Als im Sommer dieses jubelvollen Mozartjahres der eine oder andere Salzburger Bürger an einem unscheinbaren Stand auf der Staatsbrücke seinen Namen in eine Unterschriftenliste eintrug, da ahnte niemand, dass dieser an sich auch in Österreich demokratische Akt ein paar Monate später an der Salzach zu einer veritablen Sinn-Krise und zu einer peinlichen Störung der ausklingenden harmonischen Wolferl-Hommage führen würde.
Gefordert wurde damals die Durchführung eines Bürgerbegehrens mit dem Ziel: "Der Gemeinderat soll beschließen, dass die Salzburger Altstadt - für die Dauer eines fünfjährigen Moratoriums - frei von Gegenwartskunst im öffentlichen Raum bleibt." Zwar unterzeichneten dieses krude Ansinnen nicht viel mehr als 2000 Salzburger (also gerade mal zwei Prozent der Wahlberechtigten), aber die Schallgrenze war damit durchbrochen: Ab dieser Zahl muss die Kommune tätig werden und ein Bürgerbegehren in die Wege leiten. Was sie auch zähneknirschend tut, schließlich war die Aktion genehmigt worden von höchster Stelle. Dort hat Salzburg einen Bürgermeister, der mit Nachnamen tatsächlich Schaden heißt, für den Spott, der jetzt über die Stadt ausgeschüttet wird, sorgte aber letztlich ein anderer: der Schweizer Künstler Christoph Büchel.
Die Idee mit der Unterschriftenliste war auf seinem Mist gewachsen und war nichts anderes als eine volksnah verpackte hinterhältige Reaktion auf die lautstarken Proteste der Bevölkerung gegen das Kunstfestival "Kontracom", das die barocke Beschaulichkeit und den geschleckten Festival-Glanz zwischen Mai und Juli mit umgestürzten Hubschraubern, verbarrikadierten Mirabellgärten, bunten Bällen und anderem beunruhigendem Phantasiekram international renommierter Künstler gar empfindlich kontrastiert hatte. Büchel rief als agent provocateur "Salzburg bleib frei!" und die Bürger und Politiker tappten brav in seine Kunst-Falle. Dass der Schweizer seinen schneidigen Slogan bei der FPÖ geklaut hatte, fiel seinerzeit wohl niemandem auf: Die Freiheitlichen hatten in diesem Jahr schon mit "Österreich bleib frei!" ein schwer nationalistisch unterfüttertes Volksbegehren auf Staatsebene angestrengt, bei dem es irgendwie um störende Türken oder so ging.
Nun aber sollte es erstmal der Kunst an den Kragen gehen, glaubten die braven Salzburger dankbar. Und wenn sie von heute bis Samstag recht eifrig ihr Kreuzchen machen, dann drücken sie damit leider auch ganz legal ihren Unmut über eine weitere "Verschandelung des Weltkulturerbes" und eine "verfehlte Subventionspolitik" aus, ziehen gegen "Nicht-Kunst" und "elitäres, geschmackloses Kunstverständnis" zu Felde: 300 Volkstumsvereine, so rechnen die Kunst-Gegner weiter vor, erhielten im laufenden Jahr gerade mal 100.000 Euro Zuschüsse, das Kunstfestival dagegen 1,3 Millionen. Dem Initiator Büchel, dessen ironische und täuschend echt aufgezogene Kampagne sich nun als Schuss nach hinten herausstellen könnte, sind sie unbekannterweise auf jeden Fall sehr verbunden.
Auch wenn sich der Schweizer längst vom Salzburger Acker gemacht hat, nicht ohne sein Honorar mitzunehmen, aber doch ohne zu bedenken, was er da möglicherweise angerichtet hat: Wenn es jetzt ganz dumm kommt, dann bleibt das heilige museale Pflaster zwischen Dom und Mozarthaus, Residenzplatz und Getreidegasse wirklich auf absehbare Zeit kunst- und irritationsfrei: "Alles in dieser Stadt ist gegen das Schöpferische" und wo sich Phantasie zeigt, "wird sie ausgerottet", sagte aber schon Thomas Bernhard. So stünde Jedermanns aktuelles Ansinnen in schöner, alter, verstaubter Tradition.
Dass die nicht umsonst verteidigt werden kann, hatte bei dem ganzen Possenspiel freilich niemand so richtig bedacht: 40.000 Euro kostet nämlich solch ein Bürgerbegehren. Und das ruft wieder Herrn Schaden auf den Plan, der - dieses Wortspiel sei erlaubt - eigentlich Gleichnamigen von seiner Stadt abwenden sollte und nun in der Bredouille steckt. Die Folgekosten dieser als Kunst getarnten Provokation kann er schließlich schwerlich seinen Steuerzahlern aufbürden. Kostenfrei bleibt auch Salzburg nicht frei, egal wovon.
Wahrscheinlich aber greifen dem Bürgermeister die Veranstalter von "Mozart 2006" unter die Arme: Die haben mit den klassischen Festspielen soviel Geld verdient, dass sie des Volkes Begehren, die zeitgenössische Kunst aus der schönen Stadt zu verbannen, locker finanzieren können. Ohne Hintergedanken, versteht sich.
Gefordert wurde damals die Durchführung eines Bürgerbegehrens mit dem Ziel: "Der Gemeinderat soll beschließen, dass die Salzburger Altstadt - für die Dauer eines fünfjährigen Moratoriums - frei von Gegenwartskunst im öffentlichen Raum bleibt." Zwar unterzeichneten dieses krude Ansinnen nicht viel mehr als 2000 Salzburger (also gerade mal zwei Prozent der Wahlberechtigten), aber die Schallgrenze war damit durchbrochen: Ab dieser Zahl muss die Kommune tätig werden und ein Bürgerbegehren in die Wege leiten. Was sie auch zähneknirschend tut, schließlich war die Aktion genehmigt worden von höchster Stelle. Dort hat Salzburg einen Bürgermeister, der mit Nachnamen tatsächlich Schaden heißt, für den Spott, der jetzt über die Stadt ausgeschüttet wird, sorgte aber letztlich ein anderer: der Schweizer Künstler Christoph Büchel.
Die Idee mit der Unterschriftenliste war auf seinem Mist gewachsen und war nichts anderes als eine volksnah verpackte hinterhältige Reaktion auf die lautstarken Proteste der Bevölkerung gegen das Kunstfestival "Kontracom", das die barocke Beschaulichkeit und den geschleckten Festival-Glanz zwischen Mai und Juli mit umgestürzten Hubschraubern, verbarrikadierten Mirabellgärten, bunten Bällen und anderem beunruhigendem Phantasiekram international renommierter Künstler gar empfindlich kontrastiert hatte. Büchel rief als agent provocateur "Salzburg bleib frei!" und die Bürger und Politiker tappten brav in seine Kunst-Falle. Dass der Schweizer seinen schneidigen Slogan bei der FPÖ geklaut hatte, fiel seinerzeit wohl niemandem auf: Die Freiheitlichen hatten in diesem Jahr schon mit "Österreich bleib frei!" ein schwer nationalistisch unterfüttertes Volksbegehren auf Staatsebene angestrengt, bei dem es irgendwie um störende Türken oder so ging.
Nun aber sollte es erstmal der Kunst an den Kragen gehen, glaubten die braven Salzburger dankbar. Und wenn sie von heute bis Samstag recht eifrig ihr Kreuzchen machen, dann drücken sie damit leider auch ganz legal ihren Unmut über eine weitere "Verschandelung des Weltkulturerbes" und eine "verfehlte Subventionspolitik" aus, ziehen gegen "Nicht-Kunst" und "elitäres, geschmackloses Kunstverständnis" zu Felde: 300 Volkstumsvereine, so rechnen die Kunst-Gegner weiter vor, erhielten im laufenden Jahr gerade mal 100.000 Euro Zuschüsse, das Kunstfestival dagegen 1,3 Millionen. Dem Initiator Büchel, dessen ironische und täuschend echt aufgezogene Kampagne sich nun als Schuss nach hinten herausstellen könnte, sind sie unbekannterweise auf jeden Fall sehr verbunden.
Auch wenn sich der Schweizer längst vom Salzburger Acker gemacht hat, nicht ohne sein Honorar mitzunehmen, aber doch ohne zu bedenken, was er da möglicherweise angerichtet hat: Wenn es jetzt ganz dumm kommt, dann bleibt das heilige museale Pflaster zwischen Dom und Mozarthaus, Residenzplatz und Getreidegasse wirklich auf absehbare Zeit kunst- und irritationsfrei: "Alles in dieser Stadt ist gegen das Schöpferische" und wo sich Phantasie zeigt, "wird sie ausgerottet", sagte aber schon Thomas Bernhard. So stünde Jedermanns aktuelles Ansinnen in schöner, alter, verstaubter Tradition.
Dass die nicht umsonst verteidigt werden kann, hatte bei dem ganzen Possenspiel freilich niemand so richtig bedacht: 40.000 Euro kostet nämlich solch ein Bürgerbegehren. Und das ruft wieder Herrn Schaden auf den Plan, der - dieses Wortspiel sei erlaubt - eigentlich Gleichnamigen von seiner Stadt abwenden sollte und nun in der Bredouille steckt. Die Folgekosten dieser als Kunst getarnten Provokation kann er schließlich schwerlich seinen Steuerzahlern aufbürden. Kostenfrei bleibt auch Salzburg nicht frei, egal wovon.
Wahrscheinlich aber greifen dem Bürgermeister die Veranstalter von "Mozart 2006" unter die Arme: Die haben mit den klassischen Festspielen soviel Geld verdient, dass sie des Volkes Begehren, die zeitgenössische Kunst aus der schönen Stadt zu verbannen, locker finanzieren können. Ohne Hintergedanken, versteht sich.