Außenminister Sergej Lavrov gab sich jetzt, am Rand seiner jüngsten Jahres-Pressekonferenz im russischen Außenministerium, betont geschäftsmäßig:
"Die serbische Führung, der Präsident und der Premierminister, haben sich an uns gewandt und um einen Besuch in Moskau gebeten. Dazu sind wir natürlich bereit. Wir haben freundschaftliche Beziehungen. Was den anderen Präsidentschaftskandidaten angeht: Da hat sich offiziell niemand bei uns gemeldet. Mehr kann ich dazu nicht sagen!"
Boris Tadic, der wahlkämpfende Präsident Serbiens, sowie dessen Ministerpräsident Vojislav Kostunica haben sich für heute in Moskau angesagt. Zur Unterschrift vorgelegt wird ihnen ein auf den ersten Blick wirtschaftlich äußerst lukrativer, zumindest aber energiepolitisch gewichtiger Vertrag mit dem staatlich kontrollierten russischen Energiegiganten Gazprom: 400 Millionen Euro will Gazprom für ein 51-prozentiges Aktienpaket vom ebenso staatlich kontrollierten serbischen Ölkonzern NIS, der "Nafta Industrija Srbije", bezahlen. Weitere 500 Millionen Euro versprechen die Russen für die Übernahme eines Gas-Zwischenlagers, vor allem aber für den Bau einer neuen Erdgas-Pipeline über serbisches Gebiet Richtung EU. Dies soll Teil sein des so genannten "Southstream"-Projekts aus Russland durch das Schwarze Meer nach Europa, vergleichbar mit dem nicht unumstrittenen deutsch-russischen "Northstream"-Pipeline-Projekt durch die Ostsee. Tadic, der sich am 3. Februar einer Stichwahl mit seinem Herausforderer, dem Nationalisten Tomislav Nikolic, stellen muss, hofft offenbar mit dem Deal vor dem heimischen Publikum punkten zu können, auch wenn noch vor kurzem Serbiens Wirtschaftsminister Mladan Djinkic, scharf kritisiert hatte, dass allein NIS mindestens anderthalb Milliarden Euro wert sei und deshalb buchstäblich an Gazprom verschleudert werde.
Obwohl Tadic als eher EU-freundlich gilt, sein Herausforderer Nikolic dagegen als ausgesprochener Moskau-Freund, hat die russische Führung kein Problem, dennoch de facto Tadic in dessen Wahlkampf zu unterstützen. Denn: Gazprom und die russische Führung möchten Ruhe auf dem Balkan, selbst wenn das Kosovo - in welcher Form auch immer - demnächst unabhängig werden sollte. Und dafür scheint ihnen Tadic der bessere Garant zu sein als Nikolic - wissen Putin und sein Außenminister Lavrov doch, dass die beiden Serben gegen eine Unabhängigkeit des Kosovo sind - und deshalb, so Lavrov:
"Wir sind bereit", sagt der russische Chefdiplomat, "jede Entscheidung mit zu tragen, die für beide Seiten annehmbar ist." Und: "Wir werden nicht serbischer sein als die Serben!" Diese Position beabsichtige man auch in Zukunft beizubehalten.
Beobachter in Moskau vermuten noch ein zweites Motiv hinter der für heute geplanten russisch-serbischen Vertragsunterzeichnung. Putin und seine Mannschaft möchten - so hat es den Anschein - das so genannte "Nabucco"-Pipeline Projekt entwerten oder gar sterben lassen. Über "Nabucco" soll einmal, so die Vorstellung bei der federführenden EU, Energie aus Zentralasien und dem Kaspi-Raum nach Europa gepumpt werden, und zwar ohne russisches Territorium durchqueren zu müssen. Auf diese Weise möchte man die mit wachsender Besorgnis beobachtete Energieabhängigkeit Europas von Russland abmildern. Allein Deutschland bezieht derzeit 40 Prozent seines Energieimports aus Russland. - Während "Nabucco" aber nicht aus dem Planungsstadium herauskommt, schafft die russische Führung inzwischen vollendete Tatsachen, um sich - wie aktuell in Serbien - auf dem Balkan ein Gas-Transport-Monopol zu sichern. Ähnlich wie mit "Northstream" durch die Ostsee wäre Russland mit dem 900 Kilometer langen "Southstream" durch das Schwarze Meer aus seiner Sicht nämlich auch von langen politischen Kopfschmerzen befreit: Man wäre beim Energieexport in Richtung Westen endlich nicht mehr von dem Pipeline-Transitsystem durch die aufmüpfige Ukraine oder den unsicheren Kantonisten Weißrussland abhängig. - Auch Putins Staatsbesuch in der vergangenen Woche in Bulgarien diente vor allem dem knapp sieben Milliarden Euro teuren, russischen "Southstream"-Projekt. Ein selbstbewusst-zufriedener russischer Präsident nach der Vertragsunterzeichnung in Sofia, der Hauptstadt des - wie aufmerksam vermerkt wurde - EU-Mitglieds Bulgarien:
"Wir müssen uns verstärkt um große bilaterale Projekte bemühen. Das heute unterzeichnete Vertragswerk zu Southstream gehört dazu - die Pipeline zwischen Burgas und Alexandropolis. Die Realisierung all dieser Projekte wird nicht nur spürbare wirtschaftliche Dividenden nach sich ziehen, sondern erhöht auch ernsthaft die Energiesicherheit für den Balkan, Europa und natürlich auch für Bulgarien!"
Gerade dies aber bezweifeln nicht wenige Fachleute in Europa in wirtschaftsstrategischer wie auch machtpolitischer Hinsicht.
"Die serbische Führung, der Präsident und der Premierminister, haben sich an uns gewandt und um einen Besuch in Moskau gebeten. Dazu sind wir natürlich bereit. Wir haben freundschaftliche Beziehungen. Was den anderen Präsidentschaftskandidaten angeht: Da hat sich offiziell niemand bei uns gemeldet. Mehr kann ich dazu nicht sagen!"
Boris Tadic, der wahlkämpfende Präsident Serbiens, sowie dessen Ministerpräsident Vojislav Kostunica haben sich für heute in Moskau angesagt. Zur Unterschrift vorgelegt wird ihnen ein auf den ersten Blick wirtschaftlich äußerst lukrativer, zumindest aber energiepolitisch gewichtiger Vertrag mit dem staatlich kontrollierten russischen Energiegiganten Gazprom: 400 Millionen Euro will Gazprom für ein 51-prozentiges Aktienpaket vom ebenso staatlich kontrollierten serbischen Ölkonzern NIS, der "Nafta Industrija Srbije", bezahlen. Weitere 500 Millionen Euro versprechen die Russen für die Übernahme eines Gas-Zwischenlagers, vor allem aber für den Bau einer neuen Erdgas-Pipeline über serbisches Gebiet Richtung EU. Dies soll Teil sein des so genannten "Southstream"-Projekts aus Russland durch das Schwarze Meer nach Europa, vergleichbar mit dem nicht unumstrittenen deutsch-russischen "Northstream"-Pipeline-Projekt durch die Ostsee. Tadic, der sich am 3. Februar einer Stichwahl mit seinem Herausforderer, dem Nationalisten Tomislav Nikolic, stellen muss, hofft offenbar mit dem Deal vor dem heimischen Publikum punkten zu können, auch wenn noch vor kurzem Serbiens Wirtschaftsminister Mladan Djinkic, scharf kritisiert hatte, dass allein NIS mindestens anderthalb Milliarden Euro wert sei und deshalb buchstäblich an Gazprom verschleudert werde.
Obwohl Tadic als eher EU-freundlich gilt, sein Herausforderer Nikolic dagegen als ausgesprochener Moskau-Freund, hat die russische Führung kein Problem, dennoch de facto Tadic in dessen Wahlkampf zu unterstützen. Denn: Gazprom und die russische Führung möchten Ruhe auf dem Balkan, selbst wenn das Kosovo - in welcher Form auch immer - demnächst unabhängig werden sollte. Und dafür scheint ihnen Tadic der bessere Garant zu sein als Nikolic - wissen Putin und sein Außenminister Lavrov doch, dass die beiden Serben gegen eine Unabhängigkeit des Kosovo sind - und deshalb, so Lavrov:
"Wir sind bereit", sagt der russische Chefdiplomat, "jede Entscheidung mit zu tragen, die für beide Seiten annehmbar ist." Und: "Wir werden nicht serbischer sein als die Serben!" Diese Position beabsichtige man auch in Zukunft beizubehalten.
Beobachter in Moskau vermuten noch ein zweites Motiv hinter der für heute geplanten russisch-serbischen Vertragsunterzeichnung. Putin und seine Mannschaft möchten - so hat es den Anschein - das so genannte "Nabucco"-Pipeline Projekt entwerten oder gar sterben lassen. Über "Nabucco" soll einmal, so die Vorstellung bei der federführenden EU, Energie aus Zentralasien und dem Kaspi-Raum nach Europa gepumpt werden, und zwar ohne russisches Territorium durchqueren zu müssen. Auf diese Weise möchte man die mit wachsender Besorgnis beobachtete Energieabhängigkeit Europas von Russland abmildern. Allein Deutschland bezieht derzeit 40 Prozent seines Energieimports aus Russland. - Während "Nabucco" aber nicht aus dem Planungsstadium herauskommt, schafft die russische Führung inzwischen vollendete Tatsachen, um sich - wie aktuell in Serbien - auf dem Balkan ein Gas-Transport-Monopol zu sichern. Ähnlich wie mit "Northstream" durch die Ostsee wäre Russland mit dem 900 Kilometer langen "Southstream" durch das Schwarze Meer aus seiner Sicht nämlich auch von langen politischen Kopfschmerzen befreit: Man wäre beim Energieexport in Richtung Westen endlich nicht mehr von dem Pipeline-Transitsystem durch die aufmüpfige Ukraine oder den unsicheren Kantonisten Weißrussland abhängig. - Auch Putins Staatsbesuch in der vergangenen Woche in Bulgarien diente vor allem dem knapp sieben Milliarden Euro teuren, russischen "Southstream"-Projekt. Ein selbstbewusst-zufriedener russischer Präsident nach der Vertragsunterzeichnung in Sofia, der Hauptstadt des - wie aufmerksam vermerkt wurde - EU-Mitglieds Bulgarien:
"Wir müssen uns verstärkt um große bilaterale Projekte bemühen. Das heute unterzeichnete Vertragswerk zu Southstream gehört dazu - die Pipeline zwischen Burgas und Alexandropolis. Die Realisierung all dieser Projekte wird nicht nur spürbare wirtschaftliche Dividenden nach sich ziehen, sondern erhöht auch ernsthaft die Energiesicherheit für den Balkan, Europa und natürlich auch für Bulgarien!"
Gerade dies aber bezweifeln nicht wenige Fachleute in Europa in wirtschaftsstrategischer wie auch machtpolitischer Hinsicht.