseits auch einen neuen Verehrer, mindestens einen. Und weil das so ist, spricht er beharrlich im Chor - um die Chor-Führerinnen Christine Groß und Brigitte Cuvelier herum (die jeweils auch noch ein paar Partien zetern und zwitschern) gruppiert sich eine Mädchenbande aus verschiedenen Jahrgängen der jungen Volksbühne, des Junge-Leute-Projekts, das am Hause "P 14" heißt. Alle hat der Ausstatter Bert Neumann mit schrillstmöglichem Outfit aus dem Historien-Fundus versehen; und mit lärmenden Holzschuhen. Außerdem ist Jean Chaize als vielgestaltiges Faktotum zur Stelle, und wie Cuvelier in zierlich geplustertem Französisch mimt er alles Mögliche, vom Hausdiener bis zu Madames Frau Mama; und dazu wiederum klingen obendrein vom Band Klassiker des französischen Schlagers, von Joe Dassin bis Gilbert Becaud - da sind schon eine gehörige Menge Zutaten vorhanden für eine staunenswerte Blödelei!
Und das ist es denn auch - da mag Madame mit dem Chor zwar zwischendrin auch mal über das Verhältnis von Liebe und Kapitalismus räsonieren und Pollesch im Programmheft (das armseligerweise vor allem ein Gespräch der Kollegen in Wien nachdruckt) obendrein allerlei Rezepte aus der Hexenküche aktueller Zeitgeist- und Kapitalismus-Kritik durchbuchstabieren, mit den Herren Agamben, Groys und Zizek als hausphilosophischen Stichwortgebern. Nachvollziehbar ist eventuell ja sogar die von Pollesch seit Jahren propagierte stilbildende Idee, dass sich derlei schwieriges Gedankengut womöglich ja wirklich nur noch im Kostüm der forcierten Boulevard-Groteske vermitteln lässt; und dass der soziale und politische "Diskurs", der an seiner Art Theater ja so lange und so gebetsmühlenartig gerühmt wurde, vielleicht wirklich nur noch Platz hat im Atemholen zwischen einer und der nächsten Albernheit.
Es braucht aber viel Vertrauen in die Wahrnehmungskompetenz des geschätzten Publikums, um dieser Theorie immer noch anzuhängen - längst ließe sich ja auch vermuten, dass die allüberall mediale (und bei Pollesch eben auch auf der Bühne forcierte) Comedy-Inflation dieses Reflexionsvermögen restlos abgetötet hat.
Noch die auffälligste Pollesch-Innovation jüngerer Zeit ist ja dem Medien-Zeitalter geschuldet - denn die jüngsten Stück dauern selten mehr als 60 Minuten; sie erfordern also etwa soviel Aufmerksamkeit wie früher eine "Derrick"- oder "Bonanza"-Folge. Gute Zeiten -schlechte Zeiten eben - im Zeitgeist-Jubel einer Gesellschaft, die sich an derlei Armut gewöhnt hat.
Bei Rene Pollesch steht nun kein Monsieur, sondern eine Madame vor den Trümmern einer Beziehung, genauer: vor den leeren Zimmern der ehedem gemeinsamen Wohnung; denn der Ex hat alles ausgeräumt und mitgenommen. Aber der Inhalt, der Plot im Spiel ist eher weniger wichtig; denn vor allem hat sich der "Elefant" aus Roberts Titel vervielfacht - und bei Pollesch heißt die Fabel vom Beziehungsulk nun "Ein Chor irrt sich gewaltig". Ein Chor? Wie das denn?
Ganz einfach: Madame, wie so oft in jüngerer Zeit beispielhaft überkandidelt gespielt von Polleschs Über-Muse Sophie Rois, hat ihrerseits auch einen neuen Verehrer, mindestens einen. Und weil das so ist, spricht er beharrlich im Chor - um die Chor-Führerinnen Christine Groß und Brigitte Cuvelier herum (die jeweils auch noch ein paar Partien zetern und zwitschern) gruppiert sich eine Mädchenbande aus verschiedenen Jahrgängen der jungen Volksbühne, des Junge-Leute-Projekts, das am Hause "P 14" heißt. Alle hat der Ausstatter Bert Neumann mit schrillstmöglichem Outfit aus dem Historien-Fundus versehen; und mit lärmenden Holzschuhen. Außerdem ist Jean Chaize als vielgestaltiges Faktotum zur Stelle, und wie Cuvelier in zierlich geplustertem Französisch mimt er alles Mögliche, vom Hausdiener bis zu Madames Frau Mama; und dazu wiederum klingen obendrein vom Band Klassiker des französischen Schlagers, von Joe Dassin bis Gilbert Becaud - da sind schon eine gehörige Menge Zutaten vorhanden für eine staunenswerte Blödelei!
Und das ist es denn auch - da mag Madame mit dem Chor zwar zwischendrin auch mal über das Verhältnis von Liebe und Kapitalismus räsonieren und Pollesch im Programmheft (das armseligerweise vor allem ein Gespräch der Kollegen in Wien nachdruckt) obendrein allerlei Rezepte aus der Hexenküche aktueller Zeitgeist- und Kapitalismus-Kritik durchbuchstabieren, mit den Herren Agamben, Groys und Zizek als hausphilosophischen Stichwortgebern. Nachvollziehbar ist eventuell ja sogar die von Pollesch seit Jahren propagierte stilbildende Idee, dass sich derlei schwieriges Gedankengut womöglich ja wirklich nur noch im Kostüm der forcierten Boulevard-Groteske vermitteln lässt; und dass der soziale und politische "Diskurs", der an seiner Art Theater ja so lange und so gebetsmühlenartig gerühmt wurde, vielleicht wirklich nur noch Platz hat im Atemholen zwischen einer und der nächsten Albernheit.
Es braucht aber viel Vertrauen in die Wahrnehmungskompetenz des geschätzten Publikums, um dieser Theorie immer noch anzuhängen - längst ließe sich ja auch vermuten, dass die allüberall mediale (und bei Pollesch eben auch auf der Bühne forcierte) Comedy-Inflation dieses Reflexionsvermögen restlos abgetötet hat.
Noch die auffälligste Pollesch-Innovation jüngerer Zeit ist ja dem Medien-Zeitalter geschuldet - denn die jüngsten Stück dauern selten mehr als 60 Minuten; sie erfordern also etwa soviel Aufmerksamkeit wie früher eine "Derrick"- oder "Bonanza"-Folge. Gute Zeiten -schlechte Zeiten eben - im Zeitgeist-Jubel einer Gesellschaft, die sich an derlei Armut gewöhnt hat.