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Russischer Urwald statt deutscher Fichte?

In mehreren deutschen Städten haben am Samstag Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace gegen den Verkauf von angeblich falsch deklariertem Holz aus russischen Wäldern demonstriert. In der Kritik steht eine bayerische Firma, die laut Greenpeace russisches Fichtenholz an Baumarktketten als Produkt aus Deutschland verkauft haben soll. Die Holzfirma aus dem mittelfränkischen Wilburgstetten in Bayerisch-Schwaben wehrt sich gegen die Vorwürfe und hat angekündigt, gegen die Umweltschutzorganisation vorzugehen.

Von Klaus Wittmann |
    Monatelang hat Greenpeace immer wieder in verschiedenen großen Baumärkten nachgesehen. Immer wieder, so Kampagnensprecher Oliver Salge, sei dabei falsch deklariertes Holz einer einzigen Firma aufgefallen:
    Das Holz wurde geliefert von der in Bayern ansässigen Firma Rettenmeier und wurde mit einem Logo gekennzeichnet, wo drauf steht, dass das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt, gewachsen in deutschen Wäldern. Und das ist schlicht und einfach falsch! Greenpeace hat in den letzten drei Monaten stichprobenartig dieses Holz in verschiedenen Baumärkten gefunden – übers ganze Bundesgebiet verteilt. So dass es sich nicht um einen Zufallsfund handelt, sondern dass dort System dahinter steckt.
    Besonders scharf kritisiert der Greenpeacesprecher, dass das Fichtenholz aus russischer Urwaldzerstörung auch noch mit dem Siegel "Holz aus nachhaltiger Forstwirschaft" versehen wird. Grund genug, es nicht bei der Aktion in mehreren deutschen Städten zu belassen, sondern weitere Konsequenzen zu ziehen:
    Wir haben den Fall der Staatsanwaltschaft übergeben, da wird ermittelt wegen Betrug. Und wir haben Anzeige erstattet wegen Verschleierung des echten Ursprungs der Holzware.
    Und auf noch etwas macht der Greenpeace-Holzexperte aufmerksam – auf die Folgen für die deutschen Waldbauern:
    Das ist ein Schlag ins Gesicht auch der deutschen Waldbauern, die immer in Konkurrenz stehen mit der ausländischen Ware. Jetzt wird schon ausländische Ware aus Umweltzerstörung zu deutscher gemacht.
    Bei der betroffenen Firma Rettenmeier im mittelfränkischen Wilburgstetten werden die Greenpeace-Vorwürfe massiv bestritten.
    Die Holzfirma, die die größten deutschen Baumarktketten zu ihren Kunden zählt und ausführlich mit umweltverträglichen Herstellungsverfahren wirbt sowie die nachhaltige Wirtschaftsweise ausdrücklich hervorhebt, werde zu Unrecht an den Pranger gestellt.
    Josef Rettenmeier, Sprecher des Holding-Vorstandes, drohte am Wochenende in einer ersten Stellungnahme der Umweltorganisation Konsequenzen an:
    Also, ich werde am Montag unsere Rechtsorgane beauftragen, eine Verleumdungsklage gegen Greenpeace anzustrengen. Wir werden in dem Zusammenhang auch unseren Kunden die Bücher öffnen. Wir haben hier ein korrektes Handeln. Wir werden uns eine Verleumdung in dieser Art nicht bieten lassen.
    Höchstens ein bis zwei Prozent des gesamten Holzes von jährlich rund einer Million Kubikmeter sei aus Skandinavien oder Russland zugekauft worden.
    Zudem habe man sich abgesichert bei den Zwischenhändlern:
    Wir haben bei unseren Zukäufen, insbesondere aus Russland, weil wir ja die Problematik und die Sensibilität der Umweltverbände bei Holz aus diesen Regionen kennen, eine Bedingung gestellt und die lautet: kein Holz aus geschützten Urwäldern Russlands. Und diese Hölzer, die über eine Hamburger Firma zu uns gelangen, haben wir erhalten mit der Bestätigung, dass diese Hölzer nicht aus diesen Urwäldern stammen.

    Wenn Greenpeace sagt, es sei eine Falschdeklarierung, dann sage ich, wir geben in diese Deklarierung zu 99 Prozent deutsche Ware rein. Und wir können natürlich nicht, wenn wir kleine Zukäufe haben, von denen bestätigt ist, dass sie aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und nicht aus Urwäldern stammen, dann fließen die mit ein. Weil, wir können nicht für diese Produkte separate Etiketten drucken, sondern das geht im Produktionsablauf mit in die deutsche Ware mit rein.
    Die Sprecherin eines Baumarktes, bei dem am Wochenende falsch deklariertes Holz gefunden wurde, hat bereits angekündigt, dass im Haus die strittigen Fragen geklärt würden und man dem Zulieferer aus Bayern entsprechende Fragen stellen werde.