Das Werk ist eine Apotheose des christlichen Russland zehn Jahre vor dessen Untergang. Die neue Amsterdamer Produktion, die einer Wiederentdeckung gleichkommen dürfte, bekennt sich in ungekürzter Ausführlichkeit zu den ausladenden Dimensionen und zur Wucht des Originals. Ein großes christliches Bekenntnis zum Auferstehungsglauben feierte in schwelgender Musik Auferstehung.
Marc Albrecht unterstreicht nicht nur die Momente der Prachtentfaltung, die sich auf gewaltige Chöre und ein außerordentlich groß bestücktes Orchester stützt, sondern hebt auch die Härte der kriegerischen Momente mit aller Klarheit hervor – kulminierend in einem grandiosen Zwischenspiel im dritten Akt. Der Dirigent zieht große Linien durch bei gleichzeitiger hochkonzentrierter Aufmerksamkeit für pittoreske Details. Im Zuge der Naturschilderungen Rimski-Korsakows weben sich ja nicht nur die Siegfried-, Fafner- und Parsifal-Wälder weiter, sondern ruft z.B. auch der Kuckuck sein zweitöniges Brautlied dazwischen.
Zu Beginn wird in einem ausladenden Tableau die Übereinstimmung zwischen der eremitisch lebenden Fewronija und Gottes unendlicher Natur beschworen – die ausladende Sopran-Partie ruht in einem Streicherbett als wohlmeinender Basis des Erhabenen. Svetlana Ignatovitch durchmisst die anspruchsvolle Partie mit sicherer Stimmführung in allen Lagen: Sie überzeugt rundweg als Bauernmädchen wie als Prinzessin in den Wechselfällen der Geschichte und als entrückte Heilige.
Die altrussische Handlung datiert auf das Jahr 6751 seit Erschaffung der Welt, also einen Zeitpunkt, den man besser nicht allzu genau in ein Datum des julianischen oder gregorianischen Kalenders umrechnet. Jedenfalls führt sie das unbeschwerte Leben der schönen Fewronija auf dem Lande vor Augen und die Liebe, die in einem jungen Jäger zu ihr entbrennt – dieser Tenor, der sympathisch wirkende und angenehm intonierende Maxim Aksenov – ist kein anderer als der von einem Bären verletzte und einer ersten Hilfe bedürftige Prinz Wsewolod. Der Sohn des Fürsten Juri, dessen Herrschaftsgebiet von Reitern der Goldenen Horde heimgesucht wird, verlobt sich Knall auf Fall mit dem Bauernmädchen, was ihm nach Rückkehr in die Stadt keinen ungeteilten Beifall einträgt.
Dmitri Tscherniakow erntete, kaum dass sich der Vorhang das erste Mal hob, freudigen Beifall für sein erstes Bühnenbild: Hinter drei majestätischen Kiefernstämmen eröffnet sich in leichtem Morgennebel eine weite Schilfuferlandschaft – so, also sollten Gorkis "Spätsommergäste" gegeben werden. In und um die Holzhütte leistet eine erratisch immer wieder aufkreuzende Kleinfamilie der Einsiedlerin Gesellschaft, verschönert Fewronijas Dasein mit einem an einen Baum genagelten Stillleben und bleibt ihr bis zu Tod und Verklärung treu.
Die Stadt Kitezh wird in Tscherniakows entschiedener Bildwelt vom "Haus des Volkes" in einer postsowjetischen Provinzhauptstadt repräsentiert. Das Volk feiert vor der trostlosen Fassade und wird von Terroristen aufgemischt. Im Inneren des Mehrzweckgebäudes findet die große und erfolgreiche Bitte um Errettung von Mord, Plünderung und Vergewaltigung statt. Die Arme Fewronija erwischt es bei der Beuteteilung der Tartaren trotzdem. Der postsowjetische Regisseur zeigt die "politischen Wirren" und deren für die Einzelnen mitunter unerfreulichen Begleiterscheinungen drastisch und klar. Daher ist die Wiederkehr des traulich erleuchteten Eremitenhäuschens zur Entrückung, die von allzu frommen musikalischem Schwelgen wattiert wird, doch noch einigermaßen erträglich. Tscherniakow ist, wie dem Dirigenten Albrecht, eine Balance geglückt, die bejubelt wird: Dieser Reflex gegen das "heidnische Russland" im Zuge einer musikalischen Re-Christianisierung scheint die Gemüter, die weit weg von all der blutigen und grausamen Geschichte und Gegenwart leben, zu erwärmen.
Marc Albrecht unterstreicht nicht nur die Momente der Prachtentfaltung, die sich auf gewaltige Chöre und ein außerordentlich groß bestücktes Orchester stützt, sondern hebt auch die Härte der kriegerischen Momente mit aller Klarheit hervor – kulminierend in einem grandiosen Zwischenspiel im dritten Akt. Der Dirigent zieht große Linien durch bei gleichzeitiger hochkonzentrierter Aufmerksamkeit für pittoreske Details. Im Zuge der Naturschilderungen Rimski-Korsakows weben sich ja nicht nur die Siegfried-, Fafner- und Parsifal-Wälder weiter, sondern ruft z.B. auch der Kuckuck sein zweitöniges Brautlied dazwischen.
Zu Beginn wird in einem ausladenden Tableau die Übereinstimmung zwischen der eremitisch lebenden Fewronija und Gottes unendlicher Natur beschworen – die ausladende Sopran-Partie ruht in einem Streicherbett als wohlmeinender Basis des Erhabenen. Svetlana Ignatovitch durchmisst die anspruchsvolle Partie mit sicherer Stimmführung in allen Lagen: Sie überzeugt rundweg als Bauernmädchen wie als Prinzessin in den Wechselfällen der Geschichte und als entrückte Heilige.
Die altrussische Handlung datiert auf das Jahr 6751 seit Erschaffung der Welt, also einen Zeitpunkt, den man besser nicht allzu genau in ein Datum des julianischen oder gregorianischen Kalenders umrechnet. Jedenfalls führt sie das unbeschwerte Leben der schönen Fewronija auf dem Lande vor Augen und die Liebe, die in einem jungen Jäger zu ihr entbrennt – dieser Tenor, der sympathisch wirkende und angenehm intonierende Maxim Aksenov – ist kein anderer als der von einem Bären verletzte und einer ersten Hilfe bedürftige Prinz Wsewolod. Der Sohn des Fürsten Juri, dessen Herrschaftsgebiet von Reitern der Goldenen Horde heimgesucht wird, verlobt sich Knall auf Fall mit dem Bauernmädchen, was ihm nach Rückkehr in die Stadt keinen ungeteilten Beifall einträgt.
Dmitri Tscherniakow erntete, kaum dass sich der Vorhang das erste Mal hob, freudigen Beifall für sein erstes Bühnenbild: Hinter drei majestätischen Kiefernstämmen eröffnet sich in leichtem Morgennebel eine weite Schilfuferlandschaft – so, also sollten Gorkis "Spätsommergäste" gegeben werden. In und um die Holzhütte leistet eine erratisch immer wieder aufkreuzende Kleinfamilie der Einsiedlerin Gesellschaft, verschönert Fewronijas Dasein mit einem an einen Baum genagelten Stillleben und bleibt ihr bis zu Tod und Verklärung treu.
Die Stadt Kitezh wird in Tscherniakows entschiedener Bildwelt vom "Haus des Volkes" in einer postsowjetischen Provinzhauptstadt repräsentiert. Das Volk feiert vor der trostlosen Fassade und wird von Terroristen aufgemischt. Im Inneren des Mehrzweckgebäudes findet die große und erfolgreiche Bitte um Errettung von Mord, Plünderung und Vergewaltigung statt. Die Arme Fewronija erwischt es bei der Beuteteilung der Tartaren trotzdem. Der postsowjetische Regisseur zeigt die "politischen Wirren" und deren für die Einzelnen mitunter unerfreulichen Begleiterscheinungen drastisch und klar. Daher ist die Wiederkehr des traulich erleuchteten Eremitenhäuschens zur Entrückung, die von allzu frommen musikalischem Schwelgen wattiert wird, doch noch einigermaßen erträglich. Tscherniakow ist, wie dem Dirigenten Albrecht, eine Balance geglückt, die bejubelt wird: Dieser Reflex gegen das "heidnische Russland" im Zuge einer musikalischen Re-Christianisierung scheint die Gemüter, die weit weg von all der blutigen und grausamen Geschichte und Gegenwart leben, zu erwärmen.