Archiv


Russische Werbeoffensive

Go East, nach Osten gehen, das haben sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Alexander von Humboldt Stiftung, die Hochschulrektorenkonferenz und der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft auf die Fahnen geschrieben. Die Initiative gibt seit dem vergangenen Jahr. Der DAAD tourt in dieser Woche gemeinsam mit Vertretern 10 russischer Hochschulen erstmals durch Deutschland, um das Programm bekannt zu machen. Station heute war die TU Dresden.

    Die russische Mentalität und gerade dieser Ostmarktbereich, irgendwann ist er ja mal im Kommen, und wenn man da ein Jahr studiert hat, hat man einige Kenntnisse, denke ich mal.

    Ich habe mich nicht wirklich über das Land informiert. Es interessiert mich halt nicht, ich bin mehr westlich eingestellt.

    Russland ist der Markt der Zukunft oder er wird es nie werden. Die Meinungen der Dresdner Studierenden klaffen weit auseinander. Die Zahlen sprechen eine deutlichere Sprache, Russland steht ganz unten auf der Wunschliste für Auslandsaufenthalte deutscher Studierender. Rund 150 Stipendien vergibt der DAAD pro Jahr, das neue Förderprogramm Go East ist da schon mit eingerechnet. Auch Stiftungen und Wirtschaftsverbände unterstützen nur sehr wenige deutsche Studierende und Doktoranten in Russland. Die Zeiten, als 4000 junge Menschen aus der DDR in der Sowjetunion studiert haben, sind vorbei. Eine große Barriere für ein Studium in Russland ist die Sprache. Gennady Pavlichin, Prorektor der Technischen Bauman Universität in Moskau:

    Die Standardvariante, für die, die in Russland ein Vollstudium machen, ist ein Vorbereitungsjahr. Für Studenten, die für kürzere Zeiträume an die TU Bauman kommen die Möglichkeit, dass einige Programme auch auf Englisch angeboten werden. Und zur Zeit ist eine dritte Variante in Vorbereitung: Studiengänge in deutscher Sprache.

    Das russische Hochschulsystem kannte bis vor einigen Jahren nur den Diplomabschluss. Master- und Bachelorstudiengänge werden nun aber nach und nach eingeführt. So bietet die Moskauer Bauman Universität Masterstudiengänge in zahlreichen technischen Studienrichtungen an. Allerdings werden die Abschlüsse in Deutschland und im europäischen Ausland bislang noch nicht ohne weiteres akzeptiert. Holger Finken, Referatsleiter Russische Föderation/Weißrussland, beim DAAD:

    Was normalerweise gemacht wird in vielen Fällen, ist traditionell die Form eines Doppeldiploms - also Diplomarbeit unter gemeinsamer Betreuung eines deutschen und eines russischen Professors unter Anerkennung der Vorleistungen, und da gibt es da verschiedene Varianten, sodass der deutsche Studierende sowohl ein deutsches als auch ein russisches Diplom erhält.

    Auch das European Credit Transfer System wird von einigen russischen Hochschulen schon angewandt. Damit können Studienleistungen, die in Russland erbracht wurden, unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland angerechnet werden. Beim Thema Studiengebühren nehmen russische Hochschulen kein Blatt vor den Mund. Seitdem die staatlichen Zuschüsse sinken, wird Geld verlangt. In populären Studiengängen zahlt ein ausländischer Studierender zum Beispiel an der Staatlichen Universität in Sankt Petersburg bis zu 5000 US-Dollar. Der Durchschnittspreis liegt bei 2500 US-Dollar. Jedoch muss nicht jeder Deutsche bezahlen, erläutert Prorektor Stanislaw Tkachenko:

    Wenn wir eine Kooperationsvereinbarung mit einer Partneruniversität haben, dann müssen die Studierenden nicht bezahlen. Zum Beispiel haben wir einen Vertrag mit der Technischen Universität Dresden oder der Uni Leipzig oder München und Hamburg, ungefähr mit 14 deutschen Universitäten.

    Ziel der Präsentation der russischen Universitäten heute an der TU Dresden ist es, mehr und mehr deutsche Studierende nach Russland zu locken. Mit mehr Deutschen, die sich in Russland auskennen, so die Hoffnung, könnte in Zukunft auch die Wirtschaft wachsen.

    Autor: Axel Köhn