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Rußfilter für Kaminöfen

Umwelt. - Die steigenden Energiekosten lassen viele Verbraucher auf alternative Heizverfahren umsteigen, auf den schon fast vergessenen Kaminofen etwa. Aber es gibt einen Haken: Beim Verbrennen des Holzes entstehen Ruß und Feinstaub. Das Bundesumweltministerium will deshalb künftig Rußfilter für Kaminöfen zur Pflicht machen. Der Wissenschaftsjournalist Mirko Smiljanic erläutert das Problem im Gespräch mit Gerd Pasch.

Moderation: Gerd Pasch |
    Gerd Pasch: Herr Smiljanic, wie schwerwiegend ist denn der Feinstaubauswurf beim Heizen mit Holz?

    Mirko Smiljanic: Wenn man den Berechnungen des Umweltministeriums Glauben schenken darf, dann ist das eine ganze Menge. 2005 waren es immerhin 24.000 Tonnen Stickoxide und Feinstaub, die durch die Kamine in die Luft gelangten, Tendenz steigend. Mittlerweile sind ja die Gas- und Ölpreise so hoch, dass Kaminöfen nicht nur eine angenehme Wärme produzieren, sondern da kann man auch richtiges Geld sparen. Ganz so selten sind diese Öfen nicht, es gibt in Deutschland und 30 Millionen Feuerstätten. Zur einen Hälfte sind das Öl- und Gasfeuerstätten und zur anderen schon Holz. Würde man diese 15 Millionen Öfen mit Rußfiltern ausrüsten, ließe sich der Feinstaubausstoß um etwa ein Drittel reduzieren.

    Pasch: Wie viel gibt es denn jetzt an Tonnen Rußpartikeln?

    Smiljanic: Zurzeit gibt es ungefähr 24.000 Tonnen, die ausgestoßen werden. Wenn diese Rußfilter eingebaut werden, dann sind es ungefähr noch 10.000 Tonnen. Es ist eine Frage der Rechnung.

    Pasch: Und wir kommen noch mal auf die Filter zurück: Wie funktionieren die?

    Smiljanic: Da ist eine Menge Hightech notwendig. Das Problem ist dabei: Der Rauch hat keinen Druck wie zum Beispiel beim Dieselmotor, da ist es sehr viel einfacher. Man kann also den Rauch nicht irgendwie durch einen wie immer aufgebauten Filter hindurchdrücken. Als Lösung kommen da zunehmend elektrostatische Partikelabscheider - so heißen sie korrekt - auf den Markt. Die Funktionsweise ist ungefähr so: In das Abgasrohr wird eine Elektrode aus Wolfram gespannt. Diese Elektrode wird mit 20.000 Volt Hochspannung aufgeladen. Es kommt zu einer Ionisierung, bei der geladene Teilchen und Gasionen entstehen. Diese Gasionen lagern sich an die Feinstaubpartikel an und laden ihrerseits nun die Partikel auf. Die werden dann durch die elektrostatischen Kräfte an die Rohrwand gedrückt. Dort verlieren sie zwar ihre Ladung, haben aber sich mit anderen Partikeln so verzahnt, dass sie eben dort bleiben und dort können sie dann vom Schornsteinfeger bei der nächsten Reinigung ganz normal entfernt werden.

    Pasch: Sie haben eben ein paar Zahlen genannt. Beziehen sich die auch auf die Wirkungsgrade der einzelnen Anlage?

    Smiljanic: Der TÜV Süd hat sich mal ein solches System genauer angesehen und ist auf Reinigungswerte in der alltäglichen Praxis von 50 bis 90 Prozent gekommen, 90 Prozent sicherlich nur bei ganz modernen Öfen, die perfekt mit gut abgelagertem Holz befeuert werden. Diese Technik kann eingesetzt werden bei Öfen mit einer Leistung von 40 Kilowatt, so werden die normalerweise gemessen. Zum Vergleich: Ein ganz normaler Ofen in einem normalen Wohnzimmer hat ungefähr sieben Kilowatt. Man kann also auch große Pellet-Öfen, Anlagen zum Beispiel damit säubern.

    Pasch: Sie haben jetzt gerade schon ein paar Verbrennungsverfahren genannt. Spielen die bei der Reinigung bei dem Filter eine Rolle?

    Smiljanic: Absolut, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der wird häufig vergessen. Wenn das Holz trocken ist und vollständig bei genügend Sauerstoff verbrannt wird und bei einer relativ hohen Temperatur, entstehen weniger Schadstoffe und Rußpartikel. Genau das funktioniert ja bei alten Öfen, bei Kaminöfen zum Beispiel dann eben nicht mehr, die älter als 40 Jahre alt sind. Die Verbrennungstemperaturen sind da zu niedrig, manchmal gibt es Schwelbrände, bei denen viel Schadstoff entsteht. Umgekehrt heißt das aber auch: Wer einen modernen Kaminofen hat mit einer automatisierten Luftzufuhr erfüllt möglicherweise schon jetzt die geforderten Emissionswerte von 100 Milligramm Staub pro Kubikmeter Luft.

    Pasch: Also da gibt es noch Unterschiede. Wer muss denn wann seinen Ofen umrüsten?

    Smiljanic: Da gibt es ein gestaffeltes Verfahren, das ist noch nicht juristisch und gesetzlich genau entschieden. Aber es läuft darauf hinaus, dass Öfen, die vor 1975 aufgestellt wurden, die müssen bis Ende 2014 umgerüstet werden oder abgebaut werden. Das sind die großen Dreckschleudern. Öfen, die nach 1995 aufgestellt werden bis Ende 2024, die Kosten liegen so um die 1000, 1500 Euro, in dem Dreh wird sich das bewegen. Aber das sind alles in der Regel nur theoretische Werte. Wer weiß schon, welche Techniken im Jahr 2024 auf dem Markt sind. Ich denke mal, da wird sich in den kommenden Jahren noch jeder Menge ändern.