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Rundgang durch die Raumstation

Raumfahrt. - Die Internationale Raumstation kommt voran - die meisten Sonnensegel und Module sind mittlerweile an ihrem Bestimmungsort und nach weiteren etwa 14 Space-Shuttle-Flügen soll das Labor im Orbit dann fertig gestellt sein. Wie die Station dann aussehen wird, kann man indes schon heute sehe - im Internet.

Von Guido Meyer |
    Diese Musik klingt nach Hollywood, und ganz so falsch ist das ja auch nicht: Wir befinden uns etwa 300 Kilometer über der Erde, die sich im Hintergrund unter der Internationalen Raumstation wegdreht, an die gerade ein Space Shuttle andockt. Der Commander der 18. Stammbesatzung, Mike Fincke, wird "rübergebeamt". Fast ein Jahrzehnt, nachdem das erste Bauteil in den Orbit gelangt ist, stellt die amerikanische Raumfahrtbehörde die ISS nun im Internet vor. Der wild gestikulierende Nasa-Astronaut Mike Fincke macht den Weg und den Bildschirm frei zum virtuellen Rundgang durch die Raumstation. Hier sehen wir gerade der Astronautencrew beim Essen zu. Diese Hintergrundmusik muss zu den Bildern von schwebenden Speisen genügen, denn viel zu sagen gibt es dazu nicht, und beim Essen spricht man bekanntlich nicht.

    Anders im Schlaf. Zum Video der ruhenden Raumfahrer erklärt eine Stimme aus dem Off, dass die Mannschaftsmitglieder in der Schwerelosigkeit besser schlafen als auf der Erde, weil es keine Druckpunkte gibt. Kissen bräuchten sie dennoch, um ihren Kopf davor zu schützen, im schwebenden Schlafzustand irgendwo gegen zu stoßen. Und die Arme stehen ohne Einfluss der Erdgravitation meist vom Körper ab oder zeigen nach oben. Selbst Handanlegen heißt in der 360-Grad-Tour durch die ISS, die am hinteren Ende beginnt, im russischen Swesda-Modul. Die amerikanische Astronautin Sandra Magnus war im Oktober 2002 mit der Raumfähre Atlantis zu Besuch auf der ISS und kennt sich daher aus ...

    "Das hier ist das Service-Module Swesda. Dies ist so eine Art Wohnzimmer für die Astronauten und Kosmonauten. Zwei Mannschaftsmitglieder schlafen hier auch. Dort drüben ist die Toilette. Am Ende eines Arbeitstages versammeln wir uns hier zum gemeinsamen Abendessen."

    "Stern" heißt dieses Modul auf Deutsch, und "Morgenröte" ist die Übersetzung des nächsten Elements Sarija, in das der User per Mausklick hinüber gleiten kann.

    "Das hier ist der Functional Cargo Block mit dem Namen Sarija. Es war das erste Element der ISS, das 1988 gestartet wurde. Wir benutzen es als Stauraum. Und glauben Sie mir, im Weltraum brauchen Sie Stauraum, weil sich so viele Dinge ansammeln. Als ich an Bord war, war dieses Modul bis zur Hälfe vollgepackt, und wir sind oben drüber geschwebt."

    An die beiden russischen Segmente schließt sich ein Verbindungsmodul an, von wo aus der fernsteuernde User entweder in die Schleuse schweben oder weitergleiten kann ins amerikanische Labor Destiny, "Schicksal".

    "Als nächstes schweben wir durch das US-Labor. Zur Zeit schläft einer der drei Astronauten in diesem Teil der Station. Er hat einen eigenen Kleiderschrank, kann Bilder seiner Lieben hier aufhängen und er hat seinen eigenen Laptop, mit dem er sich via E-Mail mit seiner Familie und mit Freunden austauschen kann. Vom Destiny-Modul aus steuern wir auch den Roboterarm draußen. Drei Kameras an der Außenseite der ISS nehmen seine Bewegungen auf. Anhand dieser Bilder müssen wir uns orientieren, weil dieses Labor keine Fenster hat."

    Gemäß dem derzeitigen Ausbauzustand wäre hier Endstation. Im virtuellen Rundgang jedoch sind auch die neuen Elemente bereits angedockt, die in den kommenden Monaten ins All geschossen werden: ein weiterer Verbindungsknoten sowie die Labore aus Europa und Japan.