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Sanfter Tourismus im Geopark

Insgesamt gibt es hierzulande 90 Naturparks. Allerdings: Der Naturpark Bergstraße-Odenwald wird in einem vom Verband Deutscher Naturparke herausgegebenen Praxisleitfaden unter der Rubrik "Kooperation statt Konfrontation" als Beispielregion benannt. In der Broschüre "Nachhaltiger Tourismus in deutschen Naturparken" wird aufgezeigt, wie Naturparks den Fremdenverkehr im Sinne der europäischen Charta für nachhaltigen Tourismus fördern können.

von Ludger Fittkau | 12.07.2002
    Landschaftlich sehr schön, und hier wird viel gemacht fürs Radfahren, rund herum. Man kann von Lorch aus alle Wege fahren, überall.

    Ich bin ein ausgesprochener Wanderer und ich finde die ganz toll, die Odenwald-Wanderzeichen. Sehr gut ausgezeichnet, für die Freizeit wunderbar nutzbar.

    Zufrieden sind die Sommerfrischlerinnen im Naturpark Odenwald-Bergstraße. Dennoch sind aber die Naturpark-Verantwortlichen mit dem Status Quo noch längst nicht einverstanden. Im wahrsten Sinne des Wortes will man den Besuchern des Parks noch mehr entgegen kommen: Deshalb wurde das so genannte Ranger-Projekt aus der Taufe gehoben. Zehn engagierte Biologen, Geographen und Geologen gehen als "Park-Ranger" auf Wanderparkplätzen auf die Odenwald-Besucher zu und informieren sie über die Naturschönheiten oder leiten ökologische Führungen. Lars Gölz ist in der Naturpark-Verwaltung für das Projekt zuständig:

    Der längerfristige Trend ist eigentlich der, dass durch die Billiganbieter im Ausland der Deutschlandtourismus natürlich abnimmt. Wir haben nur dann langfristig eine Chance, wenn wir das Ganze durch einen gewissen Bildungs- und Qualitätsaspekt aufwerten. Aus diesem Grund haben wir auch dieses Ranger-Projekt.

    Die "Ranger" sollen langfristig in ein ganz neues Konzept eingebunden werden, mit dem sich der Naturpark weiterentwickeln will, um den sanften Tourismus in der Region noch attraktiver zu machen: Im Odenwald soll ein so genannter Geopark unter der Schirmherrschaft der UNESCO entstehen. Die Geografin Claudia Eckhardt arbeitet seit einem Jahr federführend am Projekt, an dem die drei Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Hessen beteiligt sind:

    Ein Geopark ist ein großräumiges Gebiet von besonderer geologischer Bedeutung, besonderen geologischen Verhältnissen, die man auch erleben kann. Das heißt, die müssen aufgeschlossen sein, an der Erdoberfläche sichtbar sein und vermittelbar sein.

    Vom Weltnaturerbe Grube Messel bei Darmstadt bis zum Neckartal reichen die in Mitteleuropa teilweise unvergleichlichen geologischen Besonderheiten des Odenwaldes. Sie sollen im UNESCO-Geopark aus einem Guss präsentiert werden. Mit einem Netz auch inhaltlich sehr unterschiedlicher Erlebnisbereiche sollen die Besucher an die Region herangeführt werden. Claudia Eckhardt:

    Dieses Konzept der Erlebnisbereiche wird verdichtet durch Informationszentren zur Geologie, durch Begegnungsstätten und durch sogenannte Eingangstore. Das sind zum Teil Museen, die schon existieren, zum Teil Einrichtungen, die noch gebaut werden sollen. Die thematisch in den Geopark einführen: Im Norden geschieht das unter dem Aspekt "Die Geschichte der Landwirtschaft", im Westen unter dem Aspekt "Naturschutz", im Süden unter dem Aspekt "Literaturgeschichte des Odenwalds" und "Flussgeschichte des Neckars". Im Osten werden die Römer im Odenwald bewundert.

    Um einen behutsamen Umgang mit dem Landschaftserbe der alten Kulturregion durchzusetzen, sei die Zusammenarbeit aller wichtigen Akteure gefragt, betont die Geologin.

    Von der Steinindustrie, über die Gemeinden und die drei beteiligten Bundesländer bis zu den Naturschutzverbänden reicht das Spektrum der Geopark-Beteiligten. Schließlich könne in einem so facettenreichen Wirtschaftszweig wie dem Tourismus ein Konzept zum nachhaltigen Fremdenverkehr nicht von oben verordnet werden, glaubt Lars Gölz, in der Naturpark-Verwaltung für den Tourismus zuständig:

    Der sanfte Tourismus hält die Spannung zwischen Naturnutzung und andererseits schützt es Natur. Das ist die klassische Aufgabe des Naturparks.

    Im Naturpark Odenwald-Bergstraße wird dies nun besonders kreativ umgesetzt. Im nächsten Jahr, so hofft man, könnte der Geo-Park bereits die Anerkennung der UNESCO bekommen.