Im winzigen Laden "Real Brasil" - ein Wortspiel auf die brasilianische Währung, den Real - werden Maniokwurzeln kundig entzweigebrochen, um sicher zu sein, dass sie auch frisch sind.
Die Kundin ist zufrieden. Sie ist Köchin im privaten Schloss von Gort, und ihr Chef, ein Ire, will immer nur brasilianisch essen. - Ein Drittel der etwa zweieinhalbtausend Einwohner von Gort im irischen Westen kommt aus Brasilien.
Es ist eine irische Kleinstadt, wie es Hunderte davon gibt, farbige kleine Häuschen, ein überdimensionierter Platz wie für einen Viehmarkt. Die Kleidergeschäfte folgen zwar immer noch eher dem irischen Geschmack, das Hotel am Platz serviert unbeeindruckt Kartoffelbrei und wässrige Würstchen, aber unter den Passanten sind verblüffend viele olive-farbene und dunklere Gesichter, die Busse aus Limerick, Ennis und Galway spucken eben die brasilianischen Pendler aus. Frank Murray ist der Integrationspionier von Gort. Er wurde von der Universität Galway hierher geschickt, um Gemeindebetreuer auszubilden und um die Anliegen der Brasilianer zu vertreten. Es ist nicht immer rosig, gibt er zu, und weist auf einen Zeitungsladen, wo man billig nach Übersee telefonieren kann:
Die Zeitungsverkäuferin weiß schon, welche neu angekommen sind: die weinen viel in den ersten Wochen.
Die Brasilianer sind wie das schwarze irische Bier, Guinness: Sie lassen sich nur schwer verpflanzen und brauchen lange, um sich wohl zu fühlen, sagt Frank, ein gebürtiger Schotte und gelernter Zimmermann, der ein Vierteljahrhundert lang in den verschiedensten Ländern lebte. Jetzt schreibt er hier Gesuche und füllt Formulare aus. - Vor sechs Jahren holte die lokale Fleischfabrik, Seán Duffy, eine Handvoll Brasilianer nach Gort, weil sie dringend Arbeiter brauchte. Im Laufe der Jahre kamen Freunde und Verwandte nach; fast alle Brasilianer von Gort stammen aus demselben Viertel der Stadt Anapolis, sie kennen einander schon lange.
Frank nennt Gort ein Musterbeispiel für Integration, zum Beispiel, weil es gleich viele Frauen wie Männer gibt. Er habe in den 70er-Jahren in Deutschland gearbeitet, aber da seien alle Gastarbeiter Männer gewesen; das könne unmöglich funktionieren.
Es sind sich alle - die Einheimischen wie auch die Brasilianer - bewusst, dass sie in einem Experiment leben, und sie scheinen etwas erstaunt darüber. Viele Brasilianer haben hier in Irland zum ersten Mal das Meer gesehen, aber Fußball haben sie schon zu Hause gespielt. So gründeten sie ihre eigene Mannschaft, Samba Celtic, und spielen in der irischen Liga.
Die Spieler turnen sich warm, zwei Pferde von der Weide daneben schauen etwas verblüfft zu. Es nieselt, nur vier der acht Spieler haben sich tapfer eine kurze Hose angezogen. Trainer Ezechias Santos, ein ehemaliger Fußballprofi, der jetzt als Metzger in der Fleischfabrik arbeitet, kommandiert. Er trägt nicht zufällig den Spitznamen Torao - Stier.
Die Brasilianer, sagt er, reden mit dem Ball, die Iren rennen. Natürlich seien irische Spieler technisch gut, aber Brasilianer seien besser.
Und während sich die Spieler auf dem matschigen Gras einlaufen, fantasiert der Schotte Frank, der auch mitmacht, von seinem Traumteam: Polen in der Verteidigung, Brasilianer im Angriff.
Derartige Gedankenspielereien sind heutzutage in Irland nicht mehr absurd - denn polnische Gastarbeiter gibt es gleich in Limerick zu Tausenden.
Die Kundin ist zufrieden. Sie ist Köchin im privaten Schloss von Gort, und ihr Chef, ein Ire, will immer nur brasilianisch essen. - Ein Drittel der etwa zweieinhalbtausend Einwohner von Gort im irischen Westen kommt aus Brasilien.
Es ist eine irische Kleinstadt, wie es Hunderte davon gibt, farbige kleine Häuschen, ein überdimensionierter Platz wie für einen Viehmarkt. Die Kleidergeschäfte folgen zwar immer noch eher dem irischen Geschmack, das Hotel am Platz serviert unbeeindruckt Kartoffelbrei und wässrige Würstchen, aber unter den Passanten sind verblüffend viele olive-farbene und dunklere Gesichter, die Busse aus Limerick, Ennis und Galway spucken eben die brasilianischen Pendler aus. Frank Murray ist der Integrationspionier von Gort. Er wurde von der Universität Galway hierher geschickt, um Gemeindebetreuer auszubilden und um die Anliegen der Brasilianer zu vertreten. Es ist nicht immer rosig, gibt er zu, und weist auf einen Zeitungsladen, wo man billig nach Übersee telefonieren kann:
Die Zeitungsverkäuferin weiß schon, welche neu angekommen sind: die weinen viel in den ersten Wochen.
Die Brasilianer sind wie das schwarze irische Bier, Guinness: Sie lassen sich nur schwer verpflanzen und brauchen lange, um sich wohl zu fühlen, sagt Frank, ein gebürtiger Schotte und gelernter Zimmermann, der ein Vierteljahrhundert lang in den verschiedensten Ländern lebte. Jetzt schreibt er hier Gesuche und füllt Formulare aus. - Vor sechs Jahren holte die lokale Fleischfabrik, Seán Duffy, eine Handvoll Brasilianer nach Gort, weil sie dringend Arbeiter brauchte. Im Laufe der Jahre kamen Freunde und Verwandte nach; fast alle Brasilianer von Gort stammen aus demselben Viertel der Stadt Anapolis, sie kennen einander schon lange.
Frank nennt Gort ein Musterbeispiel für Integration, zum Beispiel, weil es gleich viele Frauen wie Männer gibt. Er habe in den 70er-Jahren in Deutschland gearbeitet, aber da seien alle Gastarbeiter Männer gewesen; das könne unmöglich funktionieren.
Es sind sich alle - die Einheimischen wie auch die Brasilianer - bewusst, dass sie in einem Experiment leben, und sie scheinen etwas erstaunt darüber. Viele Brasilianer haben hier in Irland zum ersten Mal das Meer gesehen, aber Fußball haben sie schon zu Hause gespielt. So gründeten sie ihre eigene Mannschaft, Samba Celtic, und spielen in der irischen Liga.
Die Spieler turnen sich warm, zwei Pferde von der Weide daneben schauen etwas verblüfft zu. Es nieselt, nur vier der acht Spieler haben sich tapfer eine kurze Hose angezogen. Trainer Ezechias Santos, ein ehemaliger Fußballprofi, der jetzt als Metzger in der Fleischfabrik arbeitet, kommandiert. Er trägt nicht zufällig den Spitznamen Torao - Stier.
Die Brasilianer, sagt er, reden mit dem Ball, die Iren rennen. Natürlich seien irische Spieler technisch gut, aber Brasilianer seien besser.
Und während sich die Spieler auf dem matschigen Gras einlaufen, fantasiert der Schotte Frank, der auch mitmacht, von seinem Traumteam: Polen in der Verteidigung, Brasilianer im Angriff.
Derartige Gedankenspielereien sind heutzutage in Irland nicht mehr absurd - denn polnische Gastarbeiter gibt es gleich in Limerick zu Tausenden.