Er will die Gunst der Stunde nutzen und seinem Macherimage gerecht werden: Nicolas Sarkozys Abstecher nach Libyen fügt sich als weiterer Stein ins Mosaik seiner Vision. Libyen, beim Barcelona Prozess der EU nur Beobachter, soll in die Strategie einer Mittelmeer-Union eingebaut werden, eine Strategie, die Sarkozy im Wahlkampf angekündigt und am Abend seiner Wahl zum Präsidenten bekräftigt hatte:
"An alle Völker des Mittelmeeres richte ich diesen Appell. Ich sage Ihnen, im Mittelmeer wird alles entschieden. Wir müssen allen Hass überwinden, um Platz für einen großen Traum des Friedens und der Zivilisationen zu lassen. Die Zeit ist gekommen, eine Mittelmeerunion zu errichten als Bindeglied zwischen Europa und Afrika. Was wir vor 60 Jahren für Europa getan haben, schaffen wir morgen für die Mittelmeerunion."
Folglich soll diese Mittelmeerunion auf drei Säulen ruhen: der verstärkten wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Integration, möglicherweise über eine neue Mittelmeer Entwicklungsbank, einer gemeinsamen Umweltpolitik, damit laut Sarkozy das Mittelmeer das sauberste Meer der Welt wird, und dem gemeinsamen Kampf gegen illegale Einwanderung, Verbrechen und Terrorismus. Frankreichs Präsident hat auch schon konkrete Zeitvorstellungen: ein erstes Gipfeltreffen im ersten Halbjahr kommenden Jahres. In der zweiten Jahreshälfte 2008 hofft Sarkozy dann die Ergebnisse der von ihm angestoßenen Diskussion unter französischer EU Präsidentschaft einfahren zu können.
Natürlich darf man dem französischen Staatschef gleich mehrere Hintergedanken unterstellen: Zum einen will er mit der Mittelmeer-Union ein Auffangbecken für die Türkei schaffen. Schließlich ist er gegen eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU. Zum anderen glaubt er, das Problem der illegalen Einwanderung so besser in den Griff zu bekommen, ohne gleichzeitig Frankreich traditionell verbundene Staaten wie Algerien oder Marokko vor den Kopf zu stoßen. Und natürlich liebäugelt Sarkozy insgeheim mit einer Annäherung zwischen Israel und den Palästinensern sowie den arabischen Mittelmeer-Anrainerstaaten. Genau darin liegt freilich die Crux. Auch der 1995 von der EU in der Euphorie der Abkommen von Oslo und Madrid lancierte Barcelona-Prozess sollte als Katalysator für den Nahost-Frieden dienen.
Als Schimäre bewertete denn die Tageszeitung "Le Monde" unlängst Sarkozys Idee einer Mittelmeer-Union. Solche Kritik lässt den Macher Sarkozy unbeeindruckt. Vor 14 Tagen reiste er zu einem Abstecher nach Tunis und Alger.
""Die Freundschaft wird mehr durch Projekte und Taten genährt als durch Verträge, Reden und Worte. Diesbezüglich sind unsere Uhren genau gleich geschaltet","
sagte Sarkozy im Anschluss an eine Unterredung mit dem algerischen Präsidenten Bouteflika. Das bilaterale Freundschaftsabkommen, dem die Algerier kritisch gegenüberstanden, scheint vom Tisch, angesagt die Mittelmeer-Union. Und dafür leistet Sarkozy Überzeugungsarbeit: festern in Libyen bei Oberst Gaddafi, demnächst in der Türkei und im Herbst auch in Marokko. Dorthin wollte der Präsident eigentlich schon neulich reisen und zwar direkt vor seiner Visite in Algerien und Tunesien. Er wurde kurzerhand ausgeladen - offiziell wegen Terminschwierigkeiten, inoffiziell wegen Terrordrohungen und streng geheim einfach deshalb, weil seit einem Jahrzehnt die Grenze zwischen Marokko und Algerien geschlossen ist. Dieses Beispiel verdeutlicht, welche Hürden es neben dem israelisch- palästinensischen Konflikt auf dem Weg zu einer Mittelmeer-Union zu überwinden gilt.
In einem Punkt scheint Sarkozy freilich auch bei befreundeten Europäern auf offene Ohren zu stoßen: Allein mit Milliarden an Wirtschaftshilfe lässt sich der Mittelmeerraum nicht enger an die EU binden. Der Barcelona-Prozess ist im Grunde gescheitert.
"An alle Völker des Mittelmeeres richte ich diesen Appell. Ich sage Ihnen, im Mittelmeer wird alles entschieden. Wir müssen allen Hass überwinden, um Platz für einen großen Traum des Friedens und der Zivilisationen zu lassen. Die Zeit ist gekommen, eine Mittelmeerunion zu errichten als Bindeglied zwischen Europa und Afrika. Was wir vor 60 Jahren für Europa getan haben, schaffen wir morgen für die Mittelmeerunion."
Folglich soll diese Mittelmeerunion auf drei Säulen ruhen: der verstärkten wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Integration, möglicherweise über eine neue Mittelmeer Entwicklungsbank, einer gemeinsamen Umweltpolitik, damit laut Sarkozy das Mittelmeer das sauberste Meer der Welt wird, und dem gemeinsamen Kampf gegen illegale Einwanderung, Verbrechen und Terrorismus. Frankreichs Präsident hat auch schon konkrete Zeitvorstellungen: ein erstes Gipfeltreffen im ersten Halbjahr kommenden Jahres. In der zweiten Jahreshälfte 2008 hofft Sarkozy dann die Ergebnisse der von ihm angestoßenen Diskussion unter französischer EU Präsidentschaft einfahren zu können.
Natürlich darf man dem französischen Staatschef gleich mehrere Hintergedanken unterstellen: Zum einen will er mit der Mittelmeer-Union ein Auffangbecken für die Türkei schaffen. Schließlich ist er gegen eine Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU. Zum anderen glaubt er, das Problem der illegalen Einwanderung so besser in den Griff zu bekommen, ohne gleichzeitig Frankreich traditionell verbundene Staaten wie Algerien oder Marokko vor den Kopf zu stoßen. Und natürlich liebäugelt Sarkozy insgeheim mit einer Annäherung zwischen Israel und den Palästinensern sowie den arabischen Mittelmeer-Anrainerstaaten. Genau darin liegt freilich die Crux. Auch der 1995 von der EU in der Euphorie der Abkommen von Oslo und Madrid lancierte Barcelona-Prozess sollte als Katalysator für den Nahost-Frieden dienen.
Als Schimäre bewertete denn die Tageszeitung "Le Monde" unlängst Sarkozys Idee einer Mittelmeer-Union. Solche Kritik lässt den Macher Sarkozy unbeeindruckt. Vor 14 Tagen reiste er zu einem Abstecher nach Tunis und Alger.
""Die Freundschaft wird mehr durch Projekte und Taten genährt als durch Verträge, Reden und Worte. Diesbezüglich sind unsere Uhren genau gleich geschaltet","
sagte Sarkozy im Anschluss an eine Unterredung mit dem algerischen Präsidenten Bouteflika. Das bilaterale Freundschaftsabkommen, dem die Algerier kritisch gegenüberstanden, scheint vom Tisch, angesagt die Mittelmeer-Union. Und dafür leistet Sarkozy Überzeugungsarbeit: festern in Libyen bei Oberst Gaddafi, demnächst in der Türkei und im Herbst auch in Marokko. Dorthin wollte der Präsident eigentlich schon neulich reisen und zwar direkt vor seiner Visite in Algerien und Tunesien. Er wurde kurzerhand ausgeladen - offiziell wegen Terminschwierigkeiten, inoffiziell wegen Terrordrohungen und streng geheim einfach deshalb, weil seit einem Jahrzehnt die Grenze zwischen Marokko und Algerien geschlossen ist. Dieses Beispiel verdeutlicht, welche Hürden es neben dem israelisch- palästinensischen Konflikt auf dem Weg zu einer Mittelmeer-Union zu überwinden gilt.
In einem Punkt scheint Sarkozy freilich auch bei befreundeten Europäern auf offene Ohren zu stoßen: Allein mit Milliarden an Wirtschaftshilfe lässt sich der Mittelmeerraum nicht enger an die EU binden. Der Barcelona-Prozess ist im Grunde gescheitert.