Bundesgesundheitsminister Lauterbach sagte, mit dem Bundes-Klinik-Atlas biete man einen übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel in Deutschland. Das Angebot soll schrittweise ausgebaut werden und zukünftig für ausgewählte Eingriffe auch Komplikationsraten veröffentlichen - also Daten dazu, wo eine Operation wie oft schief geht. Rechtliche Basis für den Atlas ist das im März vom Bundesrat gebilligte Krankenhaus-Transparenzgesetz.
Was beinhaltet der Klinik-Atlas?
Im Klinik-Atlas können Informationen über jede einzelne der rund 1.700 deutschen Kliniken abgerufen werden. Patienten können erfahren, welche Einrichtungen welche Eingriffe anbieten, wie oft diese dort vorgenommen werden und wie viele Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte vor Ort sind.
All jene Informationen sollen künftig den Betroffenen bei der Klinik-Auswahl helfen. Nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) erfahren Patienten dadurch, wo sie am besten mit ihren Beschwerden behandelt werden.
Woher kommen die Daten für das Portal?
Die Krankenhäuser müssen die notwendigen Angaben ermitteln und weitergeben. Weitere Daten kommen unter anderem von den Landesverbänden der Krankenkassen und Ersatzkassen sowie Fachgesellschaften und Zertifizierungsstellen. Zusammengefasst und visuell aufbereitet werden die Daten dann vom Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen.
Warum findet Lauterbach den Klinik-Atlas wichtig?
Der Klinik-Atlas ist Teil von Lauterbachs Krankenhausreform. Diese zielt im Kern darauf ab, dass sich Kliniken künftig auf jene Eingriffe spezialisieren, die sie besonders gut beherrschen. Der Gesundheitsminister erhofft sich davon eine verbesserte Behandlungsqualität.
"Spezialisierung rettet Menschenleben", so Lauterbach. Allein bei den Schlaganfällen könnten 5.000 Todesfälle pro Jahr vermieden werden; bei Brustkrebs sei die Sterblichkeit um 25 Prozent niedriger, wenn die Behandlung in einer spezialisierten Klinik erfolge.
Warum ist das Vorhaben umstritten?
Insbesondere die Einteilung der Kliniken nach Leistungsgruppen, welche die Länder vornehmen sollen, ruft viel Kritik hervor. Die Bundesländer befürchten, dass der Bund über die Einstufung und Veröffentlichung dieser Informationen Kompetenzen bei der Krankenhausplanung an sich zieht. Die Krankenhausplanung ist originär Ländersache.
Was sagen Patientenschützer zum Klinik-Atlas?
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz beurteilte den Ansatz grundsätzlich positiv, weil die Menschen über das Leistungsangebot und die Qualität Bescheid wissen wollten. Doch dem Klinik-Atlas fehlten entscheidende Angaben, sagte Vorstand Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Die Qualität der Patientensteuerung in der Klinik werde nicht erfasst. Nach wie vor mangele es an verbindlichen Leitlinien und Bewertungsfaktoren, die die Arbeit am und mit dem Patienten in den Blick nähmen.
Welche Informationsmöglichkeiten haben Patienten noch?
Der Klinik-Atlas ist nicht die einzige bundesweite Übersicht deutscher Krankenhäuser. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft bereitet seit über zwei Jahrzehnten im online zugänglichen "Deutschen Krankenhausverzeichnis" Informationen über Personal, Fallzahlen, Qualitätsdaten und Komplikationsraten auf. Mehr als 500.000 Aufrufe gibt es im Monat für dieses Angebot. Es gibt aber keinen direkten Vergleich zwischen den Kliniken. Auch der AOK-Bundesverband betreibt eine Klinik-Datenbank mit aktuellen Fall- und Qualitätsdaten.
Diese Nachricht wurde am 17.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.