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"Rumble in the Jungle"

Das Unglaubliche war geschehen. Muhammed Ali hatte George Foreman besiegt und war wieder Weltmeister der Schwergewichtsboxer. Er hatte das eherne Gesetz durchbrochen, das Kämpfer, die ihren Titel einmal verloren haben, nie wieder zurück kommen. Ali:

Von Martin Hartwig | 30.10.2004
    I am the greatest.

    Ali hatte seinen Titel nicht im Ring verloren. 1967 war er ihm entzogen worden, weil er den Kriegsdienst in Vietnam verweigerte. Er persönlich habe keine Probleme mit den Vietkong, hatte er erklärt, und es habe ihn auch noch kein Vietkong "Nigger" genannt. Erst 1970 erhielt er seine Profilizenz zurück. Der Kampf, der am 30. Oktober 1974 in Kinshasa stattfand, war für ihn die letzte Chance, den Weltmeistertitel zurück zu holen. Es sah nach Ansicht vieler Experten allerdings nicht gut für Ali aus. Der deutlich jüngere Foreman hatte sich als ein Boxer mit furchteinflößend harten Schlägen einen Namen gemacht und seine Gegner reihenweise zu Boden geschickt. Es kam jedoch anders:

    Ali beginnt den Kampf sehr offensiv und landet einige Kopftreffer. Damit hat Foreman nicht gerechnet. Er tut sich schwer in den Kampf zu kommen. Erst am Ende der ersten Runde gelingt es ihm, Ali in die Ringecke zu drängen und mit schweren Schlägen zum Körper zu bearbeiten.

    Das Publikum in Kinshasa war klar auf der Seite Mohammed Alis, der für das neue schwarze Selbstbewusstsein stand. Er hatte seinen Sklavennamen Cassius Clay abgelegt, war zum Islam konvertiert und vertrat die Idee eines separaten schwarzen Staates in Amerika. Das kam im damaligen Zaire, dass sich gerade erst von seinen Kolonialherren befreit hatte, gut an. Beim öffentlichen Training demonstrierte Ali, wer hier ein Heimspiel hatte:

    You want to see. You want me to show if this is my country? Ali Buma je, Ali Buma je, Ali Buma je…

    Ali Buma je, Ali töte ihn. Das war der Schlachtruf, der überall erklang wo er auftauchte. George Foreman wurde in diesem Spektakel die Rolle des "Onkel Tom" zugewiesen, des - im besten Fall unwissenden – jedoch willfährigen schwarzen Helfers der weißen Machthaber. Im PR-Kampf war er der klare Verlierer. Er musste auf seine boxerischen Qualitäten vertrauen.

    Ab Runde 2 bestimmt Foreman den Kampf. Permanent schlägt er auf Ali ein. Der macht erstaunlicherweise kaum Anstalten auszuweichen. Mit hochgezogener Deckung lehnt er im Seil und pendelt die Schläge aus, die vor allem seine Rippenbögen und seine Deckung treffen. Dabei überschüttet er seinen Widersacher mit Hohn und Spott. Die Runden Drei und Vier verlaufen genauso.

    Eigentlich sollte der Kampf früher stattfinden, doch Foreman hatte sich beim Training so verletzt, dass der Termin verlegt werden musste. Beide Kämpfer blieben im Land. Es wurde erwogen, den Kampf in die USA zu verlegen, doch Sese Seko Mobuto, der diktatorische Staatpräsident von Zaire, lehnte das strikt ab. Schließlich hatte er die Preisgelder spendiert, um sich und das Land international bekannter zu machen. Nach sechs Wochen Warten und Psychokrieg der Athleten fand dann endlich der als "Rumble in the Jungle" vermarktete Kampf statt.

    In der fünften Runde hat Foreman sich müde geboxt. Ali wirkt jetzt frischer und landet immer mehr Treffer. Ab Runde 7 ist Foreman schwer gezeichnet und kann seine Deckung kaum noch oben halten. In der achten Runde ist es dann soweit. Ali startet eine ganze Serie von Schlägen.

    Foreman am Boden. Foreman wird ausgezählt und der Kampf ist zu Ende. Forman am Boden. Muhammad Ali hat sich seinen Titel zurück erobert. Nach einer Doublette und nach einer großen Linken. Muhammad Ali ist hier in Afrika erneut zum König gekrönt.

    Muhammad Ali war damit endgültig zu Legende geworden. George Foreman versank zwei Jahre lang in tiefe Depression.