Bünten: Was ist das bei Ihnen auf dem Campus für eine Stimmung? Es ist eine Campushochschule hat man mir gesagt.
Wrobel-Leipold: Ja, es erinnert, obwohl wir mitten in Sachsen sind, einiges an Amerika, an eine kleine Universität irgendwo im mittleren Westen. Sie können bei uns alles bequem zu Fuß erreichen. In der Zeit, in der Sie etwa in München auf die U-Bahn oder den Bus warten können Sie bei uns noch gemütlich frühstücken oder schon studieren und es gibt bei uns praktisch keine Wartezeiten, keine Warteschlangen. Man kann also sehr bequem entspannt und konzentriert studieren.
Bünten: Und vermutlich gibt es auch wenig Ablenkung höre ich da raus, wenn Sie sagen 'konzentriert studieren'?
Wrobel-Leipold: Haha, das stimmt. Sollten Sie irgendwo in Süddeutschland studieren wollen, haben Sie natürlich Seen, Alpen, können Ski fahren, surfen... das sind Möglichkeiten, die Sie bei uns schon eher suchen müssen. Kajakfahren ist bei uns sehr beliebt oder auch Wassersport an der Talsperre aber ansonsten halten sich die Ablenkungen doch eher in Grenzen, was unsere Studenten dazu nutzen, dass sie konzentriert studieren und sie fühlen sich auch wohl.
Bünten: Die FH Mittweida hat auch ein Mittweida-Modell mit sich gezogen, einen gewissen Vorbildcharakter für andere Studiengänge. Was steckt denn hinter diesem Modell?
Wrobel-Leipold: Wir haben Theorie und Praxis ganz innig miteinander verbunden. Ist es so, dass Sie das, was Sie in der Vorlesung oder im Seminar theoretisch bearbeiten, direkt im Übungsstudio praktisch umsetzen. Wir sind, wenn Sie so wollen, nicht nur eine Hochschule sondern auch ein ganz richtiger Medienbetrieb: wir haben ein Fernsehstudio mit 400 Quadratmetern, wir produzieren zwei eigene Radioprogramme, wir machen Multimediaproduktionen und selbstverständlich auch Zeitschriften.
Bünten: Inwieweit ist das denn jetzt ein Laborfernsehen und inwieweit wirklich markttaugliche Produkte, die Sie da herstellen?
Wrobel-Leipold: Es ist nicht so, dass man um der Kunst willen oder zum Zeitvertreib produziert. Die Fernsehsachen, die bei uns gemacht werden, werden über lokale und regionale Fernsehsender tatsächlich gesendet. Wir haben zwei Magazine: monatlich das Jugendmagazin 'Propeller' und 14-tägig 'Novum', das ist ein Magazin nicht nur für junge Leute allerdings mit einem regionalen Charakter. Und die verschwinden nicht nur in der Schublade und werden archiviert sonder regulär gesendet. Und das Gleiche auch mit unserem Radio. Sie könne unser Radio Novum in Mittweida empfangen, wir haben einen treuen Hörerkreis, kriegen auch sehr viel Feedback. Was wir machen sind also ganz richtige Medienproduktionen wobei wir immer den Gedanken im Hinterkopf haben: das, was wir machen, muss so sein, dass wir es auch auf dem Markt anbieten könnten.
Bünten: So viel also zum Praxisteil. Bei der Theorie versprechen Sie renommierte Lehrbeauftragte. Wer steht denn da zum Beispiel auf Ihrer Liste?
Wrobel-Leipold: Ein paar Namen: Udo Reiter, der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, ist bei uns Honorarprofessor, dann Frank Müller-Römer war jahrelang technischer Direktor des Bayerischen Rundfunks, ebenfalls Honorarprofessor bei uns. Weitere Namen: Klaus Liepelt, der Gründer des berühmten infas-Instituts für Wahlforschung, auch ein Honorarprofessor und von den Lehrbeauftragten Henrik Hey zum Beispiel, bekannt aus "Welt der Wunder" oder Wilfried Scharlau vom ARD-Weltspiegel.
Bünten: Welche Berufschancen haben denn Ihre Absolventen, wenn Sie diesen Mix aus Theorie und Praxis erfolgreich abgeschlossen haben?
Wrobel-Leipold: Es ist uns bisher kein Fall bekannt, dass einer keinen Job bekommen hätte. Unsere Leute sind auf dem Markt sehr gut unterzubringen. Wir haben manchmal sogar das Problem, dass jemand im Praxissemester einen Job findet, da gutes Geld verdienen kann und sich dann überlegt, ob er überhaupt weiterstudieren soll. Natürlich sagen wir dann 'Leute macht weiter, in Deutschland kommt irgendwann der Tag, wo Ihr ein Diplom vorzeigen müsst'. Wir sind hier ein unheimlich diplomverliebtes Land und natürlich kann man fürs erste ein gutes Auskommen auch ohne Diplom finden aber manchmal müssen wir unsere Leute mit Engelszungen überzeugen, dass es sich lohnt, weiterzustudieren.
Bünten: Sieht so aus, als würde sich das Ackern für den Eignungstest in diesem Falle lohnen. Professor Andreas Wrobel-Leipold über die begehrten Medienstudiengänge an der FH Mittweida.
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Die Hochschule Mittweida informiert über ihre Medienstudiengänge auch im Netz unter www.htwm.de