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Sachsen-Anhalt
Streit über das Bauhaus-Museum Dessau

Von Christoph Richter | 14.10.2014
    In Dessau hat Sachsen-Anhalt Großes vor und will bis zum Bauhaus-Jubiläum 2019 ein neues Museum bauen. Eigentlich. Denn was einst als Vorzeigeprestigeobjekt gedacht war, wird nun Stück für Stück im Klein-Klein der Politik zerrieben. Hauptstreitpunkt ist der Standort des Museums. Während Museumsexperten, Bauhaus-Mitarbeiter, gar der renommierte Architekt David Chipperfield sich für einen Standort in unmittelbarer Nähe zu den Meisterhäusern aussprechen, will SPD-Kultusminister Stephan Dorgerloh, dass das Museum in Dessaus Innenstadt gebaut wird.
    "Weil er der aus Sicht des Stiftungsrats wirtschaftlichste und für die Stiftung auch sinnvollste Standort ist, wenn wir 2019 ein Museum zum Jubiläum haben wollen."
    In einem Gutachten kritisiert jedoch der Landesrechnungshof in Sachsen-Anhalt die ökonomischen Risiken. Und rechnet vor, dass der Bau auf innerstädtischem Grund um die Hälfte teurer wäre, also zwölf Millionen Euro mehr kosten würde. Auch die jährlichen Betriebskosten lägen nach Einschätzungen der Prüfer des Landesrechnungshofes um etwa 450.000 Euro höher als bisher errechnet. Vorwürfe die Kultusminister Dorgerloh vehement zurückweist:
    "Das ist für uns überhaupt nicht nachvollziehbar. Es gibt ein Raumprogramm, es gibt ein Ausstellungskonzept und die Schätzungen, die seriös und belastbar sind, gehen auf exakt 25 Millionen Euro."
    Ein Streit, der nun aber zu eskalieren droht. Während in Sachsen-Anhalt die Finanzierung des Eigenanteils steht, sind im Bundeshaushalt nach Informationen des Deutschlandfunks bis jetzt lediglich 500.000 Euro eingeplant. Nicht mehr. Keine Rede mehr ist von den mal in Aussicht gestellten 12,5 Millionen Euro.
    "Fakt ist: Dieses Jahr muss klar sein, wie viel gibt der Bund und reicht das Geld insgesamt. Ansonsten kriegen wir das zeitlich bis 2019 nicht mehr hin,"
    resümiert Stefan Gebhardt, der kulturpolitische Sprecher der Linken im Magdeburger Landtag. Ähnlich sieht es SPD-Kultusminister Stefan Dorgerloh, der sich hier ungewohnt einig mit den Linken zeigt:
    "Das ist klar, man kann nicht anfangen, bevor nicht die Gesamtfinanzierung des Projekts gesichert ist. Deshalb muss es im Bundeshaushalt 2015 die Verankerung der zwölf Millionen für Dessau geben."
    Aber auch hinsichtlich der Ausstellungsfläche kritisiert der Magdeburger Landesrechnungshof das Vorhaben des Museums-Neubaus in der Dessauer Innenstadt. Die Rede ist von 1.000 Quadratmetern für Wechselausstellungen, 1.100 Quadratmetern für die Dauerausstellung. In dieser Größenordnung sei kein vernünftiger Museumsbetrieb zu leisten, sagen die Kritiker des Landesrechnungshofes und werden in ihrer Argumentation vonseiten der Fachverbände unterstützt, wie dem Museumsverband Sachsen-Anhalt. Als Referenzgröße gilt Weimar - das ebenso ein Bauhaus-Museumsneubau plant - dort sind allerdings knapp 2.300 Quadratmeter für die Dauerausstellung geplant, also doppelt so viel wie in Dessau.
    Die seit August amtierende Bauhaus-Direktorin Claudia Perren will sich zu den Problemen um das Dessauer Museums-Neubauprojekt derzeit nicht äußern.
    Insider sprechen nun gar von einem viel zu engen Terminplan für den Neubau:
    Architektur-Ausschreibung 2015. Beginn der Bauarbeiten 2016. Man kalkuliert eine zweijährige Bauzeit bis 2018. Anschließend muss der Bau austrocknen, da es um Exponate von unschätzbarem Wert geht, die man nicht einfach so in einen feuchten Bau stellen darf.
    Zur Erinnerung: 2019 sollen die 100 Jahres-Feierlichkeiten in der Bauhausstadt Dessau stattfinden. Also es darf nichts dazwischen kommen. Keiner darf gegen den Bau klagen, kein Mammutknochen oder andere archäologische Besonderheit im Baugrund dürfen die Arbeiten aufhalten. Ansonsten wird man im Zelt feiern, resümiert zähneknirschend Linken-Politiker Stefan Gebhardt:
    "Letztendlich ist das nicht gut für uns. Mir ist das Lachen schon längst vergangen."