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Russische Leichtathletik
Brief an Putin

Russische Leichtathleten greifen in turbulenten Zeiten für ihren Verband zu einem ungewöhnlichen Mittel: Sie setzen sich in einem Brief an Präsident Putin für einen lebenslang wegen Dopings gesperrten Geher-Trainer ein. Ein Start russischer Leichtathleten in Rio ist noch ungewiss.

Von Sabine Adler | 29.03.2016
    IOC-Präsident Thomas Bach und Russlands Präsident Wladimir Putin in Sotschi 2014.
    IOC-Präsident Thomas Bach und Russlands Präsident Wladimir Putin in Sotschi 2014. (dpa/picture alliance/Vladimir Astapkovich)
    Unter Russlands Leichtathleten geht die Angst vor einer Sperre bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro um. Die Dopingskandale reißen nicht ab. Über den Trainer der russischen Geher, Viktor Tschegin, wurde von der russischen Dopingagentur eine lebenslange Sperre verhängt, die die allrussische Föderation der Leichtathletik bestätigt hat.
    Die Trainersperre ist ein weiterer Imageverlust des russischen Sports, den jetzt Präsident Wladimir Putin aufhalten soll. 55 aktive Sportler und Trainer haben einen offenen Brief an den Präsidenten verfasst. Unter ihnen der Olympiasieger von 2012 über 50 Kilometer, Sergei Kirdjapkin, und die Silbermedaillen-Gewinnerin über 20 Kilometer, Olga Kaniskina. Beiden wurden ihre Medaillen aberkannt.
    Bitte um Bewahrung des "guten Namens und sportlichen Erbes"
    In dem Brief wird Putin aufgefordert, zu helfen bei der Bewahrung des - so wörtlich - "guten Namens und sportlichen Erbes" des Trainers, der ein Patriot des Großen Russland sei. Tschegin war Leiter des Geher-Zentrums in der russischen Teilrepublik Mordowia, wo der Olympiakader und die Nationalmannschaft vorbereitet werden. Er selbst hat sich schuldig bekannt, verbotene Substanzen bei den ihm anvertrauten Sportlern eingesetzt zu haben. Die Unterzeichner des Präsidenten-Briefes kritisieren, dass die Trainer-Sperre nur auf Druck der Weltdoping-Agentur WADA und des internationalen Leichtathletik-Verbandes ausgesprochen wurde.