"Die Kraft geht dort runter. Genau. Und an der Stelle greift die Kraft an."
Nachhilfe in Sachen Physik. Norbert Schenke zieht Winkelmesser, Dreieck und Lineal aus seiner Aktentasche und reicht sie über den Tisch. Der 72-jährige Elektroingenieur schaut seinem Schützling über die Schulter und fragt nebenbei Ohmsches Gesetz und den Satz des Pythagoras ab.
"Ich hatte ja immer verfolgt, dass immer davon gesprochen wird, dass es zu viele Schulabbrecher gibt und das habe ich nicht verstanden, warum man denen nicht helfen kann. Ich selber habe fünf Enkelsöhne und dort habe ich auch schon Nachhilfeunterricht gegeben und gemerkt, dass das was bringt und dass ich das gut kann."
Zweimal pro Woche trifft er sich mit Tim Opitz und arbeitet mit ihm das Lehrbuch des Mechatronik-Azubis durch. Der 22-Jährige hat einiges nachzuholen, denn aus persönlichen Gründen, über die er nicht reden möchte, war er im vergangenen Jahr mehrere Wochen weder in der Berufsschule noch auf Arbeit erschienen.
"Die Lehrer haben auch schon gesagt, dass das nicht gut ist und dass da Wissen fehlt und dass ich das alles nacharbeiten muss, aber groß ins Gewicht gefallen ist das auch nicht, weil es ist ja bloß einer von vielen Schülern."
Der Abbruch seiner Lehre stand im Raum, doch daran waren weder Tim Opitz noch sein Ausbildungsbetrieb interessiert. Denn: Potenzielle Azubis sind in Deutschland dünn gesät. Wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag kürzlich vermeldete, konnten 2011 mehr als 75.000 Lehrstellen nicht besetzt werden. Und von denen, die eine Ausbildung beginnen, bricht etwa jeder Fünfte ab – die meisten jedoch innerhalb der Probezeit, betont Torsten Köhler, Bildungsgeschäftsführer bei der IHK Dresden.
"Das hängt einfach damit zusammen, dass sie sich unter Umständen nicht ausreichend über den zu erlernenden Beruf informiert haben. Es gibt allerdings auch Abbrüche nach der Probezeit. Das sind diejenigen, die feststellen, dass sie mit den Leistungsanforderungen nicht zurecht kommen, das können auch Auseinandersetzungen im Unternehmen mit Lehrherrn und Lehrlingen sein und hier braucht man einfach Hilfe."
Eine umfassende Betreuung bietet da die Initiative VerA, Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen, wo Azubis für ein Jahr einen Mentor zur Seite gestellt bekommen, erfahrene Fach- und Führungskräfte, die bereits im Ruhestand sind. Gestartet wurde das Projekt in den Modellregionen München und Dresden, seit Januar 2011 existiert es in allen Bundesländern. Bisher gab es deutschlandweit etwa 2000 Anfragen, in 1200 Fällen kam ein Nachhilfe-Tandem zustande. Den Zuspruch erklärt sich Eva Möller, Koordinatorin für Dresden, so:
"Die jungen Leute, die kriegen ja Druck von ihren Ausbildern, von ihren Eltern, von dieser Generation und da ist die Großelterngeneration diejenigen, die Zeit haben zum Zuhören und dann funktioniert das ganz gut."
Die Aufgaben der ehrenamtlich arbeitenden Senioren sind vielfältig, angefangen bei Fachfragen und Prüfungsvorbereitungen bis hin zu Nachhilfe in Deutsch für Migranten. Gelegentlich geben die Mentoren auch Hinweise in Sachen der oft bemängelten sozialen Kompetenz. Norbert Schenke sieht da bei Tim Opitz aber keinen Nachholebedarf:
"Die Chemie stimmt zwischen uns, der Wille von ihm ist da. Er ist pünktlich, höflich und auch sein Grundwissen ist wesentlich besser als von den Schülern, die ich vorher hatte."
Für Tim Opitz sind die Nachhilfestunden kostenlos, leisten könnte er sie sich sonst nicht. So allerdings konnte er nach kurzer Zeit schon bei den Mitschülern mit seinem Wissen punkten.
"Wir hatten gerade die ganzen Winkelfunktionen und den Satz des Pythagoras gemacht und da hatten wir einen CC-Programmierungskurs und da musste man öfter ein paar Strecken ausrechnen, die nur über den Satz des Pythagoras oder die Sinus-/Kosinus-Funktion zu berechnen waren und da waren sie doch alle erstaunt, dass ich da gerade so fit in dem Feld war."
Ende des Jahres beginnen die Abschlussprüfungen. Diese zu bestehen ist das gemeinsame Ziel von Tim Opitz und Norbert Schenke. Und dass sie das schaffen werden, daran lassen beide keinen Zweifel aufkommen.
Nachhilfe in Sachen Physik. Norbert Schenke zieht Winkelmesser, Dreieck und Lineal aus seiner Aktentasche und reicht sie über den Tisch. Der 72-jährige Elektroingenieur schaut seinem Schützling über die Schulter und fragt nebenbei Ohmsches Gesetz und den Satz des Pythagoras ab.
"Ich hatte ja immer verfolgt, dass immer davon gesprochen wird, dass es zu viele Schulabbrecher gibt und das habe ich nicht verstanden, warum man denen nicht helfen kann. Ich selber habe fünf Enkelsöhne und dort habe ich auch schon Nachhilfeunterricht gegeben und gemerkt, dass das was bringt und dass ich das gut kann."
Zweimal pro Woche trifft er sich mit Tim Opitz und arbeitet mit ihm das Lehrbuch des Mechatronik-Azubis durch. Der 22-Jährige hat einiges nachzuholen, denn aus persönlichen Gründen, über die er nicht reden möchte, war er im vergangenen Jahr mehrere Wochen weder in der Berufsschule noch auf Arbeit erschienen.
"Die Lehrer haben auch schon gesagt, dass das nicht gut ist und dass da Wissen fehlt und dass ich das alles nacharbeiten muss, aber groß ins Gewicht gefallen ist das auch nicht, weil es ist ja bloß einer von vielen Schülern."
Der Abbruch seiner Lehre stand im Raum, doch daran waren weder Tim Opitz noch sein Ausbildungsbetrieb interessiert. Denn: Potenzielle Azubis sind in Deutschland dünn gesät. Wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag kürzlich vermeldete, konnten 2011 mehr als 75.000 Lehrstellen nicht besetzt werden. Und von denen, die eine Ausbildung beginnen, bricht etwa jeder Fünfte ab – die meisten jedoch innerhalb der Probezeit, betont Torsten Köhler, Bildungsgeschäftsführer bei der IHK Dresden.
"Das hängt einfach damit zusammen, dass sie sich unter Umständen nicht ausreichend über den zu erlernenden Beruf informiert haben. Es gibt allerdings auch Abbrüche nach der Probezeit. Das sind diejenigen, die feststellen, dass sie mit den Leistungsanforderungen nicht zurecht kommen, das können auch Auseinandersetzungen im Unternehmen mit Lehrherrn und Lehrlingen sein und hier braucht man einfach Hilfe."
Eine umfassende Betreuung bietet da die Initiative VerA, Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen, wo Azubis für ein Jahr einen Mentor zur Seite gestellt bekommen, erfahrene Fach- und Führungskräfte, die bereits im Ruhestand sind. Gestartet wurde das Projekt in den Modellregionen München und Dresden, seit Januar 2011 existiert es in allen Bundesländern. Bisher gab es deutschlandweit etwa 2000 Anfragen, in 1200 Fällen kam ein Nachhilfe-Tandem zustande. Den Zuspruch erklärt sich Eva Möller, Koordinatorin für Dresden, so:
"Die jungen Leute, die kriegen ja Druck von ihren Ausbildern, von ihren Eltern, von dieser Generation und da ist die Großelterngeneration diejenigen, die Zeit haben zum Zuhören und dann funktioniert das ganz gut."
Die Aufgaben der ehrenamtlich arbeitenden Senioren sind vielfältig, angefangen bei Fachfragen und Prüfungsvorbereitungen bis hin zu Nachhilfe in Deutsch für Migranten. Gelegentlich geben die Mentoren auch Hinweise in Sachen der oft bemängelten sozialen Kompetenz. Norbert Schenke sieht da bei Tim Opitz aber keinen Nachholebedarf:
"Die Chemie stimmt zwischen uns, der Wille von ihm ist da. Er ist pünktlich, höflich und auch sein Grundwissen ist wesentlich besser als von den Schülern, die ich vorher hatte."
Für Tim Opitz sind die Nachhilfestunden kostenlos, leisten könnte er sie sich sonst nicht. So allerdings konnte er nach kurzer Zeit schon bei den Mitschülern mit seinem Wissen punkten.
"Wir hatten gerade die ganzen Winkelfunktionen und den Satz des Pythagoras gemacht und da hatten wir einen CC-Programmierungskurs und da musste man öfter ein paar Strecken ausrechnen, die nur über den Satz des Pythagoras oder die Sinus-/Kosinus-Funktion zu berechnen waren und da waren sie doch alle erstaunt, dass ich da gerade so fit in dem Feld war."
Ende des Jahres beginnen die Abschlussprüfungen. Diese zu bestehen ist das gemeinsame Ziel von Tim Opitz und Norbert Schenke. Und dass sie das schaffen werden, daran lassen beide keinen Zweifel aufkommen.