
Salzwiesen dienen an der Nordseeküste als Pufferzone zwischen dem Meer und dem Festland, in der bei Hochwasser der Wellenschlag abgeschwächt wird. Laut der Untersuchung, die kürzlich in der Fachzeitschrift "Scientific Reports" erschien, haben höhere Wassertemperaturen und ein höherer CO2-Gehalt im Wasser infolge des Klimawandels keine negativen Folgen auf die wellendämpfende Funktion zweier wichtiger Salzwiesenpflanzenarten.
Salzwiesen sind Wellenbrecher
"Dadurch, dass die Pflanzen dem Wasser im Weg stehen, sorgen sie dafür, dass Wellen-Energie abgeschwächt wird", erklärte Maike Paul vom Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau und Ästuar- und Küsteningenieurwesen der Universität Hannover. Zusammen mit Wissenschaftlern der Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts in List auf Sylt wurde untersucht, inwieweit sich die biomechanischen Eigenschaften von zwei Salzwiesenpflanzenarten - dem Salz-Schlickgras (Spartina anglica) und der Strand-Quecke (Elymus athericus) - unter künftigen klimatischen Bedingungen verändern. Für den Versuch legten die Experten Annahmen eines Szenarios des Weltklimarats (IPCC) zugrunde und setzten die Pflanzen in einem Labor 13 Wochen lang einer drei Grad höheren Wassertemperatur und einem CO2-Gehalt von 800 ppm (Teilchen CO2 pro Millionen Teilchen) aus.
Forscher: Studienergebnisse bei künftigen Anpassungsstrategien berücksichtigen
"Mit unserer Studie konnten wir zeigen, dass sich die Küstenschutzfunktion der Salzwiesen nicht verschlechtern wird, auch wenn der Klimawandel so kommt, wie wir alle befürchten", betonte Paul. Aus Sicht der Forscher können die Erkenntnisse bei künftigen Anpassungsstrategien an die Klimaveränderungen große Bedeutung für den Küstenschutz haben. Denn die Daten seien wertvoll, um Prognosen für die Schutzwirkung von Salzwiesen zu geben, hieß es.
Bestehende Salzwiesen sollten erhalten und in Küstenschutzpläne einbezogen werden. "Wir sollten auch darüber nachdenken, ob wir diese Flächen nicht vergrößern könnten, um noch mehr von ihrer Schutzwirkung zu nutzen", sagte Wissenschaftlerin Paul.
Salzwiesen kennzeichnet, dass sie regelmäßig vom salzigen Meerwasser überflutet werden. Vor den schleswig-holsteinischen Deichen und auf den Halligen gibt es nach Angaben der Nationalparkverwaltung mehr als 13.000 Hektar Salzwiesen. In Niedersachsen sind es etwa 8.400 Hektar vor den Küstendeichen und an den Südseiten der Inseln. Zusammen entspricht das einer Fläche von fast 30.000 Fußballfeldern.