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RWE plant Großversuch mit elektronischem Stromzähler

Wer Strom einsparen will, dem könnten genauere Daten helfen, als sie ein herkömmlicher Stromzähler liefert: Wann verbrauche ich wie viel Strom und vor allem wo? Die Bundesregierung setzt in ihrem Klimaschutzprogramm unter anderem auf elektronische Stromzähler, die dem Verbraucher das Energiesparen erleichtern sollen. Der Energiekonzern RWE will sie jetzt in Mülheim an der Ruhr in einem Großversuch testen.

Von Klaus Deuse |
    Spätestens bei der Jahresendabrechung beginnt für viele Verbraucher wie Annemarie Kluger aus Mülheim an der Ruhr das große Rätselraten, womit sie so viel Strom verbraucht hat, der ordentlich ins Geld geht:

    "Ich versuche schon, Energie zu sparen. Zum Beispiel bei der Wäsche. Also so für vier, fünf Oberhemden meines Mannes schmeiße ich schon lange nicht mehr extra eine Maschine an. Und den Trockner nehme ich auch dann nur in Betrieb, wenn es für eine Trommelfüllung reicht. Trotzdem weiß ich nicht, wo der ganze Strom geblieben ist."

    Das Umweltbewusstsein mag zwar gestiegen sein, doch über ihren aktuellen Verbrauch im Haushalt sind die wenigsten im Bilde. Und darum tauscht das Energieunternehmen RWE Rhein-Ruhr in Mülheim in den nächsten drei Jahren insgesamt 100.000 herkömmliche Zähler gegen elektronische Messgeräte aus. RWE lässt sich dieses Projekt rund 20 Millionen Euro kosten. Ziel, so der Vorstandsvorsitzende von RWE Rhein-Ruhr, Dr. Georg Müller, ist es, den Kunden aktuelle Informationen über den Stromverbrauch und die Kosten zu liefern:

    "Energieeffizienz ist für uns ein wichtiges Thema. Energieeffizienz hat zum Ziel, das eigene Verbrauchsverhalten zu steuern. Das setzt Transparenz über den eigenen Verbrauch voraus und dafür braucht man zeitnahe, aktuelle Verbrauchsdaten. Und die liefert ein elektronischer Haushaltszähler."

    Private und gewerbliche Kunden müssen nach dem Einbau dieser "intelligenten" elektronischen Messgeräte nicht mehr auf den Stromableser warten, sondern können zum Beispiel an ihrem eigenen PC ablesen, wann und mit welchen Geräten sie wie viel Strom verbraucht haben. Also fast sekundengenau ihren Energieverbrauch nach verfolgen. Das war bislang nicht möglich. Annemarie Kluger:

    "Ich konnte ja wohl schlecht ständig in den Keller herunter laufen, mich vor den Zähler stellen und zukucken, wie schnell sich der Kreisel dreht und dann den Verbrauch an den Fingern abzählen. Davon weiß ich doch auch nicht, wie viel der Fernseher, der Herd oder der Staubsauger an Strom frisst. Da konnte ich immer nur abwarten, bis die Endabrechnung kam."

    Der Datenaustausch über Stromleitung, davon zeigt sich der RWE Rhein-Ruhr Vorstandsvorsitzende Müller überzeugt, wird dazu beitragen, die Motivation zum Energiesparen im eigenen Haushalt schärfen:

    "Ich persönlich bin fest überzeugt davon, dass Transparenz über das eigene Verbrauchsverhalten die Energiesparbemühungen befördert und das werden wir dann tatsächlich in einem sinkenden Energieverbrauch auch sehen können. Eingesparte Energie ist die beste Energie, sie muss nämlich gar nicht erst erzeugt werden."

    Diese bundesweit größte Zähleraustauschaktion besitzt Pilotcharakter. Schließlich hat die Bundesregierung in ihrem 2. Klimaschutzpaket beschlossen, dass ab Anfang 2010 jeder Kunde eines Stromlieferanten die Möglichkeit haben soll, sich einen elektronischen Haushaltszähler einbauen zu lassen.

    Dann allerdings auf eigene Kosten. Und bis dahin möchte RWE Rhein-Ruhr mit diesem Mülheimer Flächenmodell den Nachweis geliefert haben, dass sich eine solche Umrüstung zur Entlastung des privaten Haushaltsbudgets lohnt. Stromkonzerne verlieren schließlich nur ungern Kunden. Dieser elektronische Haushaltszähler gilt in der Branche übrigens als der erste Schritt,

    "um dann den Zähler tatsächlich intelligent zu vernetzen mit am Ende einer kompletten Home-Automation. Letztendlich der Fernsteuerung einer Immobilie."

    Energiekonzerne wollen Gewinne erzielen und setzen wie in diesem Fall RWE Rhein-Ruhr Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro nicht leichtfertig in den Sand. Letztlich geht es auch um Kundenbindung - via elektronischem Zähler über den Preis. Und in nicht all zu ferner Zukunft entscheidet der Kunde, wann und zu welchem Tarif er welches Gerät nutzt. RWE Rhein-Ruhr Vorstand Georg Müller:

    "Also die intelligente Zählerwelt wird ihre Entsprechung finden bei Tarifen. Bei unterschiedlichen Kosten von Strom in Hochlast- und in Schwachlastkosten. Also in Zeiten in hoher und niedriger Nachfrage. Dafür ist allerdings dieser elektronische Haushaltszähler zwingende Voraussetzung."