Donnerstag, 28. März 2024

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Sammlung Zander
"Naive Kunst stärker integrieren"

In der Sammlung Zander sind tausende Werke aus den Bereichen Naive Kunst und Outsider Art versammelt. Jetzt will die Sammlung keine eigenen Ausstellungen mehr organisieren, aber weiter Bilder verleihen. Ein symbolischer Schritt, so Thomas Röske, Präsident der European Ousider Art Association, im Dlf.

Thomas Röske im Gespräch mit Jörg Biesler | 12.11.2019
Henri Rousseau, "Tropischer Wald mit Affen", 1844-1910, 1910, Öl auf Leinwand
Henri Rousseaus' "Tropischer Wald mit Affen" wird der Naiven Kunst zugeordnet. (imago images / Artokoloro)
Naive Kunst, Outsider Art, Volkskunst: Die Sammlung Zander ist auf Kunst von Autodidakten spezialisiert. Über 4.500 Werke hatte Charlotte Zander, die 2014 verstarb, über mehrere Jahrzehnte zusammengetragen, darunter Werke von Camille Bombois, Henri Rousseau und Adalbert Trillhaase.
Seit Mitte der 90er Jahre war die Sammlung im Schloss Bönnigheim in Bönnigheim untergebracht - ab nächstem Jahr allerdings verlässt die Sammlung das Gebäude und wird keine eigenen Ausstellungen mehr zusammenstellen. Die Zusammenarbeit mit internationalen Museen soll aber laut der Sammlung fortgeführt werden.
Naive Kunst stärker in Museen einbinden
Das sei durchaus symbolisch für eine bestimmte Haltung, meint Thomas Röske, Präsident der European Ousider Art Association, im Deutschlandfunk. Es gebe Bestrebungen insbesondere auch im Kunstmarkt, die sogenannte Outsider Art und Naive Kunst stärker zu integrieren. Bönnigheim sei zwar ein "schöner Standort", liege aber "ziemlich [weit] ab" - es sei verständlich, dass man versuchen wolle, die Werke bekannter zu machen und mehr in das öffentliche Bewusstsein zu heben.
Das Museum of Modern Art in New York habe zum Beispiel bei seiner Wiedereröffnung einige Klassiker aus der Outsider Art eingebunden. Es werde aber sicher noch lange dauern, bis internationale Museen nachziehen werden, so Röske.
Der Heidelberger Kunsthistoriker und Arzt Hans PRINZHORN hat Zeit seines Lebens Kunstwerke von psychisch Kranken gesammelt; die 120 Werke in der Ausstellung in der Scharf-Gerstenberg-Sammlung in Charlottenburg sind nicht unter Psychopharmaka oder psychiatrischer Behandlung entstanden; fast durchgängig sind die Bilder und Skulpturen der zumeist in Heimen untergebrachten Künstler mit Darstellungen von Geistern und Dämonen reich bebildert; Foto : dieses Holzskulpturen von Karl GENZEL gehören zu den wenigen plastischen Werken in
Phänomen "Outsider Art" - Authentische Kunst von Laien
In seiner Gallery of Everything in London zeigt James Brett "Outsider Art": Kunst von Menschen am Rande des Kunstbetriebes. Dass sie besonders in Deutschland so akzeptiert ist, liegt nicht zuletzt an den Nazis.
"Das Rad neu erfinden"
Das Besondere an diesen Werken liegt laut Röske darin, dass die Künstler "aus einem inneren Antrieb, aus einem großen Druck heraus mit bildnerischen Mitteln eine bestimmte Botschaft formulieren". "Oftmals erfinden sie das Rad neu, aber auf wirklich verblüffende Weise", so Röske.
Es gebe immer mehr Ausstellungen von Werken mit moderner Kunst, die Werke aus diesen Randbereichen integrierten - weil sie in ihrer Themenwahl auch Aspekte des Irrationalen mit einbezögen. "Ich glaube, wir werden in den nächsten Jahren immer wieder solchen spezifischen Ausstellungsthemen begegnen. Und das wird dazu beitragen, dass wir diese Kunst auch in einer verständnisvollen Weise in den Kunstbetrieb eingefasst sehen."